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Quelle: dpa/Christoph Hardt

Pläne des Senats

Bezirke überrascht von Impfungen in sozialen Brennpunkten

Berliner Bezirkspolitiker haben sich überrascht über die Ankündigung des Senats gezeigt, gezielt in sozialen Brennpunkten zu impfen. Während Neukölln dafür Impfbusse auf Wochenmärkten vorschlägt, hält ein Amtsarzt die Pläne für nicht zielführend.

Die Bezirke Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg zeigen sich überrascht, dass ab der kommenden Woche in den Stadtteilzentren geimpft werden soll. Der Senat hatte am Dienstag beschlossen, dafür 10.000 Impfdosen in die Bezirke zu geben.

Damit soll sozial benachteiligten Berlinern ein Angebot gemacht werden. Die Impfungen sollen niederschwellig und ohne Voranmeldung erfolgen, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) angekündigt hatte. Eingesetzt werden soll der Impfstoff von Johnson & Johnson, weil damit nur eine Impfung notwendig ist.

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Kritik von Amtsarzt Larscheid: "Geht am Problem vorbei"

Gesundheitssstadtrat Detlef Wagner (CDU) aus Charlottenburg-Wilmersdorf sagte dem rbb, die Bezirke seien erst am Mittwoch informiert worden. Das bestätigte auch der Gesundheitsstadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Oliver Schworck (SPD). Nun müsse erst einmal eine Infrastruktur für das Impfen in den Stadtteilzentren geschaffen werden.

Kritik kam auch aus Reinickendorf. Amtsarzt Patrick Larscheid sagte im rbb-Inforadio, die Aktion gehe am eigentlichen Problem dieser Viertel vorbei. Es gebe Bevölkerungskreise, die Corona-Maßnahmen ablehnten und nicht bereit seien, Einschränkungen zu akzeptieren. Der Einsatz eines Impfmobils reiche in diesen Fällen nicht. "Es braucht Informationen und nicht ein Angebot, das am Ende der Kette steht", so Larscheid.

Falko Liecke (CDU), Gesundheitsstadtrat in Neukölln, begrüßte den Schritt dagegen. Er wolle aber andere Möglichkeiten als die Stadtteilzentren für das Impfen nutzen. Zum Beispiel einen Impfbus, der auf Wochenmärkte gestellt werden könne.

Pilotprojekt in Köln

Intensivmediziner hatten beklagt, dass zunehmend Menschen aus prekären Verhältnissen auf den Intensivstationen liegen und mehr Impfungen in Brennpunkten gefordert [tagesschau.de].

In Kölner Hochhaussiedlungen hatte am Montag ein bundesweites Pilotprojekt begonnen, im Stadtteil Chorweiler ließen sich allein am Dienstag fast 500 Menschen impfen [wdr.de].

Sendung: Abendschau, 05.05.2021, 19:30 Uhr

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