rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: Abendschau | 31.03.2022 | Marcel Trocoli Castro | Quelle: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Lockerung der Corona-Regeln zum 1. April

So ist es dort, wo die Maskenpflicht bereits nicht mehr gilt

Am 1. April entfällt die Maskenpflicht an den meisten öffentlichen Orten in Berlin. Wer ab Freitag in Supermärkten oder Büros einen Schutz trägt, tut das freiwillig. Wie sieht es im Alltag in Ländern aus, die schon früher gelockert haben?

Dänemark

Wer in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen unterwegs ist, kann leicht den Eindruck bekommen, als hätte es die Corona-Pandemie nie gegeben. In Cafés, Restaurants und Bars trägt niemand mehr eine Maske. In Geschäften, U-Bahnen und Bussen sieht man sie nur noch sehr vereinzelt. Während es sich für manche kurz nach dem Ende aller Maßnahmen am 1. Februar noch seltsam anfühlte, keine Maske zu tragen und keinen Corona-Pass mehr vorzeigen zu müssen, haben sich die meisten inzwischen daran gewöhnt. Nur in Pflegeheimen ist das Tragen einer Maske für Besucherinnen und Besucher noch Pflicht.

Die landesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt kontinuierlich und liegt aktuell bei 557. Weil die dänische Regierung die Einstufung von Corona als gesellschaftskritische Krankheit aufgehoben hat, kann eine Maskenpflicht auch nicht ohne Weiteres erneut eingeführt werden. Es gibt keine bestimmte Inzidenz, bei der eine Maskenpflicht wieder greifen würde.

Lea Busch, ARD-Studio Stockholm

Polen

In Polen sind nun fast alle Beschränkungen gefallen, aber das ändert in der Praxis nicht viel. Denn die zuvor noch geltenden Regeln, etwa Maskenpflicht in Innenräumen, wurden kaum noch beachtet, am ehesten noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, Behörden und Supermärkten.

Die Regierung hatte im Pandemie-Verlauf resigniert: Wir können keine neuen Maßnahmen durchsetzen, wenn schon die alten nicht beachtet werden, hieß es zwischenzeitlich. Ähnlich schwer tat sich Warschau, den Bürgern das Impfen schmackhaft zu machen. Traditionelles Misstrauen gegen die Obrigkeit führte zu besonders großer Impfskepsis; Stand jetzt sind nicht einmal 60 Prozent der Polen vollständig geimpft. Hinzu kommen derzeit hunderttausende Menschen aus der benachbarten Ukraine, die bisweilen auch das Virus mitbringen; die eigentlich bei Einreise vorgeschriebenen Quarantäneregeln setzte die Regierung umständehalber aus.

Zum maskenfreien Feiern ist vielen nicht zumute, denn das gefühlte Pandemie-Ende ging nahtlos in den Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft über. Aber auch die bisherige Corona-Bilanz stimmt traurig. Deutlich mehr als 100.000 Tote mit Corona-Bezug sind ausgewiesen; die statistische Übersterblichkeit deutet auf noch deutlich mehr Menschen hin, die ohne die Seuche und ihre Nebenwirkungen vielleicht noch leben würden. Und es kommen nach wie vor täglich weitere Tote dazu; 133 nach offiziellen Angaben im letzten 24-Stunden-Zeitraum, Tendenz zuletzt leicht steigend.

Jan Pallokat, ARD-Studio Warschau

England

In England gilt schon seit Wochen keine Maskenpflicht mehr. In der U-Bahn in London tragen noch rund ein Viertel der Menschen eine Mund-Nasenbedeckung - freiwillig. Auch in Pubs und Supermärkten gibt es keine Vorgaben mehr. Die Zahl der Neuinfektionen war nach den Lockerungen zunächst angestiegen, fällt seit ein paar Tagen aber wieder leicht. Die Inzidenz beträgt knapp 900. Auch wenn die Zahl der Krankenhauseinweisungen ebenso steigt wie die Zahl der Menschen, die mit oder an Covid sterben – die meisten sind zufrieden mit der aktuellen Regelung. In den Medien ist das Thema – auch wegen des Krieges in der Ukraine – in den Hintergrund gerückt. Personen mit Vorerkrankungen erhalten derzeit eine vierte Impfung.

Von 1. April an treten neue Regelungen in Kraft: kostenlose Tests gibt es dann nur noch beispielsweise für Angestellte in Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Wer sich krank fühlt, soll dann zu Hause bleiben – ähnlich wie bei einer Grippe. Es gibt aber keine Verpflichtung dazu. Gesundheitsexperten warnen, das würde gerade ältere und vorerkrankte Personen gefährden. Außerdem sei es dann schwieriger, neue Varianten aufzuspüren.

Christoph Prössl, ARD-Studio London

USA

In den USA könnte man inzwischen den Eindruck gewinnen, die Pandemie sei überwunden: In Restaurants, Kultureinrichtungen und öffentlichen Gebäuden sieht man nur noch vereinzelt Menschen mit Maske. Eine Maskenpflicht gilt nur noch für öffentliche Verkehrsmittel: in Zügen und auf Bahnhöfen, in Flugzeugen und in Flughäfen. Obwohl das Maskenmandat Ende April fällt, geht es 21 US-Bundesstaaten nicht schnell genug: Sie haben die Biden-Regierung verklagt, sie solle die Maskenpflicht eher kippen.

Hintergrund ist der starke Rückgang der Corona-Fallzahlen in den vergangenen zwei Monaten. Sie haben sich in den USA bei rund 30.000 Neuinfektionen pro Tag eingependelt: So wenig wie seit vergangenem Juli nicht mehr. Die Zahl der Todesfälle ist so niedrig wie zuletzt im August letzten Jahres: 800 Fälle pro Tag.

Sebastian Hesse, ARD-Studio Washington D.C.

Österreich

Österreich hat zum 5. März die allermeisten Einschränkungen wieder aufgehoben: 3G und 2G sind weggefallen, auch die Nachtgastronomie darf wieder öffnen. Es gab praktisch kaum mehr Auflagen für größere Versammlungen und auch die FFP2-Maskenpflicht wurde drastisch gelockert. Sie galt nur noch in einigen ausgewählten Bereichen, zum Beispiel in Apotheken oder im Lebensmittelhandel, in Krankenhäusern, Bussen und Bahnen.

Inzwischen weiß man, dass diese Öffnung zu früh stattgefunden hat, auch gegen den Rat von Experten. Diese waren der Meinung, dass man schon öffnen kann, aber nur dann, wenn die Infektionszahlen ein stabiles Plateau bilden oder stabil am Sinken sind - aber eben nicht in einer Phase, in der die Zahlen steigen. Doch genau das ist in Österreich dann passiert.

Es wurde geöffnet während steigender Zahlen, mit dem Ergebnis, dass es im Land Rekordwerte gab: fast 60.000 Neuinfektionen am Tag und eine 7-Tage-Inzidenz von über 3.500. Das hat dann wieder die Krankenhäuser in Bedrängnis gebracht. Denn auch wenn die Omikron-Variante weniger schwere Krankheitsverläufe verursacht als die Varianten davor, wurden in Österreich trotzdem sehr viele Menschen so krank, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

Hinzu kam, dass auch Ärztinnen und Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger krank wurden und ausfielen. Das hat dann dazu geführt, dass einige Krankenhäuser in Notbetrieb gehen oder geplante Operationen wieder verschieben mussten. Es gab also dringenden Handlungsbedarf und die österreichische Bundesregierung hat so etwas wie ein "Kommando zurück" gegeben.

Inzwischen gibt es wieder eine allgemeine FFP2-Maskenpflicht in allen Innenräumen in der Öffentlichkeit. Es gibt aber eine Ausnahme: Sie gilt für Disko- und Barbesitzer, also Nachtgastronomen und für Veranstalter größerer Events. Sie haben die Wahl, ob sie auf die FFP2-Masken setzen oder wieder mit 3G als Eintrittsnachweis arbeiten.

Srdjan Govedarica, ARD-Studio Wien

Artikel im mobilen Angebot lesen