Wie aus fast 300 Seiten 177 wurden - Schrumpfkur für den Koalitionsvertrag

Mo 21.11.16 | 13:34 Uhr
Ein großer Stapel Papier (Quelle: imago/blickwinkel)
Bild: imago/blickwinkel

In den ersten Meldungen zur Einigung der rot-rot-grünen Koalition war vom dicksten Koalitionsvertrag aller Zeiten die Rede – fast 300 Seiten. Einen Tag später waren es noch 251 Seiten. Inzwischen findet man nur noch Versionen mit 177 Seiten. Die Schrumpfkur hat allerdings nichts mit dem Inhalt des Vertrags zu tun.

Von fast 300 Seiten auf 177 Seiten in weniger als einer Woche - so schnell hat noch keine Koalition in Deutschland ihre Vorhaben umgesetzt! Doch weit gefehlt: Am Inhalt der Vereinbarung zwischen SPD, Linken und Grünen hat sich seit dem 16. November nichts geändert.

Während die drei Parteien um jede Formulierung rangen, war der Text mit Bearbeitungsklammern, Zeilennummerierung und Raum für Korrekturen versehen. Zeilenabstand: zwischen eineinhalb und zwei. So konnten die Arbeitsgruppen besser am Text arbeiten.

Am Nachmittag des 16. Novembers, jenem Tag, an dem die Einigung verkündet wurde, standen noch einige der Variablen im Text, die im Lauf des Abends dann gelöscht wurden. So lange dauerte der "redaktionelle Prozess". Erst danach, am nächsten Morgen, sollte das Gesamtwerk für alle veröffentlicht werden.

251 Seiten? Oder doch 177 Seiten?

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf den Websites der Parteien war der Koalitionsriemen deshalb zwar immer noch dick, aber schon auf 251 Seiten geschrumpft. Die meisten Journalisten begannen sofort damit, diese Version des Textes zu studieren, weshalb fast überall von 251 Seiten Vertragswerk die Rede war - auch bei rbb24.

Wer nun allerdings am 17. November abends selbst nachlesen wollten, welche Vorhaben die neue Koalition plant, fand nur noch Koalitionsvereinbarungen im Umfang von 177 Seiten. Was den ehemaligen CDU-Abgeordneten Matthias Brauner sogleich zu Häme veranlasste:

Was war passiert? Die Antwort ist simpel: Es musste eine Druckversion her und die sollte möglichst schlank sein – immerhin muss jedes Parteimitglied der Linken eine Ausgabe per Post bekommen, um beim Mitgliederentscheid mitstimmen zu können. Deshalb schrumpfte der Zeilenabstand für die finale Version noch auf "einfach". Am Inhalt änderte sich da aber rein gar nichts mehr.

Rot-Rot-Grün hat trotzdem den Längsten

Egal in welcher Version: Der Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün bleibt der dickste, den Berlin in den letzten Jahren hatte. 2001 waren es zwischen SPD und (damals noch) Linkspartei/PDS 99 Seiten, 2006 vereinbarten Rot-Rot 86 Seiten und SPD und CDU schlossen 2011 einen 104 Seiten dicken Vertrag miteinander.

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