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Quelle: imago images/Contrast

Hauptstadt-Duell zum Bundesliga-Start

Fünf Gründe für einen Hertha-Sieg im Derby gegen Union

Die vergangenen Monate waren schwierig, die Chance zur Wiedergutmachung ist groß: Mit einem Erfolg im Stadtduell will Hertha Unions Derby-Siegesserie brechen. Fünf Gründe, warum dieser Wunsch Realität werden könnte. Von Jakob Lobach

"Die Favoritenrolle liegt bei den Unionern", sagte Fredi Bobic am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Berliner Derby. Am Samstag (15:30 Uhr, "Hauptstadtderby"-Sondersendung live im Videostream bei rbb|24) eröffnen Hertha und Union gemeinsam und doch gegeneinander ihre neuen Bundesliga-Spielzeiten. Obwohl Fredi Bobic mit seiner Einschätzung durchaus recht haben dürfte, gibt es auch für einen Erfolg der Hertha gute Gründe.

Stadtduell zum Bundesliga-Auftakt

Hertha BSC geht als Außenseiter ins Derby gegen Union

Ausgerechnet mit dem Derby gegen Union startet Hertha BSC am Samstag in die neue Bundesligasaison. Das bittere Aus im Pokal hat die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz längst abgehakt, ins Stadtduell geht sie dennoch als Außenseiter.

1. Frust als Antrieb

Eine turbulente Vor-Saison, drei Derby-Niederlagen in Serie, dazu das bittere Pokal-Aus am vergangenen Wochenende in Braunschweig – Hertha BSC musste zuletzt einige Enttäuschungen hinnehmen. Aber es ist ja bekannt, dass sich Enttäuschung durchaus in Antrieb umwandeln lässt. Insbesondere mit Blick auf die verlorenen Stadtduelle der vergangenen Saison wird Hertha am Samstag um Wiedergutmachung bemüht sein.

Die Berliner wollen und müssen direkt zum Start der neuen Saison physisch wie spielerisch alles in die Waagschale werfen. Gelingt dies, wird die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz ein unangenehmer Gegner für Union. Die Aussicht, nach zehn Jahren wieder ein Spiel in Unions Wohnzimmer zu gewinnen und anschließend damit prahlen zu können, sollte Motivation genug sein.

2. Neue Offensivkraft

Trotz der knappen Niederlage hat Herthas Pokal-Gastspiel in Braunschweig auch vielversprechende Ansätze im Spiel aufgezeigt. Insbesondere im eigenen Angriffsspiel zeigte Hertha sich im Vergleich zu den meisten Partien der Vor-Saison stark verbessert. Nun war Braunschweig als Zweitligist ein vermeintlich einfacher Gegner, dennoch machen vier eigene Treffer und auch deren Entstehung Mut fürs Derby.

Allen voran Dodi Lukebakio, der vor seiner letztjährigen Leihe bei Hertha nur selten überzeugte, machte ein sehr starkes Spiel. Auch Myziane Maolida machte – abgesehen von seiner Chancenverwertung – ein sehr ordentliches Spiel. Nicht zuletzt hat Hertha in Wilfried Kanga einen bulligen Stürmer verpflichtet, der am Samstag sein Debüt geben könnte. Und was gäbe es zum Einstand Schöneres als ein Tor und ein Sieg im Derby gegen Union Berlin.

3. Unions Startprobleme

Drei Auftaktspiele hat Union Berlin seit dem Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2019 absolviert, kein einziges Mal gingen die Köpenicker an deren Ende als Sieger vom Platz. Auf eine 0:4-Niederlage im ersten Bundesliga-Jahr folgten eine Niederlage gegen Augsburg und ein Unentschieden gegen Leverkusen.

Ganz anders sieht es bei Hertha BSC aus. Von den vergangenen fünf Saison-Auftakt-Spielen verloren die Charlottenburger nur ein einziges. Dem gegenüber stehen drei Siege sowie ein Unentschieden gegen den FC Bayern. Rein statistisch hätte die Deutsche Fußball-Liga das Derby aus sportlicher Hertha Sicht also kaum besser terminieren können.

Nach Hodentumor-OP

Herthas Marco Richter startet ins Lauftraining

Marco Richter trainiert wieder. Am Montag absolvierte der Angreifer von Hertha BSC wieder Laufeinheiten, was drei Wochen nach seiner Hodentumor-Diagnose für Erleichterung sorgte. In der Medienrunde zeigte er sich dankbar für den Rückhalt.

4. Die Unberechenbarkeit

Seit dem 22. Juni arbeitet Herthas neuer Trainer Sandro Schwarz mit seiner Mannschaft. Genug Zeit, den Spielern die Grundzüge seiner Spielidee einzuflößen, aber nicht so viel Zeit, als dass auch jeder Gegner Herthas neue Spielweise bereits bis ins Detail analysiert hat. In anderen Worten: Hertha wird für Union im ersten Spiel der neuen Saison noch schwer ausrechenbar sein.

Während mittlerweile durchaus bekannt ist, wie Urs Fischer bei Union Berlin Fußball spielen lässt, hat Hertha unter Schwarz lediglich wenig aussagende Testspiele und ein Pflichtspiel absolviert. Der 43-Jhrige dürfte also den einen oder anderen Kniff in seiner Taktik einbauen, der seinen Köpenicker Kollegen an der Seitenlinie überraschen wird. Hinzu kommt, dass Schwarz insbesondere in Chidera Ejuke und Wilfried Kanga zwei Asse im Ärmel hat, die man bisher kaum oder gar nicht im Hertha-Trikot gesehen hat und so ebenfalls nur schwer ausrechenbar sein dürften.

5. Der Hunger des Prinzen

"Wir waren alle hungrig, und dann sind wir rausgegangen und haben gegessen." So beschrieb Kevin-Prince Boateng Herthas Erfolgsrezept im Relegations-Rückspiel gegen den HSV, das bekanntlich mit dem Klassenerhalt der Berliner endete. Als Boateng Ende Juni in einer Dönerbude stehend seine Vertragsverlängerung bekanntgab, sagte er: "Ich habe immer noch Hunger."

Besonderen Appetit dürfte Boateng dabei naturgemäß auf das Derby gegen Union haben – nicht zuletzt, weil er bislang noch kein Derby gewonnen hat. Das wird ein so emotionaler Mentalitätsspieler wie Boateng natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollen. Ob für 30, 60 oder gar 90 Minuten, Herthas Vize-Kapitän wird am Samstag alles, was er hat, auf dem Rasen der Alten Försterei lassen und dabei laufen, grätschen und dirigieren, als gäbe es kein Morgen.

Sendung: rbb24, 05.08.2022, 16 Uhr

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