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Quelle: IMAGO / Matthias Koch

BAK-Präsident vor Benefizspiel gegen Hertha

"Ich wünsche mir einfach, dass alles so wird wie früher"

Am Freitag treffen im Poststadion der Berliner AK und Hertha BSC erstmals in ihrer Historie aufeinander. Beim Benefizspiel steht der Sport allerdings im Hintergrund. Der Erlös wird den Betroffenen des Erdbebens in der Türkei zu Gute kommen.

rbb|24: Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist jetzt mehr als einen Monat her. Damals befanden sich sogar Jugendteams des BAK dort im Trainingslager. Wie beobachten Sie die Entwicklung in der Region seitdem?

Ebubekir Han: Es gab Menschen, die direkt obdachlos geworden sind und keine Anlaufstelle hatten. Diesen Menschen wurde in der Türkei sehr, sehr gut geholfen. Es läuft natürlich nicht alles perfekt. Ich persönlich habe allerdings keine Information darüber, dass jemand obdachlos geworden ist und nicht sofort ein Dach über den Kopf bekommen hat. Damit meine ich so etwas wie ein Zelt. Das ist unter diesen Umständen schon großer Luxus. Da sind die Hilfsorganisationen sehr bemüht und stark vertreten. So schlimm wie die Katastrophe war, gab es einen schönen Effekt. Dass man, wenn es wirklich zu so einer Situation kommt, auch zusammenhalten kann. Das macht uns sehr stolz.

Zur Person

Ihr Verein hat schon unmittelbar nach der Erdbeben-Katastrophe geholfen. Inwieweit waren Personen aus dem Vereinsumfeld auch direkt betroffen und wie erinnern Sie sich an die Stimmung an den Tagen danach?

Die Stimmung war natürlich bedrückend und traurig. Wenn man nicht selbst oder ein Bekannter betroffen ist, ist es spätestens der Bekannte eines Bekannten. Es muss nicht immer direkt ein Todesfall sein. Es reicht auch schon, wenn das Haus einsturzgefährdet ist. In dem Moment ist man dann auch obdachlos. Natürlich sind Leute bei uns, die so vernetzt sind, dann auch betroffen. Immer wieder kommen Mitteilungen, die leider traurig sind. Immer wieder muss man an das Geschehen zurückdenken. Jeden Tag hat man die Sorge, dass eine weitere schlechte Nachricht kommt.

Am Freitag findet im Poststadion ein Benefizspiel des Berliner AK gegen Hertha BSC statt. Wie kam es zu der Idee?

Im Rahmen unserer Möglichkeiten können wir nur ein Fußballspiel anbieten und spielen. Wir haben sofort den Kontakt zu Hertha BSC aufgenommen und angefragt. Sie haben uns dann auch direkt zugesagt, weil die Entscheidung für sie sofort klar war. Die fühlen sich genauso verantwortlich für die Situation. Berlin ist halt multi-kulti. Wir freuen uns, dass wir das mit Hertha machen können. Kay Bernstein hat, ohne lange zu überlegen, zugestimmt.

Die Erlöse der Parte sollen in die betroffenen Regionen gehen. Ab zehn Euro kann ein Ticket erworben werden und mit einer, nach oben offenen, Spende erhöht werden. Mit wie vielen Zuschauenden rechnen Sie?

Wir kalkulieren mit 5.000 Zuschauern.

Was denken Sie, welche Summe am Ende zusammenkommen wird?

Wir erwarten 5.000 Gäste und ein Ticket bringt Einnahmen zwischen zehn und 20 Euro. Da kann sich jeder selbst ausrechnen, was am Ende dabei rauskommen kann. Die Spenden werden auch nicht nur in das Containerdorf investiert. 75 Prozent werden in das Containerdorf investiert, 12,5 Prozent gehen an die I.S.A.R. Germany. Eine deutsche Hilfsorganisation, die auch in der Türkei mitgeholfen hat. Genau wie das Technische Hilfswerk, die auch einen Anteil von 12,5 Prozent erhalten.

Interview | BAK-Nachwuchsleiter Burak Isikdaglioglu

"Wir bekommen hautnah mit, wie die Menschen nach weiteren Angehörigen suchen"

Burak Isikdaglioglu befindet sich mit Jugendmannschaften des Berliner AK im Trainingslager im türkischen Antalya, als einige Kilometer weiter südlich verheerend die Erde bebt. Seitdem koordiniert er Spendenaktionen, die der Verein angetrieben hat.

Wie sieht ein solches Containerdorf aus und für wie viele Menschen wäre da Platz?

So einen Container kann man verschieden gestalten. Die Container, das sagen auch die Hersteller, sind für mindestens vier Personen. Natürlich kann man sich auch mit noch mehr Menschen reinquetschen, aber das ist den Leuten dann selbst überlassen. Das soll keine Massenhaltung sein. Das Ziel ist es, dass wir 50 Container zur Verfügung stellen können. Damit wären wir überglücklich. Alle können wir damit natürlich leider nicht versorgen, aber wir haben mitgewirkt. Das ist eine von uns gestartete Aktion, die fortgeführt werden kann. Das muss ja nicht nur durch den Fußball sein, sondern auch andere Sportarten oder ganz andere Bereiche.

Was denken Sie, wann die Menschen in der Türkei und in Syrien wieder so etwas wie "Normalität" fühlen können?

Da muss die komplette Infrastruktur saniert und teilweise neu gemacht werden. Die ganzen Abflussrohre, da fängt es erst an, bis hin zu den Gebäuden. In manchen Gebieten muss eine komplette Stadt neu hergerichtet werden. Ich bin guter Dinge, dass mit den Geldern direkt reinvestiert wird. Ich wünsche mir einfach, dass alles so wird wie früher.

Natürlich in diesem Spiel der Fußball die absolute Nebensache. Aber was für eine Fußballpartie erwarten Sie?

Die Trainer werden auch etwas machen, was sie in einem Punktspiel nicht machen können. Zwischen uns und Hertha gibt es natürlich einen qualitativen Unterschied. Auf den Rängen muss auch keine Traurigkeit und Stille sein. Der Hintergrund ist wichtig. Da werde ich Gänsehaut bekommen. Das wird mich sehr berühren, wenn ich im Poststadion die Menschen sehe, die einfach nur für einen guten Zweck zusammenkommen. Ein Spiel, bei dem es nicht nur um Fußball geht, sondern um etwas Gutes. Das ist das Schönste, was wir machen können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Patrick Richter, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 24.03.2023, 21:45 Uhr

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