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Video: rbb|24 | 17.01.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Quelle: rbb/Phillipp Manske

1.000-Meter-Umweg für Gehbehinderte

Bahnhof von Lauchhammer nach Modernisierung nicht barrierefrei

Nach der Modernisierung des Bahnhofs von Lauchhammer haben Reisende im Rollstuhl, Rollator oder mit Kinderwagen schlechte Karten. Sie müssen einen ein Kilometer langen Umweg nehmen, um auf das gegenüberliegende Gleis zu kommen. Von Phillipp Manske

Vor anderthalb Jahren ist der Bahnhof in Lauchhammer von der Deutschen Bahn für rund 4,5 Millionen Euro saniert worden. Davor mussten Fahrgäste über die Gleise gehen, wenn sie von Bahnsteig zu Bahnsteig wechselten, diese Gefahr sollte gebannt werden. Nun verbindet eine moderne Fußgängerbrücke die Bahnsteige miteinander, jeweils 82 Stufen sind es auf jeder Seite, die überwunden werden müssen.

Für Holger Hennig aus Lauchhammer eine Zumutung. Der Mann leidet an Multipler Sklerose: "Das ist ein kompletter Planungsfehler, hier so einen Bahnhofsübergang zu bauen, ohne dass ein Fahrstuhl gebaut wurde." Henning schaffe maximal zehn Stufen am Stück, so dass der Fußgängerübergang für ihn keine Option ist.

Gleisübergang Bahnhof Lauchhammer ohne Aufzug | Quelle: rbb/Phillipp Manske

Deutsche Bahn verweist auf stufenfreien Weg

Die Deutsche Bahn verweist auf rbb-Nachfrage auf die Gefahren für Reisende vor dem Umbau sowie auf die Möglichkeit für gehbehinderte Reisende: "Ein Überqueren der Gleise wie vor dem Umbau ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich. [...] Die Deutsche Bahn hat außerdem einen stufenfreien Weg zu den Bahnsteigen und fünf Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Reisende [...] errichtet."

Den stufenfreien Umweg gibt es tatsächlich, jedoch führt er über Pflasterstraßen und unbefestigte Sandwege und ist einen Kilometer lang. Eine Hürde für Reisende wie Holger Hennig: "Wenn ich jetzt nach Cottbus muss, würde ich auf der Seite parken, würde hier abfahren und würde prima nach Cottbus kommen. Aber dann kommt ja das Problem, ich muss nachmittags zurück, und muss dann wieder rüber und dann komme ich auf der Gegenseite an." Für ihn allein sei das nicht machbar, sagt der Senior.

Zu wenig Fahrgäste für einen Aufzug

Rund 300 Menschen steigen täglich am Bahnhof in Lauchhammer ein und aus. Laut DB zu wenige, um den Fußgängerübergang um zwei Aufzüge zu ergänzen: "Bei Bahnhöfen unter 1.000 Reisenden am Tag sind grundsätzlich zunächst keine Aufzüge vorgesehen, d.h. eine Finanzierung von Aufzügen muss in solchen Fällen über Drittmittel erfolgen. Aufzüge könnten nachgerüstet werden, dafür ist die Brücke auch ausgelegt."

Lauchhammers Bürgermeister Mirko Buhr (parteilos) ärgert die Verschlechterung nach der Sanierung: "Letztendlich ist es ein Bauwerk der Deutschen Bahn. Und wir hatten zuvor eine nahezu barrierefreie Erreichung des anderen Gleises. Und jetzt erst seit Neubau der Brücke ist diese Situation so entstanden."

Den Einwohnern von Lauchhammer bleibt nach aktueller Lage nur, mehr Bahn zu fahren, um die Nachrüstung der Aufzüge zu rechtfertigen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.01.2023, 19.30 Uhr

Beitrag von Phillipp Manske

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