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Audio: Antenne Brandenburg | 04.05.2023 | Josefine Jahn | Quelle: rbb/Jahn

Früheres Kraftwerk in Elbe-Elster

Bröckelnder Schornstein gefährdet Industriedenkmal in Plessa

Seit knapp 40 Jahren schon steht das frühere Kohlekraftwerk Plessa unter Denkmalschutz, es gilt als historisch bedeutender Industriebau. Doch inzwischen ist es Sorgenkind der Kommune: Die Bausubstanz ist marode und der Haupteigentümer pleite. Von Josefine Jahn

Das Kraftwerk Plessa in Elbe-Elster verfällt. Das Backstein-Bauwerk mit zwei markanten Schornsteinen gilt heute als das älteste in seiner ursprünglichen Bausubstanz erhaltene Braunkohlekraftwerk Europas. Doch der Haupteigentümer, ein privater Besitzer, ist insolvent und hat kein Geld für den Erhalt des Industriedenkmals.

Doch ohne finanzielle Mittel droht im schlimmsten Fall der Abriss der Schornsteine. So gibt es zum einen Sanierungsbedarf: Ein Schornstein wurde fehlsaniert und bröckelt nun. Ein anderes Problem ist die Sicherheit für den Flugverkehr: Schon seit einigen Jahren werden die Schornsteine durch den Eigentümer nicht mehr beleuchtet.

Quelle: rbb/Jahn

Sanierung aufwändig und teuer

Theoretisch könnte der Schornstein erneut saniert werden, erklärt der Amtsdirektor von Plessa, Göran Schrey. Dazu müsste man den 120 Meter hohen Schornstein komplett einrüsten und mit "hohem Aufwand neu verfugen", sagt er. Das aber sei ein "wahnsinniger Kostenfaktor". Es gehe um einen mittleren sechsstelligen Betrag.

Dazu kommt: Der Kommune besitzt momentan nur einen Anteil von zehn Prozent an dem Gebäude. Die klamme Gemeinde müsste Haupteigentümer des Kraftwerks sein, um Fördermittel beantragen zu können. Und nach einer Sanierung bleibe noch das Problem für die Luftfahrt.

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Und so geht es momentan vorerst um Schadensbegrenzung bei dem verfallenden Gebäude. Durch Sicherungsmaßnahmen versuche die Kommune zu verhindern, dass es zu Vandalismus und Diebstahl komme, so Göran Schrey. Das Amt Plessa fordere außerdem den Eigentümer auf, aktiv zu werden und sei aktuell mit ihm "in juristischen Streitigkeiten".

Ziel ist es, die unter Denkmalschutz stehende Anlage zurück in kommunale Hand zu bekommen, um sie dann mithilfe von Fördermitteln langfristig zu erhalten. Gibt es demnächst keine Einigung mit dem Eigentümer, müssten dringende Sanierungsmaßnahmen vom Kreis oder Land vorgestreckt werden.

Die alte Kesselanlage, aufgenommen im Jahr 2016 | Quelle: dpa-Zentralbild

Im Notfall müssten die Schornsteine zurückgebaut beziehungsweise gesprengt werden, sagte bereits Ende April Thomas Kraus vom Landesamt für Denkmalpflege dem rbb. "Die Gefahr steht jetzt ernsthaft im Raum. Das würde dann natürlich das Aus für das Kraftwerk bedeuten", so Kraus.

Gegenüber dem rbb äußerten sich mehrere Anwohnerinnen und Anwohner besorgt über den Verfall und einen möglichen Abriss. Es sei doch ein historisches "Wahrzeichen von Plessa", betonte eine Anwohnerin im Gespräch mit dem rbb. Ein älterer Herr sagte, er freue sich, wenn er Richtung Plessa fahre und die Schornsteine bereits aus der Ferne sehe. "Die sieht man schon von Ortrand aus - schön, wenn man weiß, wie die Richtung ist." Ein weiterer Anwohner erklärte: "Es sind hier ja viele in der Gegend, die im Kraftwerk gearbeitet haben. Die würden das wahrscheinlich schon mit einem weinenden Auge sehen."

Das Kraftwerk aus der Ferne | Quelle: Zoonar.com/SEIFERT BIRGIT

1927 war das Kraftwerk Plessa in Betrieb genommen worden. 1985 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und 1992 stillgelegt. Seit 1998 erfolgte Schritt für Schritt eine Umwidmung in ein "Erlebnis-Kraftwerk", mit Raum für Kultur und neue gewerbliche Produktionen. Es war eines der großen Projekte in der Internationalen Bauaustellung (IBA) Fürst-Pückler-Land. Aktuell ist "aus baulichen Gründen [...] leider keine Besichtigung des Kraftwerkes und des Kraftwerksgeländes möglich", heißt es auf der Internetseite des Amts Plessa.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.05.2023, 16:40 Uhr

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