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Audio: Antenne Brandenburg | 14.11.2018 | Statement Dietmar Woidke | Quelle: rbb/Phillipp Manske

Cottbuser Familien bangen um ihr Zuhause

Woidke fordert schnelle Lösung im Grundstückstreit

Seit Wochen gibt es Streit um die Grundstücke mehrerer Familien im Cottbuser Ortsteil Groß Gaglow. Sie gehörten einst jüdischen Siedlern und werden deshalb zurückgefordert. Jetzt fordert Brandenburgs Ministerpräsident Woidke von der Bundesregierung eine schnelle Klärung.

Es ist ein Hoffnungsschimmer für mehrere Familien im Cottbuser Ortsteil Groß Gaglow, die Angst davor haben, ihr Grundstücke zu verlieren. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat sich in den Streit mit der Jewish Claim Conference (JCC) eingeschaltet. Der SPD-Politiker hat die Bundesregierung aufgefordert, eine schnelle und vor allem gerechte Lösung zu finden.

In einem Interview mit rbb|24 sagte Woidke am Mittwoch, "dass es nicht sein kann, dass die Verbrechen des Nazi-Regimes bei Einzelnen abgeladen werden. Wir als Bundes- und Landesregierung haben die Pflicht diesen Menschen beizustehen".

Die JCC ist ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen. Sie vertritt seit ihrer Gründung im Jahr 1951 Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus und von Überlebenden des Holocaust.

Rentner haben Briefe vom Bundesamt bekommen

Die Grundstücke in Groß Gaglow, um die es bei dem Streit geht, gehörten einst jüdischen Siedlern, die von den Nazis widerrechtlich zwangsenteignet wurden.

Nach der Wende hat die Jewish Claims Conference (JCC) Ansprüche auf Rückübertragung gestellt. Als Rechtsnachfolgerin vertritt sie Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus. Sie kümmert sich seit Jahrzehnten um Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus und Überlebender des Holocaust. Die Ansprüche der JCC prüft das Bundesamt für offene Vermögensfragen in jedem Einzelfall. Bis die Betroffenen über das Ergebnis informiert werden, kann viel Zeit vergehen. 

Mehrere Rentnerpaare haben in den vergangenen Wochen entsprechende Briefe vom Bundesamt bekommen. Ihnen droht der Verlust ihres Hab und Gutes.

Eine Entschädigung für das von den Nazis verübte Unrecht steht den von Rückübertragungsansprüchen betroffenen Familien laut Gesetz nicht zu.

Wut und Verzweiflung machen sich breit

Für die betroffenen Familien wird die Zeit knapp. In mehreren Fällen hat das Bundesamt für offene Vermögensfragen die Rückforderungsansprüche bereits bestätigt.

Eine Familie hat gegen den Bescheid Klage vor dem Cottbuser Verwaltungsgericht eingereicht.

In Groß Gaglow herrscht Wut und Verzweiflung, nicht nur bei den betroffenen Familien. Auch Nachbarn und Freunde sind der Ansicht, hier solle Unrecht mit Unrecht beglichen werden.

Der Ortsbeirat hat Briefe an den Bundespräsidenten, die Bundeskanzlerin und den Bundesinnenminister geschrieben. Eine Antwort gab es bisher noch nicht.

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