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Video: Brandenburg aktuell | 16.08.2019 | Philipp Manske | Quelle: dpa/Patrick Pleul

"Power-to-X-Technologie"

Forschungszentrum für CO2-freie Kraftstoffe in Cottbus geplant

Ohne schlechtes Gewissen fliegen - das sollen neuartige Kraftstoffe möglich machen, durch die keine Treibhausgase freiwerden. Erforscht werden sollen diese Stoffe künftig in Cottbus, in einem Forschungszentrum für "Power-to-X-Technologien". Von Iris Wußmann

In der Lausitz soll ein Kompetenzzentrum für strombasierte Kraftstoffe entstehen. Das hat die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Freitag in Cottbus angekündigt.

Eine entsprechende Vereinbarung dazu wurde am Freitag in Cottbus von Schulze und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gemeinsam mit Vertretern aus der Wirtschaft unterschrieben: darunter Rolls-Royce, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die BASF Schwarzheide.

Bei den sogenannten "Power-to-X-Technologien" (PtX) sollen neuartige Brenn- oder Kraftstoffe den Strom aus erneuerbaren Energien speichern und im Wärme- oder Verkehrsbereich nutzbar machen.

Dietmar Woidke und Bundesumweltministerin Svenja Schulze | Quelle: rbb/Iris Wußmann

"Power-to-X" werde in Zukunft international gefragt sein, sagte Schulze. Auf dem Weg in eine klimaneutrale Weltwirtschaft werde es nicht reichen, nur die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen. Schulze kündigte an, dass auch eine Demonstrationsanlage zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe aufgebaut werden solle. Über deren Standort werde noch beraten.

Formeln mit Zukunft

In Cottbus forscht Georg Möhlenkamp, Professor an der BTU Cottbus Senftenberg, schon seit Jahren daran, wie das, was in die Tanks kommt, sauberer werden kann: So wird beispielsweise Wasserstoff, gewonnen aus alternativen Energien, mit CO2 gemischt, daraus entsteht Methan, also künstliches Erdgas. Daraus wiederum wird Methanol, der Stoff, mit dem Flieger abheben können. Der Haken dabei: Im Praxis-Test ist der Wirkungsgrad bisher zu gering. An solcher Stelle sollen nun Forscher der BTU Cottbus Senftenberg gemeinsam mit Unternehmen anknüpfen.

Georg Möhlenkamp vor Versuchsanlage zur Wasserstoffgewinnung | Quelle: rbb/Iris Wußmann

Wichtige Rolle für BTU Cottbus Senftenberg

Geplant ist ein Kompetenzzentrum mit 60 Mitarbeitern, dazu eine 20 Millionen Euro teure Demonstrationsanlage, finanziert aus dem Fonds für Sonderprojekte zum Strukturwandel. Ob Schwarzheide als Standort für diese Anlage ausgewählt wird, ist noch nicht sicher.

Die dort ansässige BASF ist am Kompetenzzentrum ebenso beteiligt, wie die Lufthansa oder Rolls Royce. Von der Industrie sollten klare Aufträge kommen, die Wissenschaft zielgenau an Lösungen forschen, sagte die amtierende BTU-Präsidentin Christine Hipp.

Mittels Elektrolyse wird Windenergie in Wasserstoff umgewandelt, um daraus Treibstoff herzustellen. | Quelle: rbb

"Wir werden es schaffen"

Es werde gelingen, zuverlässige und umweltfreundliche Kraftstoffe zu entwickeln, zeigte sich der Wissenschaftler Georg Möhlenkamp am Freitag optimistisch. Er ist sich sicher, dass es in 20 Jahren keine CO2-Abscheidungen durch Kraftstoffe mehr geben werde. Sollte das nicht gelingen, würden künftige Generationen keine gute Zukunft haben. Sein Optimismus gründet sich auf seine eigene Lebenssituation - er hat vier Kinder. Und deshalb "werden wir es schaffen", sagt Möhlenkamp, der Wissenschaftler, der mitten im Lausitzer Kohlezentrum Cottbus an einer sauberen Lösung für die Zukunft forscht.

Mit der Entscheidung der Bundesregierung kommt auf diese Weise ein zweites Kompetenzzentrum nach Cottbus. Eine erste vom Bund finanzierte Denkfabrik für Klimaschutz in energie-intensiven Industrien soll noch in diesem Jahr in Cottbus eröffnet werden. Für den Aufbau sind 2019 zwei Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt eingeplant. Noch in diesem Jahr sollen einem Sprecher des Ministeriums zufolge zehn Arbeitsplätze entstehen und ab 2020 weitere hinzukommen.

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