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Video: Brandenburg Aktuell | 07.08.2019 | Karsten Zummack | Quelle: rbb

Studie des Wirtschaftsministeriums

Wasserstoff könnte Brandenburg Tausende Jobs bringen

Was kommt nach der Kohle? Die Antwort auf diese oft gehörte Frage könnte lauten: Wasserstoff. Nach dem Willen von Wirtschaftsminister Steinbach soll Brandenburg deutschlandweiter Vorreiter in diesem neuen Industriezweig werden.

Die Produktion von Wasserstoff und dessen Anwendung beispielsweise bei neuartigen Antrieben könnten Brandenburg und der Lausitz in den nächsten Jahren tausende neue Arbeitsplätze bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch vorgestellt hat.

Steinbach kündigte an, Brandenburg solle deutschlandweit zur Kompetenzregion beim Thema Wasserstoff werden. Vor allem bei der Produktion von sogenanntem "grünen" Wasserstoff soll das Land führend werden - denn dies sei auch zur Erreichung der Klimaziele notwendig, so Steinbach. Die Wasserstoffindustrie sei von zentraler Bedeutung bei der Einführung neuer Technologien, die Ökostrom nutzen.

"Grüner Wasserstoff" wird mit Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen, der bei der Elektrolyse Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Wasserstoff ist gut speicherbar und kann wiederum in Strom oder Wärme umgewandelt werden.

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Zahlreiche Möglichkeiten für Wasserstoff

Die Herstellung elektrischer Flugzeugtriebwerke auf Wasserstoffbasis ist bereits vorgesehen. Außerdem sieht das Ministerium eine Verwendung als chemischen Grundstoff in Raffinerien, als Kraftstoff im Verkehrssektor, als Energieträger in Verbindung mit dem Erdgasnetz und zur Gewinnung von Wärme und Strom. Steinbach sprach auch den Aufbau einer "grünen Stahlproduktion" in Eisenhüttenstadt an.

Ein weiteres Projekt ist die Massenproduktion einer Cottbuser Erfindung: Heizthermen für Eigenheime, die mit Wasserstoffkartuschen ausgestattet sind. Damit soll das Heizen von Wohnungen möglich sein, während gleichzeitig Strom produziert wird. Bereits in sechs Jahren soll es die Geräte zu kaufen geben.

Weitere Pilotprojekte sind beispielsweise ein Wasserstoff-Kraftwerk in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) und der Einsatz von Stadtbussen mit Wasserstoffantrieb in Cottbus.

Jobs in Forschung und Produktion

Steinbach stellte außerdem seine Vision vor, an jeder Windkraftanlage eine Elektrolyseanlage zu installieren, damit Wasserstoff mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt werden könne. Diese Anlagen sollen ebenfalls in Brandenburg produziert werden.

So könnten kurzfristig vor allem in der Forschung, später auch in der Produktion Menschen beschäftigt werden, hieß es. Durch die Produktion von Wasserstoff könnten allein in Brandenburg 7.000 Jobs entstehen, erklärten Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft am Mittwoch. Ein Großteil dieser Arbeitsplätze solle dabei in der Lausitz angesiedelt sein, da das notwendige Know-How bereits vorhanden sei.

Bereits in der nächsten Woche wollen sich Industrievertreter in Cottbus einfinden, um weitere Schritte zu besprechen. Mit dabei sind unter anderem Rolls Royce, die Lufthansa, Siemens, der Energiekonzern Enertrac, aber auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).

IHK sieht Chance für den Strukturwandel

Die Industrie- und Handelskammer Potsdam begrüßte den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Brandenburg. IHK-Präsident Peter Heydenbuth wies darauf hin, dass Brandenburg beim Ausbau der Elektromobilität im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich hinterherhinke. "Deshalb ist es umso erfreulicher, wenn wir beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft eine Vorreiterrolle spielen und somit internationale Maßstäbe setzen." Auch die IHK Cottbus äußerte sich positiv. "Die südbrandenburgische Wirtschaft steht bereit zu investieren, Produktionskapazitäten aufzubauen und gemeinsam mit der Wissenschaft die Zukunftstechnologie Wasserstoff voranzutreiben", so Hauptgeschäftsführer Marcus Tolle.  
 

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.08.2019, 14:40 Uhr

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