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Audio: Antenne Brandenburg | 28.07.2022 | Franz Paul Helms | | Quelle: dpa/W. Rothermel

Energieeffiziente Sanierungen

Bund ändert überraschend Kriterien für Zuschuss zur Gebäudesanierung

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Regeln für die Gebäudeförderung angepasst. Es sollen zwar mehr Fördergelder ausgegeben werden - doch in Einzelfällen gibt es weniger. Die plötzliche Reform sorgt in der Baubranche für Kritik.

Es tut sich etwas bei der Gebäudesanierung: Seit Donnerstag gilt eine Anpassung der Förderungen. Am Dienstag gab das Bundeswirtschaftsministerium das Vorhaben bekannt, die Förderbedingungen für Anträge bei der staatlichen Förderbank KfW für Komplettsanierungen anzupassen. Demnach soll es mehr Fördergelder für Sanierungen geben, dafür sollen die Fördersätze in einzelnen Programmen sinken.

Mit der Reform sollen jährlich nach Angaben des Ministeriums Bewilligungen von 13 bis 14 Milliarden Euro möglich werden, davon 12 bis 13 Milliarden für Sanierungen - vier Milliarden mehr als im vergangenen Jahr. Der Schwerpunkt der Ausgaben soll die energetische Sanierung von Gebäuden sein. "Weniger Energie zu verbrauchen ist der günstigste und effizienteste Beitrag zu mehr Unabhängigkeit und Klimaschutz und hilft, bei den Energiekosten zu sparen", sagte der Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck.

Doch trotzdem sorgt die Reform für Schock in der Baubranche. Denn insbesondere die Sanierung von Altbauten wird nach der Reform erheblich schwerer. Zuvor gab es für die Sanierung eines Altbaus Kredite bis zu 120.000 Euro mit einem Tilgungszuschuss von 27,5 Prozent. Doch nun entfällt die Förderung komplett für Altbauten mit der geringsten Energieeffizienz. Zudem werden Wärmepumpen und Dämmungen gefördert und Anlagen, die beispielweise mit Gas verbrauchen, erhalten keine Zuschüsse mehr.

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Reform aufgrund des russischen Angriffskriegs

Hintergrund der Anpassung seien die angespannte Lage der Energieversorgung, aber auch die hohen Preise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hieß es. Mit der Reform wolle die Bundesregierung die Gebäudesanierung in den Vordergrund stellen, denn Neubauten werden meist sowieso nach hohen Energiestandards gebaut. Die geförderten Sanierungen sollen für mehr Energieffizienz sorgen, teilte das Bundeswirtschafsministerium mit.

Durch die Reduzierung der Fördermengen kommt weniger beim Einzelnen an, dafür verspricht man sich aber eine breitere Teilnahme. Doch gerade auf Grund der steigenden Preisen, Kreditraten und Mangel an Baupersonal, trifft die Reform den Einzelnen hart.

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Wie Oliver Funke, Geschäftsführer der Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft GmbH: Seine Firma wolle im nächsten Jahr über die KfW ein Wohnhaus mit 50 Wohnungen bauen, sagt er, doch mit diesen Bedingungen müsse man diese Pläne nochmals überdenken.

Auch Uwe Graber, Architekt und Energieberater aus Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) sieht die Lage kritisch. "Wenn die Leute wissen, dass sie viel weniger Geld zur Verfügung haben, dann wird sich so manch einer überlegen, ob er es überhaupt macht", sagte er dem rbb. Doch die notwendige Sanierung alter Wohnhäuser könne nicht abgebrochen werden. In solchen Fällen würde man jetzt auf eine Alternative hoffen: "Das sind jetzt mindestens 30.000 Euro, die da weg sind", so Graber.

Für den Zuschuss von Einzelmaßnahmen gilt immerhin eine Übergangsfrist: Einzelne Fenster, Türen oder Heizkessel können bis zum 14. August noch von alten Förderbedingungen profitieren.

"Immer noch eine ganze Menge"

Energieberater Thomas Brauer aus Spreenhagen (Oder-Spree) hat auf jeden Fall am Mittwochabend, kurz vor Mitternacht, noch die letzten Anträge bei der KfW fertiggestellt, die noch nach den alten Förderbedinungen gelten. Und er sieht die Dinge auch nicht ganz so düster. Bisher habe es extrem hohe Förderungen gegeben. "Wenn diese jetzt 15 Prozent weniger ist, dann ist es immer noch eine ganze Menge", so Brauer.

Allerdings bleibt die Lage dynamisch: Im nächsten Jahr ist auch eine Reform der Neubauförderung geplant, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.07.2022, 14:00 Uhr

Mit Material von Franz Paul Helms

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