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Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2023 | Eva Kirchner-Rätsch | Quelle: dpa/P.Pleul

Gewächshäuser in der Energiekrise

Tomaten- und Gurkenzucht beginnt später - Gemüse wird teurer

Landwirte mit Gewächshäusern leiden stark unter den hohen Energiepreisen. Um im Winter Heizkosten zu sparen, hat ein Betrieb im Oderbruch sechs Wochen später als normalerweise mit dem Anbau begonnen. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Im Oderbruch wird dieses Jahr später mit dem Anbau von Tomaten und Gurken angefangen: In den Gewächshäusern der Fontana Gartenbau GmbH in Manschnow (Märkisch-Oderland) kommen aktuell die ersten Pflanzen in die Gewächshäuser und damit sechs Wochen später als sonst. Der Betrieb kämpft mit steigenden Energie- und Einkaufspreisen sowie Lohnkosten. Um zumindest die Energiekosten zu reduzieren, hat sich das Unternehmen für den späteren Anbau entschieden.

"Weil die Energiepreise doch straff angezogen haben. Und da kam die Entscheidung relativ schnell aus der kalten Saison – also gerade Januar, Februar, März, das sind die heizintensivsten Monate bei uns – raus zu gehen und nur noch einen Monat Heizenergie mitzunehmen", sagt Markus Gläser, Fontana-Geschäftsführer. Es sei das erste Mal gewesen, dass die Tomaten- und Gurkenpflanzen erst Ende Februar in die Gewächshäuser kommen.

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40 Prozent Heizkosten gespart

Gläser habe bereits im vergangenen Herbst seine Entscheidung aus Kostengründen getroffen. Auf diese Weise können bis zu 40 Prozent der Heizkosten gespart werden, wie er sagt. Die länger werdenden Tage und die Sonne sorgen jetzt für die nötige Wärme in den Gewächshäusern. Dort wachsen und gedeihen laut Gläser insgesamt 10.000 Tomaten- und 11.000 Gurkenjungpflanzen.

In den Manschnower Gewächshäusern bauen nun die 20 Mitarbeiter des Betriebes die Jungpflanzen an. Doch statt in Erde, setzen sie die 40 Zentimeter hohen Jungpflanzen auf Matten aus Steinwolle. "Das hat den Vorteil, dass wir keine Krankheiten reinbringen", sagt Geschäftsführer Gläser. "Und wir haben es einfacher, da alles, was die Pflanzen brauchen, über einen kleinen Tropfschlaucht kommt." Das Verfahren gebe es seit mehr als 20 Jahren in Manschnow.

Keine Jungpflanzen mehr in der Mark

Doch die Jungpflanzen seien doppelt so teuer wie im vergangenen Jahr gewesen. Und statt wie sonst aus Brandenburg kamen sie diesmal aus Albertshofen bei Würzburg. Der Grund: Gartenbaubetriebe in der Mark, so wie die Schwanteland Jungpflanzen GmbH in Oberhavel, züchten im Winter keine Jungpflanzen mehr. Und das hat auch mit der Energiekrise zu tun.

"Bei Gurken und Tomaten ist es so, wenn sie die im Januar und Februar anziehen, dann brauchen die eigentlich das Tageslicht von April und Mai. Und das ersetzt man mit einer Lichtmenge, die eben sehr viel Strom kostet", sagt Klaus Henschel, Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg. Der Strom sei aktuell einfach zu teuer, so Henschel.

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Ostern soll die Ernte beginnen

Doch nicht nur hohe Energiekosten belasten die Gartenbaubetriebe in Brandenburg. Auch 25 Prozent höhere Lohnkosten durch die Mindestlohnerhöhung und höhere Einkaufspreise, beispielsweise für Saatgut, lassen die Sorgen in der Branche größer werden, wie Henschel sagt. "Die Frage ist für uns, können wir die Produkte, die dann eigentlich viel teurer sein müssten, noch verkaufen? Oder müssen wir die Produktion reduzieren? Und diese Frage steht in jedem Gartenbaubetrieb."

In Manschnow jedenfalls soll es in diesem Jahr so viele Tomaten und Gurken geben wie im vergangenen Jahr, sagt der Geschäftsführer. Ostern soll mit der Ernte begonnen werden. Und eines lasse sich bereits vermuten: Das Gemüse wird teurer sein.

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.02.2023, 15:20 Uhr

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