Gewächshäuser in der Energiekrise - Tomaten- und Gurkenzucht beginnt später - Gemüse wird teurer

Do 23.02.23 | 12:50 Uhr
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Archivbild:Eine Mitarbeiterin der Fontana Gartenbau GmbH, stellt am 12.01.2021 junge Tomatenpflanzen auf hängende Hochbeete mit Mineralwolle.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2023 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: dpa/P.Pleul

Landwirte mit Gewächshäusern leiden stark unter den hohen Energiepreisen. Um im Winter Heizkosten zu sparen, hat ein Betrieb im Oderbruch sechs Wochen später als normalerweise mit dem Anbau begonnen. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Im Oderbruch wird dieses Jahr später mit dem Anbau von Tomaten und Gurken angefangen: In den Gewächshäusern der Fontana Gartenbau GmbH in Manschnow (Märkisch-Oderland) kommen aktuell die ersten Pflanzen in die Gewächshäuser und damit sechs Wochen später als sonst. Der Betrieb kämpft mit steigenden Energie- und Einkaufspreisen sowie Lohnkosten. Um zumindest die Energiekosten zu reduzieren, hat sich das Unternehmen für den späteren Anbau entschieden.

"Weil die Energiepreise doch straff angezogen haben. Und da kam die Entscheidung relativ schnell aus der kalten Saison – also gerade Januar, Februar, März, das sind die heizintensivsten Monate bei uns – raus zu gehen und nur noch einen Monat Heizenergie mitzunehmen", sagt Markus Gläser, Fontana-Geschäftsführer. Es sei das erste Mal gewesen, dass die Tomaten- und Gurkenpflanzen erst Ende Februar in die Gewächshäuser kommen.

40 Prozent Heizkosten gespart

Gläser habe bereits im vergangenen Herbst seine Entscheidung aus Kostengründen getroffen. Auf diese Weise können bis zu 40 Prozent der Heizkosten gespart werden, wie er sagt. Die länger werdenden Tage und die Sonne sorgen jetzt für die nötige Wärme in den Gewächshäusern. Dort wachsen und gedeihen laut Gläser insgesamt 10.000 Tomaten- und 11.000 Gurkenjungpflanzen.

In den Manschnower Gewächshäusern bauen nun die 20 Mitarbeiter des Betriebes die Jungpflanzen an. Doch statt in Erde, setzen sie die 40 Zentimeter hohen Jungpflanzen auf Matten aus Steinwolle. "Das hat den Vorteil, dass wir keine Krankheiten reinbringen", sagt Geschäftsführer Gläser. "Und wir haben es einfacher, da alles, was die Pflanzen brauchen, über einen kleinen Tropfschlaucht kommt." Das Verfahren gebe es seit mehr als 20 Jahren in Manschnow.

Keine Jungpflanzen mehr in der Mark

Doch die Jungpflanzen seien doppelt so teuer wie im vergangenen Jahr gewesen. Und statt wie sonst aus Brandenburg kamen sie diesmal aus Albertshofen bei Würzburg. Der Grund: Gartenbaubetriebe in der Mark, so wie die Schwanteland Jungpflanzen GmbH in Oberhavel, züchten im Winter keine Jungpflanzen mehr. Und das hat auch mit der Energiekrise zu tun.

"Bei Gurken und Tomaten ist es so, wenn sie die im Januar und Februar anziehen, dann brauchen die eigentlich das Tageslicht von April und Mai. Und das ersetzt man mit einer Lichtmenge, die eben sehr viel Strom kostet", sagt Klaus Henschel, Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg. Der Strom sei aktuell einfach zu teuer, so Henschel.

Ostern soll die Ernte beginnen

Doch nicht nur hohe Energiekosten belasten die Gartenbaubetriebe in Brandenburg. Auch 25 Prozent höhere Lohnkosten durch die Mindestlohnerhöhung und höhere Einkaufspreise, beispielsweise für Saatgut, lassen die Sorgen in der Branche größer werden, wie Henschel sagt. "Die Frage ist für uns, können wir die Produkte, die dann eigentlich viel teurer sein müssten, noch verkaufen? Oder müssen wir die Produktion reduzieren? Und diese Frage steht in jedem Gartenbaubetrieb."

In Manschnow jedenfalls soll es in diesem Jahr so viele Tomaten und Gurken geben wie im vergangenen Jahr, sagt der Geschäftsführer. Ostern soll mit der Ernte begonnen werden. Und eines lasse sich bereits vermuten: Das Gemüse wird teurer sein.

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.02.2023, 15:20 Uhr

35 Kommentare

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  1. 35.

    Haben wir doch wir haben alles was geht( Unterversorgungsgesetz) ins Ausland verbracht / Ausgelagert um so denn C2 Ausstoß zu senken ( Emisionshandel).

  2. 34.

    Sorry, aber ich bin in dem Teil von Deutschland aufgewachsen, in dem man sich kümmern musste. Tomaten und gurken konnten wir nur essen, wenn sie bei uns gewachsen sind. Und ein Fensterbrett für einen Pflanztopf hat ja wohl jeder. Und im Winter gab's halt Weißkohl und Möhren.

  3. 33.

    Zweiter Versuch !
    Ich verzichte auf Gurken , Paprika oder Blumenkohl zu Mondpreisen
    Ich esse Bratwurst mit Sauerkraut aus dem Spreewald.
    Wenn es dann nicht anders geht-Büdde.

  4. 32.

    Kauf ich lieber im Ausland.

  5. 31.

    Wenn Sie auf Obst und Gemüse verzichten können ist es ja gut...."
    Woraus schliessen Sie das?
    Es geht letztlich nur um einen Anbau, der sich an den natürlichen Vegetationszeiten orientiert. Den übrigen Luxusanbau und -konsum, auf den kann man leicht verzichten.
    Hat die Menschheit ca. 8000 Jahre geschafft.

  6. 30.

    Man stelle sich vor, durch saisonal passenden Anbau lässt sich Energie sparen? Wären wir doch nur früher drauf gekommen! Was wir da an CO2 hätten sparen können! Als nächsten kommen wir vielleicht drauf die Komposthaufen im Gewächshaus drin zu haben, die sind ja auch warm.

  7. 29.

    Wenn Sie auf Obst und Gemüse verzichten können ist es ja gut......andere Menschen können es eben nicht.

  8. 28.

    Hier würde ich als Beitrag den Film v rbb über den Tomatenmann aus Werder als Gegenentwurf empfehlen! Bei YouTube gesehen und sicher auch in der mediathek. So geht Tomate auch. Lieber rbb, können sie sowas hier verlinken?

  9. 27.

    ein Dank an alle Landwirte, die auf höchstem Niveau und mit ganzer Liebe diese Produkte für uns herstellen."
    Genau.
    Und nicht zu vergessen: Mit viel Ackerchemie, viel Maschineneinsatz, kilometerlangen Plastikbahnen und last but not least mit vielen billigen Lohnsklaven aus Osteuropa.

  10. 26.

    Bei Aldi kosten die jetzt auch 1.99€, ohne Witz! Am Montag dachte ich echt, ich guck nicht richtig.

    Boah krass, da muss ich mal einen Bummel durch andere Geschäfte machen.

  11. 25.

    Tja, und da beginnt das Problem, bei uns auf den Wochenmarkt gibt es die guten alten Tomatensorten nicht, es gibt auch dies und jenes an altbewärten Sorten von Obst und Gemüse nicht mehr,
    letztendlich ist es "Wurscht" ob man Obst und Gemüse im nächsten Supermarkt einkauft, die Qualität ist ähnlich, und der Preis ist günstiger.
    In ganz Berlin rumzufahren. nein Danke.

  12. 24.

    Ja, ich laufe die ausländischen Tomaten, weil sie billig sind. Ich habe nicht das Geld, mir teure deutsche Tomaten zu leisten. Wenn Sie finanziell in der Lage sind, die teureren Sachen zu kaufen dann freuen Sie sich. Ziehen Sie aber bitte nicht über ärmere Menschen wie mich her, die auf günstiges Essen angewiesen sind. Danke.

  13. 23.

    Machen sie mal 'n Abstecher nach Bornow und probieren z.B. "FuzziWuzzi" oder "Stierherz".
    Die schmecken nicht nur, die riechen auch nach Tomate. Ich glaube auf Wochenmärkten sind die auch erhältlich.

  14. 22.

    Wow, ich dachte, ich sei der Sieger bei der Nennung der Abzocker. Aber nun muss ich vor ihnen den Hut ziehen. Interessant wäre es zu erfahren, ob es wirklich Leute gibt, die solche Preise bezahlen?

  15. 21.

    Einheimisches Gemüse oder Salat…zur passenden Jahreszeit…ich würde gerne mal wieder Endiviensalat kaufen…gut und deutsch…nicht zu bekommen. Aber überteuerte nicht-schmeckende Tomaten…kein Problem.

  16. 20.

    Na ja, Gurke und Blumenkohl ist kein Wintergemüse, wer wenig Geld hat kauft jetzt lagerfähiges heimisches Wintergemüse, ist außerdem energiesparend und gesund.

  17. 18.

    Es geht noch wilder: letzte Woche bei Edeka war die Gurke für 2,49 und bei Penny der Blumenkohl für 4,99 (!) zu haben.

  18. 17.

    :-) vielen lieben Dank für die Tipps. ich gehe jeden Tag frisch einkaufen wenn ich von der Arbeit komme. Mit dem Rest den Sie aufgezählt haben kann man einen wunderbaren Eintopf kochen....oder andere "Leckerchens"
    Aber zwischendurch muss es auch einfach Gurke und Tomate sein...z.B. für einen herrlichen italienischen Nudelsalat mit Mozarella und frischem Basilikum...

  19. 16.

    Sie können das zu viel eingekaufte Gemüse auch haltbar machen und 2 Gurken reichen bei mir für einen Salat für 3 Personen ein Kilo Tomaten ungefähr 2 Tage. Ich setze voraus, Sie kochen täglich frische Mahlzeiten und haben keine Mikrowelle. Tomaten halten sich ungefähr 14 Tage gut. Ob es billiger ist, jeden Tag zum Markt zu kutschieren um eine Gurke zu kaufen, ich kann es nicht beurteilen. Aber wer Kohl und Kartoffeln, Äpfel und Zwiebeln und Schinkenspeck im Haus hat, der kann unendlich lange davon leben und benötigt gar keine Tomaten und Gurken im Winter.

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