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Quelle: rbb / Marie Röder

Brandenburger Winzer

Klima wandelt Wein

Wein aus Brandenburg? Warme Temperaturen und viel Sonne machen es möglich. Warum Brandenburger Winzer:innen trotzdem nicht groß von der Klimakrise profitieren, zeigt ein Besuch auf einem Weinberg in Werder. Von Marie Röder

Fragt man Manfred Lindicke nach seiner Lieblingssorte Wein, schüttelt er den Kopf . "Habe ich nicht. Das sind alles meine Kinder", antwortet er. Lindicke ist Winzer - und Pragmatiker. Für ihn muss Wein vor allem eins: schmecken. "Weinfürste und Weinpäpste" kämen auf den Werderaner Wachtelberg eh nicht zu Besuch, sagt Lindicke im kühlenden Schatten seines Lokals inmitten der Rebstöcke.

Winzer gilt als einer der wenigen Berufe, dem die Klimakrise sogar neue Chancen ermöglichen könnte – zumindest in Mittel- und Nordeuropa. Weil die Durchschnittstemperatur steigt, entstehen Weinanbaugebiete in Gegenden immer weiter nördlich. Schon heute gibt es Wein, der in England und Skandinavien wächst.

In Zukunft Merlot und Pinot Noir?

So zum Beispiel in Schweden: Einer Studie zufolge gab es Mitte der 1990er Jahre in dem Land keinen einzigen kommerziellen Weinberg. Heute, 25 Jahre später, gibt es schon 64 registrierte Weingüter [emerald.com].

Perspektivisch könnten sich auch die angebauten Rebsorten verändern, fanden Forscher:innen heraus [pnas.org]. Im Süden könnten Winzer:innen in Zukunft vor allem auf Sorten wie Grenache oder Monastrell setzen, die auch extremer Hitze standhalten. Im Norden ist es zum Beispiel Merlot, der es nicht ganz so heiß mag, aber wärmer als es bisher in unseren Breitengraden war. Und die Sorte Pinot Noir könnte bei einem deutlichen Anstieg der Durchschnittstemperatur Gebiete erobern, in denen es bislang noch zu kühl für den Weinbau ist.

Überraschend hügelig für Brandenburg: Blick vom Wachtelberg auf die Havel. | Quelle: rbb / Marie Röder

Diese Toskana schreibt sich Wachtelberg

Manfred Lindicke beweist auf seinem Wachtelberg in Werder an der Havel (Potsdam-Mittelmark), was schon heute im Anbaugebiet Brandenburg möglich ist. Der Ausblick von dem knapp 60 Meter hohen Weinberg erinnert eher an die Toskana als an Brandenburg: sattes Grün, Hügel, die sich wie Wellen in die sonst so flache Landschaft einfügen.

Hier gedeihen auch Sorten wie Syrah und Cabernet Franc. Jeweils nur 20 Pflanzen, aber immerhin. Viele Leute, die den Weinberg besuchten, seien überrascht, dass hier Trauben wachsen, die sie sonst nur aus südlicheren Regionen kennen, sagt Lindicke.

Lindicke vor seinen Rebstöcken. Die zu erwartenden Extremwetterereignisse bezeichnet der Winzer als "Damoklesschwert". | Quelle: rbb / Marie Röder

Klimawandel bedeutet nicht nur Hitze

Seine Hauptrebsorten an wärmer werdende Sommer anzupassen, dafür sieht der Winzer Lindicke derzeit keinen Grund, sagt er. Auf die Folgen des Klimawandels aber hat auch er schon reagiert: Vor bereits mehr als zehn Jahren stellte er zwei Drittel seiner Reben auf Sorten um, die widerstandsfähiger gegen Nässe und Pilze sind.

Denn laut des Weltklimarats zeigt sich der Klimawandel nicht nur durch ein Ansteigen der Durchschnittstemperatur, auch Extremwetterereignisse gehören zu den möglichen Auswirkungen [ipcc.ch]. Für Manfred Lindickes Trauben kann zum Beispiel Starkregen zum Problem werden. Dieser kann die Früchte aufplatzen und dann verfaulen lassen. Auch heftiger Wind und Hagel bedrohen die Weinlese. "Es ist wie ein Damoklesschwert, das über uns schwebt", sagt Lindicke. Die widerstandsfähigeren Sorten sollen wenigstens die Feuchtigkeit besser vertragen.

"Barfuß würde man sich hier die Sohlen verbrennen", sagt Manfred Lindicke über den Sandboden, auf dem seine Reben wachsen. | Quelle: rbb / Marie Röder

Magerer Boden, filigraner Geschmack

In der drückenden Hitze dieses Julitages scheinen Regen, Wind und Hagel auf dem Wachtelberg weit entfernt - es ist der bisher heißeste Tag des Jahres. Während Lindicke mit hastigen Schritten durch die Reben läuft und seine Trauben inspiziert, bilden sich kleine Staubwolken unter seinen Schuhen. Der Boden ist sandig, "mager" nennt Lindicke ihn.

Früher reichten die Wurzeln der Reben bis zum Grundwasser, heute müsse er bei ausbleibendem Regen mit Tröpfchenbewässerung nachhelfen, sagt Lindicke. Der märkische Sand brauche überdurchschnittlich viel Pflege und bedeute mehr unternehmerisches Risiko. Doch trotz der Trockenheit: Der Boden ist auch das, was den Brandenburger Wein ausmacht. Er verleihe dem Wein einen frischen und filigranen Geschmack, erklärt Lindicke. Und fruchtig sei der Wein auch. "Als ob man die Beere direkt ins Glas gedrückt hat", so beschreibt es der Winzer.

Tradition seit dem Mittelalter - aber weitgehend unbekannt

Obwohl Brandenburg den wenigsten als Weinland bekannt sein dürfte, reicht die Tradition hier weit zurück. Bereits im Mittelalter bewirtschafteten Mönche in der Region Rebflächen. Und trotzdem: "Brandenburger Wein hat es schwer. Die Leute hier identifizieren sich nicht damit", sagt Lindicke – wohl auch, weil viele gar nicht davon wissen.

In seinem kleinen Lokal auf der Kuppe des Wachtelbergs zeigt er auf den Stammbaum seiner Familie. Dieser hängt prominent platziert neben dem Eingang des schmalen Raums, über einer schlichten Holzbank. Lindickes Vorfahren waren schon im 18. Jahrhundert Weinbergsbesitzer. Er wirkt stolz, wenn er über sie spricht.

Dass Brandenburgs Weinanbaugebiete relativ unbekannt sind, könnte auch an ihrer geringen Fläche liegen. Laut des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz erstreckt sich der Anbau im ganzen Bundesland auf gerade einmal 30 Hektar [mluk.brandenburg.de]. Das entspricht einem Viertel vom Park Babelsberg. Im Vergleich zu den Gebieten in Rheinhessen oder der Mosel ist das winzig.

Trauben wie Rosinen

Lindicke pachtet seit 1996 den Wachtelberg von der Stadt Werder. 2012 kam der Galgenberg hinzu. Mit seinen 7,6 Hektar produziert er im Jahr rund 60.000 Flaschen Wein, vor allem aus den Rebsorten Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc, Kernling und Dornfelder, sagt Lindicke.

Als einer der wenigen Vollerwerbsbetriebe im Bundesland sind er und seine Familie auf die Einnahmen durch den Weinverkauf angewiesen. Lukrativ sei das Geschäft nicht. Das liege vor allem an steigenden Löhnen und Rückzahlungen für Kredite. Die Familie sei froh, wenn sie plus/minus null herauskomme, sagt Lindicke. "Jede Flasche, die verkauft wird, ist die Beste."

Bei Temperaturen um die 40 Grad und fehlendem Regen können auch Trauben Sonnenbrand bekommen. | Quelle: rbb / Marie Röder

Um 11 Uhr an diesem Vormittag steht die Sonne gleißend über den Rebstöcken. Es sind bereits 33 Grad, auf knapp 40 soll die Thermometerzahl heute noch klettern. Tage wie dieser lassen Manfred Lindicke erneut den Kopf schütteln, wenn man ihn fragt, ob er als Winzer vielleicht auch ein Gewinner der Klimakrise sein könnte: Im Moment ist es selbst für sonnenliebende Trauben zu heiß und trocken. Manfred Lindicke beugt sich hinunter und betastet die Früchte. Einige hängen braun und schrumpelig da, wie Rosinen sehen sie aus. Die Früchte haben Sonnenbrand. "Wir haben die gleichen Sorgen wie alle anderen", sagt er.

Beitrag von Marie Röder

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