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Audio: rbb24 Inforadio | 19.10.2022 | Karsten Steinmetz | Quelle: dpa/Franziska Kraufmann

Streik gegen Sparpläne

Brandenburger Apotheken bleiben am Mittwochnachmittag geschlossen

Das Apothekenhonorar soll gekürzt werden - dagegen wird nun in vier Bundesländern protestiert. Auch in Brandenburg bleiben die Apotheken daher am Mittwochnachmittag geschlossen. Eine Notversorgung ist aber gesichert.

Aus Protest gegen geplante Honorar-Kürzungen hat der Apothekerverband Brandenburg zu einer halbtägigen Schließung der Apotheken im Land aufgerufen. Die Apotheken sollten am Mittwochmittag um 12 Uhr schließen - mit Ausnahme der Dienstbereitschaften.

Der Apothekerverband rechnet mit einer großen Beteiligung im ganzen Land. "Wir haben dazu Rückmeldungen aus allen Regionen", sagte Verbands-Geschäftsführer Mathias Braband-Trabandt. Zu der Protestaktion wurde auch im Saarland, Hamburg und Schleswig-Holstein aufgerufen.

Lauterbach will Honorar der Apotheker pro Medikament kürzen

Hintergrund sei, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plane, zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenkassen das Honorar der Apotheker pro verschreibungspflichtigem Medikament zu kürzen. "Dieser Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Lauterbach ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", sagte der Vorsitzende des Brandenburger Apothekerverbands, Olaf Behrendt.

"Die Energiepreise explodieren, die Inflation galoppiert, die Nebenkosten steigen und zehn Jahre keine Honoraranpassung bei den Apotheken", erklärte Braband-Trabandt. Diese Kürzung könne dazu führen, dass weitere Apotheken schließen müssten, weil sich das Geschäft nicht mehr lohne.

Protest für kleinere Klassen

Tausende Lehrkräfte beteiligen sich an Warnstreik in Berlin

An vielen Berliner Schulen ist am Mittwoch der Unterricht ausgefallen: Die Lehrergewerkschaft GEW hatte ihre Mitglieder zu einem Warnstreik aufgerufen. Viele verliehen ihrer Forderung nach kleineren Klassen erneut Nachdruck.

Daher werde nun in vier Bundesländern gestreikt, stellvertretend für den Berufsstand, konkretisierte die Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Ursula Sellerberg.

Eine Notversorgung werde - wie an Sonn- und Feiertagen auch - aber sichergestellt. Es solle mit dem Streik ein "spürbares" Zeichen gesetzt werden, dennoch sei die Medikamentenversorgung in dringenden Fällen gesichert.

Zwölf Brandenburger Apotheken mussten 2022 bereits schließen

Seit der letzten Honoraranpassung im Jahr 2013 hätten bereits 22 Brandenburger Apotheken geschlossen, davon allein 12 in diesem Jahr. Damit würden für die Patienten gerade in ländlichen Gebieten die Wege zur nächstgelegenen Apotheke länger. Nach Angaben des Verbands gibt es in Brandenburg rund 560 Apotheken.

Das Apothekenhonorar wurde vor zehn Jahren letztmalig angepasst und soll - trotz Inflation und steigender Kosten für Personal und Energie - ab Januar 2023 um 120 Millionen pro Jahr gekürzt werden. Das sieht das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vor, das am Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden soll.

Für die Apotheker in der Region hätte das spurbare Folgen: "Konkret für meine Apotheke ist es ein fünfstelliger Betrag", sagte der Apotheker Jan Thesenwitz aus Fürstenwalde (Oder-Spree) dem rbb. Es gehe dabei um 4.000 bis 20.000 Euro pro Apotheke, die verloren gingen, so Thesenwitz. Das sei in Zeiten von hoher Inflation sehr problematisch. Die Kosten für Strom, Gas, Einkäufe und die Personalkosten für seine 19 Angestellte würden steigen. Statt eine Entlastung bringe das neue Gesetzt eine zusätzliche Belastung für die Apotheker, so Thesenwitz.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.10.2022, 12 Uhr

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