Künstliche Intelligenz auf der IFA 2019 - So soll mit Cloud-Cooking die Küche verschwinden
Städte boomen, Mieten schießen in die Höhe, Wohnungen schrumpfen: Besonders Hersteller von Küchen sind gefragt, noch kleiner, unauffälliger und smarter herzustellen. Und die geschmacklichen Vorlieben ihrer Kunden zu treffen. Von Johannes Frewel
Urbanisierung, Individualisierung, Digitalisierung - diese und andere Megatrends beschäftigen auch Hausgerätehersteller auf der diesjährigen Elektronikmesse IFA in den Messehallen unterm Berliner Funkturm, die an diesem Freitag startet.
Die Hersteller reagieren in diesem Jahr besonders auf das anhaltende Bevölkerungswachstum und immer größer werdende Städte: Gab es 1950 mit New York und Tokio weltweit nur zwei Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, könnten es in einigen Jahren 40 sein - an der Spitze Dehli und Tokio mit 35 Millionen Einwohnern.
Und wegen steigender Mieten werden Wohnungen immer kleiner gebaut. Damit wird ein separater Raum als Küche seltener. Küchengeräte wandern in Wohnräume und müssen dort optisch zurücktreten, wenn sie nicht genutzt werden. Beispielsweise das Kochfeld, erklärt Roland Hagenbucher von Siemens Hausgeräte. Im ausgeschalteten Zustand sei es so gut wie nicht zu erkennen, betont er. Der Herd habe keine vorgezeichneten Kochfelder mehr und es gebe fast keine Bedruckung, so Hagenbucher.
Software und Algorithmen werden wichtiger
Die Dunstabzugshabe schwebt nur noch ins Blickfeld, wenn sie gebraucht wird, erklärt Harald Friedrich von Bosch: "Sie ist oben an der Decke montiert und wird nur zum Kochen heruntergefahren." Wenn das Essen fertig ist, verschwindet sie wieder aus dem Blickfeld.
Auch Mike Henkelmann von Samsung erwartet, dass Digitalisierung, Vernetzung und künstliche Intelligenz die Geräteschlacht in der Küche bremsen könnte. Was mehr zählen wird, sind Software und Algorithmen. "Es wird nicht mehr so sein, dass sich ein Produkt künftig über seine Hardware-Features unterscheidet", sagt Henkelmann, "der Erfolg wird maßgeblich davon geprägt, wie intelligent ein Produkt ist".
Perfektes Brathähnchen dank Cloud-Cooking
Der Trend heißt Cloud-Cooking. Küchengeräte schicken anonymisierte Daten zu den Herstellern, die daraus digitale Dienstleistungen generieren. Etwa, um den Garvorgang beim Brathähnchen mit Hilfe Hunderttausender anderer Brathähnchendaten zu optimieren, umreißt Thomas Salditt, Digitalmanager bei Bosch-Siemens Hausgeräte BSH, die Vision künstlicher Schwarm-Intelligenz: Der Backofen weiß, wie sein Besitzer sein Brathähnchen mag. "Weil sie das Backhendl vielleicht besonders kross haben mögen", sagt Salditt, "und Ihr Backofen lernt von Ihnen, wie sich besonders kross anfühlt und kann genau dieses besonders krosse Ergebnis für Sie replizieren".
Hausgeräte sollen in eng bewohnten Häusern nicht stören und bekommen deutlich leisere Motoren. Zudem erkennen Waschmaschine oder Geschirrspüler mit künstlicher Intelligenz, ob sie in einer wasserreichen Region arbeiten oder aber ob Wassersparen in Mega-Cities wichtig ist und es dafür beim Spülen ruhig etwas gemächlicher zugehen darf.