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Audio: Antenne Brandenburg | 30.08.2022 | Quelle: Susanne Hakenjos

Vier Millionen Euro Förderung

Altes Stadtbad Luckenwalde wird zum Kunst- und Kreativzentrum umgebaut

Das Alte Stadtbad Luckenwalde ist ein Juwel der Bauhaus-Ära - jetzt kann es endlich saniert werden. Gemeinsam mit dem benachbarten Kunstzentrum im historischen E-Werk soll ein Campus für Kunst, Technik und Energie entstehen. Von Susanne Hakenjos

Noch ist die historische Eingangshalle des Alten Stadtbades in Luckenwalde (Teltow-Fläming) für Publikum geschlossen, doch sie erstrahlt bereits in ziegelrot, ockergelb und blau – original nach dem Farbkonzept des Eröffnungsjahres 1928. Das Foyer wurde denkmalgerecht restauriert, erklärt Jörg Kräker, während er durchs Gebäude führt.

Kräker ist Geschäftsführer der LUBA GmbH, das kommunale Unternehmen ist Eigentümerin des Stadtbads. Von der Farbenpracht zeigt sich auch Luckenwalds Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide beeindruckt. Doch gleich nebenan bröckelt in der historische Schwimmhalle der Dessauer Bauhaus-Ära allerorts Putz und Farbe.

Das fast fünf Meter tiefe Schwimmbecken liegt trocken, gebadet wird hier seit dreißig Jahren nicht mehr. Gerade einmal ausreichend Mittel für grundlegende Sicherungsmaßnahmen standen der Stadt bislang zur Verfügung, bedauert die Bürgermeisterin: "Wir wissen, dass diese Bauten der 20er-Jahre, dass das Schätze sind - oder Diamanten, die aber wieder in Fassung gebracht werden müssen. Doch für so einen Funktionalbau eine Nachnutzung zu finden, das ist die hohe Kunst!"

Vier Millionen Euro Bundesmittel für Sanierung und Nachnutzung

Mit dem erfolgreichen Antrag für Mittel aus dem Programm "Nationale Projekte des Städtebaus" des Bundesbauministeriums ist das jetzt gelungen: Luckenwalde kann sich über vier Millionen Euro freuen.

Dank der Bundesmittel kann jetzt endlich das gesamte Ensemble denkmalgerecht saniert und vor allem künftig neu genutzt werden. Gemeinsam mit dem historischen E-Werk, das bereits 2019 als Kunstzentrum wiederbelebt wurde, soll ein Campus entstehen, der Kunst, Technik und Energie zusammenführt, erklärt Bürgermeisterin Herzog-von der Heide das Konzept: "Ausstellungen sind denkbar, Veranstaltungen. Vorstellbar ist, dass man dieses Gebäude so herrichtet, dass sich auch Künstler einmieten, dass man im Sommer Events macht."

Der Weisheit letzter Schluss werde aber eben nicht aus dem Rathaus kommen, vielmehr soll die Suche nach neuen Nutzungskonzepten ein Prozess werden mit Kunstschaffenden und mit Bürger-Beteiligung in der Stadt und mit der Nachbarschaft. "Aber wir haben jetzt eine Basis, und daraus kann etwas werden," freut sich die Bürgermeisterin.

"E-Campus" – ein Zentrum für die Kunst- und Kreativwirtschaft

Mit ihrem Konzept "E-Campus" will die Kreisstadt Teltow-Flämings ein Anziehungspunkt für weitere Kreative und innovative Ansiedlungen werden. So ist es dem Künstlerpaar Helen Turner, einer gebürtigen Londonerin, und dem Stuttgarter Pablo Wendel bereits seit 2019 gelungen, ein ebenfalls architektonisch spektakuläres Gebäude, das historische E-Werk mit seiner 350 qm-großen Turbinen-Halle aus dem Jahr 1913, erfolgreich als privat betriebenes "Kraftwerk & Kunstzentrum E-Werk" wiederzubeleben.

Dabei spielt auch das Thema erneuerbare Energie eine große Rolle. Voriges Jahr bereits richteten sich die Augen der Kreativ- und Kulturszene dann auf das leerstehende Alte Stadtbad gegenüber vom E-Werk: An diesem bislang "verlorenen Ort" fand die bei der Biennale in Venedig preisgekrönte Oper "Sun & Sea" mit dem sandgefüllten Schwimmbecken ihren idealen Aufführungsort. "Darauf muss man erstmal kommen", schwärmt Luckenwaldes Bürgermeisterin Herzog-von der Heide.

Der 42-Jährige Künstler Pablo Wendel beschreibt die Gesamtvision des "E-Campus": "Es geht jetzt nicht nur darum, hier die Elfenbein-Kunst oder Elite-Unis hier zu haben, sondern das Ganze eben in der Verknüpfung mit der Gesellschaft, mit den Nachbarn, mit dem Wissen der Menschen hier. Ich finde, da ist Energie ein ganz tolles Medium dazu. Und Kunst und Kultur, um sowas dann auch zu vermitteln."

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Bundesbauministerin Klara Geywitz vom Konzept überzeugt

Das von der Stadt eingereichte Konzept hat jedenfalls die Jury bei der Entscheidung über die Fördermittelvergabe überzeugt, erklärt Bundesbauministerin Klara Geywitz. Die SPD-Politikerin verschaffte sich bei der Führung im Alten Stadtbad selbst einen Eindruck vor Ort.

Es gelte einerseits, das architektonische Erbe - und hier vor allen Dingen auch das Erbe der Industrie-Kultur - zu bewahren und zugleich durch Nachnutzung neue Impulse für die Stadtgesellschaft zu setzen. Dies habe die Unterstützung verdient: "Wenn dieser Ort wiederbelebt werden kann mit Energie, mit kreativer Energie, dann ist das doch ein wunderbarer, wunderbarer Grund, hier vier Millionen Euro des Bundes zu investieren,“ freute sich Geywitz.

Am 11. Oktober 2022 wird offiziell die Förderurkunde in Berlin überreicht. In Luckenwalde wird dank der Bundesmittel jedenfalls ein Traum wahr, weiß Jörg Kräker: "Wir haben hier gemerkt, sobald es Künstler waren, die auf Schnupper-Tour waren, oder Bürger – die sind alle begeistert. Die sprühen vor Energie. Und genau des ist das, was es gilt, einfach wieder einzufangen. Gerade Denkmäler haben so viel Energie abzugeben, und das ist hier eigentlich die höchste Motivation."

Schon in vier Jahren sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Bereits während der Bauzeit aber soll, soweit möglich, das Alte Stadtbad an der Rudolf-Breitscheid-Straße 72a schon mit Workshops oder Events "bespielt" werden. Gebadet wird in Luckenwalde übrigens längst in der auch überregional bekannten "Fläming-Therme".

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.08.2022, 10 Uhr

Beitrag von Susanne Hakenjos

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