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Quelle: dpa/Christian Charisius

Trotz Corona-Krise

Diese Musikfestivals planen für den Sommer

Viele große Festivals sind auch für diesen Sommer abgesagt: Rock am Ring, Hurricane, Southside fallen aus. Doch manche Veranstalter wagen mit strengen Hygienekonzepten jetzt schon den Ticketverkauf. Hendrik Schröder gibt einen Überblick.

Die Macher*innen des alternativen Fusion Festivals sind vorangeprescht und haben schon Ende März verkündet: Die Fusion wird stattfinden - mit einem neuen Konzept. Zuletzt kamen 70.000 Menschen auf das Festivalgelände an der Mecklenburgischen Seenplatte. Über eine Woche lang konnte gefeiert werden. Nun sollen an zwei Wochenenden Ende Juni und Anfang Juli je 35.000 Besucher*innen kommen dürfen. Zugleich sollen umfangreiche PCR-Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen. In Hamburg, Berlin und direkt vor Ort sind solche Teststationen geplant.

Um den Mehraufwand zu refinanzieren, verdoppeln sich die Ticketkosten fast auf über 200 Euro. Genehmigt ist das Konzept noch nicht, denn nach derzeitigem Stand dürfen Touristen aufgrund der hohen Inzidenzwerte gar nicht nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen. Die Veranstalter sind aber fest entschlossen, alle Möglichkeiten auszunutzen, eine Fusion 2021 möglich zu machen. Das dürfte ihnen leichter fallen als den Machern anderer großer Festivals, denn im Gegensatz zu jenen ist die Fusion nicht gewinnorientiert und die Besucher*innen kommen wegen des Gesamterlebnisses, nicht wegen bestimmter Bands.

Das Strandkorb Open Air ist 2021 auch für Berlin und Brandenburg geplant. | Quelle: dpa/Revierfoto

Helge Schneider im Strandkorb

Bereits geplant und genehmigt ist - Stand Mitte April - das Strandkorb-Festival auf der Galopprennbahn in Hoppegarten. Das Konzept wurde im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen erfunden und wird jetzt nach Berlin exportiert. Auf dem Gelände der Rennbahn werden ab Mitte August hunderte Strandkörbe verteilt, jeweils mit Sicherheitsabstand zueinander und mit einem ausgeklügelten Wegesystem. Die Tickets für die Strandkörbe werden nur paarweise verkauft, man sitzt also nicht mit Fremden zusammen, Einzeltickets gibt es nicht.

Bis Ende September sollen dann Helge Schneider, Jan Delay, Katharine Mehrling, Element of Crime und viele andere auftreten. Das Strandkorb-Konzept wurde im vergangenen Sommer von Gesundheitsämtern als vorbildlich bezeichnet. Eine Umsetzung scheint realistisch, sollte sich das Pandemiegeschehen bis dahin nicht dramatisch verschärfen.

Festivalteilnehmer*innen beim zuletzt stattgefunden Wacken Open Air 2019. | Quelle: dpa/Axel Heimken

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Auch die Veranstalter des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt in Wacken wollen nach Möglichkeit ihre Konzerte stattfinden lassen. Fast 70 bestätigte Bands werden derzeit auf der Homepage aufgeführt. Das Festival soll am letzten Juli-Wochenende stattfinden. Die Veranstalter hoffen auf eine deutliche Verbesserung der Corona-Lage bis dahin. Es wäre das 30. Jubiläum des legendären Festivals, zu dem normalerweise Fans aus der ganzen Welt anreisen. Die Veranstalter haben nach eigenen Aussagen mehrere Konzepte vorbereitet und wollen auf jeden Fall etwas stattfinden lassen. Die Fans scheinen daran zu glauben, Wacken ist wie in anderen Jahren bereits ausverkauft.

Abgesagt hingegen ist das Melt-Festival in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt), das viele Jahre auch für viele Berliner und Brandenburger zu den Highlights des Jahres gehörte. Den Termin Anfang Juni könne man nicht halten, zu ungewiss sei die Situation, heißt es auf der Seite des Festivals. Aber das Team gibt sich kämpferisch und will aus 2021 "noch das bestmögliche herausholen". Denkbar wären kleinere Veranstaltungen und Einzelkonzerte am Ende des Sommers.

Mit Abstandsregeln und Voranmeldung nehmen Menschen 2020 an der Feté de la musique teil. | Quelle: imago images/Peter Meiflner

Im Wartemodus

Über das Lollapalooza-Festival, das im September rund um das Berliner Olympiastadion stattfinden soll, gibt es noch keine Informationen. Abgesagt ist es nicht, Tickets dafür kaufen kann man aber auch nicht. Klar ist, dass solche riesigen Veranstaltungen einen monatelangen Vorlauf brauchen und es sich nur wenige Veranstalter leisten können oder wollen, immer wieder umzuplanen. Deswegen ist es wahrscheinlich, dass hier in den kommenden Wochen Entscheidungen getroffen werden. Auch viele der geplanten Open-Air-Veranstaltungen in Waldbühne, Wuhlheide und Zitadelle mit Konzerten von Seeed, den Foo Fighters oder den Broilers sind noch nicht abgesagt.

Und die Fete de la Musique, bei der immer am 21. Juni in ganz Berlin vor Kneipen und Bars Bühnen aufgebaut werden und gefühlt die halbe Stadt zusammen umsonst und draußen feiert? Wird wahrscheinlich verboten und wie 2020 per Stream durchgeführt. Zu aufwändig wäre es, für jede Bühne ein eigenes Hygienekonzept zu erstellen. Es sei denn, es gibt bis dahin eine deutliche Verbesserung des Pandemiegeschehens.

Der Musiksommer 2021, er ist vor allem von großer Unsicherheit geprägt. Alles scheint jetzt am Voranschreiten der Impfungen zu hängen. Denn viele Veranstalter scheinen trotz des langen De-facto-Berufsverbots und sich ständig ändernder Bestimmungen fest entschlossen, so viel möglich zu erreichen, wie es eben geht.

Beitrag von Hendrik Schröder

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