rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb24 inforadio | 23.07.2022 | Interview mit Doreen Werner | Quelle: pa/James Gathany/CDC

Dauerhafte Ansiedlung wahrscheinlich

Asiatische Tigermücke hat in Berlin überwintert

Berlin ist der nördlichste Punkt in Deutschland, an dem die Asiatische Tigermücke bisher nachgewiesen wurde - sie überträgt unter anderem Dengue-Viren. Jetzt konnte belegt werden: Das Insekt überwintert auch hier.

In einer Berliner Kleingartenanlage in Treptow-Köpenick ist wieder die Asiatische Tigermücke nachgewiesen worden. Wie die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstag mitteilte, sei damit belegt, dass das Insekt in der Stadt überwintert hat. Zudem sei eine dauerhafte Ansiedlung zu befürchten.

Asiatische Tigermücke in Berlin

Gekommen, um zu bleiben?

Die Asiatische Tigermücke überträgt gefährliche Tropenfieber wie Zika oder Dengue. Im vergangenen Jahr konnte sie sich in einem Berliner Kleingarten vermehren. Um sie wieder loszuwerden, muss schnell gehandelt werden. Von Oliver Noffke

Überträgerin von Krankheitserreger

Berlin ist bisher der in Deutschland nördlichste Punkt, an dem Asiatische Tigermücken und ihre Vermehrung vor Ort nachgewiesen werden konnten. Die Asiatische Tigermücke gilt als potenzielle Überträgerin verschiedener Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren. Als Folge des Klimawandels ist sie zunehmend auch in Mitteleuropa anzutreffen.

Seit 2017 wurden in Berlin vereinzelte Exemplare gefunden. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ruft die Bevölkerung dazu auf, verdächtige Mückenexemplare an den deutschen Mückenatlas zu senden. Dadurch sollen frühzeitig mögliche weitere Populationen gefunden und bekämpft werden.

Schwarz-weiß gestreifter Körper

Die Asiatische Tigermücke fällt durch ein schwarz-weiß gestreiftes Muster am ganzen Körper auf. Sie ist mit etwa einem halben bis ganzen Zentimeter im Vergleich zu einheimischen Stechmücken eher klein.

Weil sie kleine Behälter mit stehendem Wasser nutzt, um sich zu vermehren, rät das Lageso dazu, stehende Wassersammlungen etwa in Eimern oder Gießkannen zu vermeiden. Regentonnen sollten mückendicht abgedeckt werden.

Mücken-Expertin schlägt genaue Beobachtung vor

Die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg (Märkisch-Oderland) zeigte sich besorgt. "Es beunruhigt mich in gewisser Weise", sagte sie am Samstag im rbb24 Inforadio. An sich sei die Tigermücke erst einmal nur eine Mücke. Sie könne für Menschen sehr lästig sein, da Tigermücken-Weibchen eine Blutmahlzeit wollen. "Sie sind kleine, aggressive Stecher", so Werner.

Allerdings können sie auch Krankheitserreger übertragen. Die würden sie nicht automatisch in sich tragen. Sie müssten sich selbst erst infizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass hiesige Tigermücken Menschen stechen, die gerade in den Tropen waren, sei aber relativ gering, unterstrich die Expertin.

Doreen Werner. | Quelle: Patrick Pleul/dpa

Generell sei sie keine Freundin von Panikmache, so Werner. Jedoch müsse die Tigermücke beobachtet werden. "Und dann schauen wir, wie sie sich in ihrer Populationsdichte entwickelt", sagte die Mücken-Expertin. Mit Resultaten können dann entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet werden. Eine flächendeckende Ausbreitung der Tigermücken sollte natürlich verhindert werden, betonte Werner. Eine Möglichkeit könnte sein, Bakterientoxine einzusetzen, um Mückenlarven abzutöten.

Wie genau die Tigermücken nach Deutschland und Treptow-Köpenick gekommen sind, ist nach wie vor unklar. Denkbar wäre, dass abgelegte Eier über Container- und Warenströme nach Deutschland gekommen sind, so Werner. Werden die Eier beispielsweise durch Regen nass, können sich dann auch hier daraus Larven und letztlich die Tiermücken entwickeln. Laut Werner sind Tigermücken im Mittelmeerraum bereits fast flächendeckend verbreitet.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.07.2022, 07:43 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen