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Video: rbb24 Abendschau | 06.08.22 | Quelle: dpa/Christophe Gateau

Brand auf Berliner Sprengplatz

Bahnstrecke durch den Grunewald ist wieder freigegeben

Die Lage im Grunewald bleibt stabil, aber gefährlich. Die Bahnstrecke zwischen Potsdam und Berlin wurde am Samstagnachmittag wieder freigegeben. Die naheliegende Autobahn bleibt hingegen noch gesperrt.

- Zugstrecke zwischen Berlin und Potsdam wieder freigegeben

- Avus bleibt am Samstag gesperrt

- Lage ist stabil, weiterhin kleinere Brände um den Sprengplatz herum

- Einsatz wird wohl noch mehrere Tage dauern

Die Bahnstrecke zwischen Potsdam und Berlin durch den Grunewald ist am Samstagnachmittag wieder freigegeben worden. Das sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen dem rbb. Die Schienenwege seien am weitesten vom Sprengplatz der Polizei im Gruneweald entfernt, sagte er. Nach Einschätzung der Gefahrenlage auf dem Sprengplatz sei entschieden worden, dass die Bahnstrecke wieder freigegeben werden könne.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn teilte dem rbb mit, sowohl S-Bahn, als auch Regional- und Fernzüge seien jetzt wieder im Einsatz. Allerdings laufe der gesamte Bahnverkehr auf der Strecke erst nach und nach an. Es gebe noch keinen Betrieb nach dem üblichen Fahrplan. Wann genau der normale Fahrplan wieder eingehalten werden könne, sei zurzeit unklar. Die Avus (A115) bleibt auch am Samstag weiterhin gesperrt.

Seit Donnerstag war die Strecke wegen eines Waldbrands auf einem Sprengplatz gesperrt, der Schienenverkahr ist kurz nach der Freigabe wieder angelaufen. Die Autobahn Avus noch in beide Richtungen gesperrt. Das teilte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein am Samstagmittag mit.

Einschätzung des Forstamts

Wohl keine Wildschweine im Grunewald verbrannt

Arbeit auf Sprengplatz nach wie vor gefährlich

Zurzeit werde der Sprengplatz durch Löschwasser permanent gekühlt. Diese Maßnahme zeige bereits Wirkung, so Thomas Kirstein, Sprecher der Berliner Feuerwehr. "Es geht jetzt darum, diese Kühlung verlässlich sicherzustellen." Dies laufe über Roboter, die aus einem sicheren Bereich gesteuert werden könnten.

Auch um den Sprengplatz herum finden weiter Löschmaßnahmen mit einem Spezialpanzer statt. Es komme immer wieder zu einzelnen Bodenbränden. Diese müsse man im Blick behalten, da sie auch wieder gefährlich für den Sprengplatz werden könnten. "Es gibt weiterhin keine Verletzten. Aber alle Arbeiten sind gefahrenbehaftet, es benötigt weiterhin ein besonnenes und ruhiges Vorgehen", sagte Kirstein.

In der Nacht auf Samstag hatte es keine weiteren Explosionen gegeben. Am Morgen sei der Sprengmeister erneut in einem gepanzerten Fahrzeug auf den Sprengplatz vorgedrungen, Drohnen hätten Bilder geliefert, mit denen die Lage neu bewertet wurde, so Kirstein. Über die ursprüngliche Zufahrt sei der Sprengplatz nicht erreichbar, deswegen sei der Zaun zu dem Gelände geöffnet worden. Dies sei sehr zeitaufwändig, sagte er.

Feuerwehr konzentriert sich auf drei Brandherde

Obwohl die Flammen um das Gelände weitgehend gelöscht seien, sei der Boden nach wie vor sehr heiß. Welche Temperaturen dort aktuell herrschen, konnte Kirstein nicht sagen. Am Freitag wurden laut Polizei an manchen Stellen bis zu 700 Grad gemessen.

Insgesamt habe die Feuerwehr laut Kirstein drei Hotspots definiert, von denen noch besondere Gefahren ausgehen. Eine davon ist zum Beispiel die Lagerstätte von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Bereiche müssen weiter durch einen Löschpanzer mit Wasser gekühlt werden. Einige Lagerstätten von gefährlichen Explosivstoffen würden schon immer ständig mit Wasser gekühlt, dort sei nichts passiert, hieß es.

Die Feuerwehr bewertet das Ereignis mittlerweile als den gefährlichsten Löscheinsatz in Berlin seit dem Zweiten Weltkrieg.

Avus-Freigabe: "Werden uns nicht unter Druck setzen lassen"

Die A115 bleibt voraussichtlich am Samstag noch gesperrt. "Wir bewerten die Avus auch so, dass am Wochenende dort weniger Verkehr ist. Insofern werden wir uns da nicht unter Druck setzen lassen", sagte Kirstein. Bei weiteren Explosionen von Munitionsresten könne Material weit geschleudert werden, hatte Landesbranddirektor Homrighausen am Freitag gesagt.

Diskussionen um Standort Grunewald

Brandenburg "gesprächsbereit" für gemeinsame Lösung bei Sprengplatzsuche

Der Standort des Sprengplatzes im Grunewald war schon häufiger Streitthema. Die Berliner Regierende Bürgermeisterin denkt laut über eine Verlegung ins Nachbarland Brandenburg nach. Dort zeigt man sich am Freitag "gesprächsbereit".

Diskussionen um Standort des Sprengplatzes

Das Feuer war in der Nacht zu Donnerstag auf dem Sprengplatz ausgebrochen. Tonnenweise alte Granaten, Munition und beschlagnahmte Feuerwerkskörper lagerten in Gebäuden auf dem Gelände. Der Brand weitete sich im Lauf des Tages in dem trockenen Waldgebiet aus. Die Ursache für das Feuer ist unklar.

Auf dem großen Gelände des Sprengplatzes lagerten laut Polizei rund 30 Tonnen "Kampfmittel und Munition" aus dem Zweiten Weltkrieg sowie mehrere Hundert Kilogramm Feuerwerkskörper, die etwa an Silvester beschlagnahmt wurden.

Den Sprengplatz zur Vernichtung von Waffen und Explosivstoffen gibt es seit 1950. Zuständig ist inzwischen die Polizei. Sie betonte, dass es immer wieder Überlegungen gegeben habe, den Ort zu verlegen. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) äußerte sich offen für Gespräche mit Berlin über Lösungen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.08.22, 19:30 Uhr

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