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Audio: radioeins | 03.10.2022 | Jan Menzel | Quelle: dpa/M. Schutt

3. Oktober

Woidke: "Brandenburg ist heute ein dynamisches und lebenswertes Land"

Mahnungen angesichts von Krieg und Krise - die Gäste aus der Politik äußerten bei der Wiedervereinigungsfeier in Erfurt vor allem Appelle an das Zusammenstehen. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke erinnerte an die harten Krisen der Anfangsjahre.

Sorgenvolle Töne angesichts der Folgen des Ukrainekrieges und Aufrufe, in der aktuellen Krise das Zusammenwachsen und das Zusammengehören zu würdigen und zu bewahren - das waren die bestimmenden Töne aus der Politik auf und am Rande der Wiedervereinigungfeierlichkeiten.

Bei vielen der Redner von Bund und Ländern auf der zentralen Feier in Erfurt am Montag wurde vor allem auch die Furcht vor Spaltung laut. In ihren Reden betonten viele wie üblich an diesem Feiertag Gemeinsamkeit und Solidarität, doch klangen eben auch Bedenken über ein erneutes Auseinanderdriften an: "Ob Corona-Pandemie oder Energieknappheit - die Krisen der Zeit zeigen, was vorher schon nicht gestimmt hat, und rücken die bestehenden Differenzen ins Licht der Scheinwerfer", sagte Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringens, in dessen Landeshauptstadt Erfurt die Feiern in diesem Jahr stattfanden.

Woidke in Sorge um neue Strukturbrüche im Osten

Mehrere der ostdeutschen Ministerpräsidenten äußerten ihre Sorge um die Gefahr, dass die Erfolge beim Aufbau Ost durch die Energiekrise in Gefahr geraten könnten. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wies dabei auf die Sorgen vor dem Verlust des mühsam Aufgebauten hin. Viele Ostdeutsche hätten die großen Strukturbrüche mit Massenarbeitslosigkeit in den 1990er Jahren noch sehr genau vor Augen, sagte Woidke der "Rheinischen Post".

Das Motto der Feier: "zusammen wachsen"

Allerdings hatte Woidke zuvor in seinem Rückblick auch erklärt, dass Brandenburg selbstbewusst und optimistisch den Tag der Deutschen Einheit begehen könne. "Brandenburg ist heute ein dynamisches und lebenswertes Land, das Wachstum und Klimaschutz in Einklang bringt und sich zu einem gefragten Investitionsstandort mit hochwertigen Arbeitsplätzen entwickelt", so der SPD-Politiker.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte: "Es ist zusammengewachsen, was zusammengehört, und Deutschland wächst weiter zusammen. Wir wollen auch unsere Zukunft gemeinsam gewinnen und deshalb auch mehr Wachstum für eine bessere Zukunft." Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine unterstrich Scholz die Zusammenhalt und die Unterstützung der Ukraine und der Menschen "bei ihrem Kampf für Freiheit, Einheit und Gerechtigkeit des eigenen Landes".

Zu den zentralen Feierlichkeiten in Erfurt reisten die Landesregierungen sowie Vertreter der Bundesregierung ebenso sie Bürgerdelegationen aus allen 16 Bundesländern. Die Feiern waren überschrieben mit dem Motto "zusammen wachsen".

Giffey sieht Deutsche Einheit als "Geschenk an uns alle"

An den zentralen Feierlichkeiten in Erfurt nahm auch Franziska Giffey (SPD) teil. Mit Blick auf die weltpolitische Lage wies Berlins Regierende Bürgermeisterin zum Tag der Deutschen Einheit auf die enorme Wichtigkeit dieses Ereignisses vor mehr als drei Jahrzehnten hin. Die Deutsche Einheit sei "ein Geschenk an uns alle", betonte sie: "Wir alle sind aufgefordert, diese Errungenschaften zu schützen und keine Renationalisierung und gegenseitige Konfrontation zuzulassen."

In der aktuellen Krisenlage richteten sich alle Anstrengungen darauf, "unsere Arbeitsplätze, die Wirtschaftskraft und den Wohlstand zu sichern, der in den letzten über 30 Jahren seit dem Fall der Mauer gerade in Ostdeutschland erarbeitet wurde", so Berlins Regierende. Man werde sich nicht spalten lassen: "Nicht durch neue Nationalismen in Europa und nicht durch Russlands Krieg. Die Freiheit wird, wie 1989, siegen."

Am Samstag

Berlin ordnet Trauerbeflaggung für Michail Gorbatschow an

Ostbeauftragter fordert mehr Einmischung in gesamtdeutsche Debatten

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), forderte die Ostdeutschen in diesem Zusammenhang auf, sich stärker in gesamtdeutsche Debatten einzumischen. "Wir dürfen uns im Osten nicht auf uns selbst zurückziehen und unsere eigene kleine DDR wiederaufbauen", erklärte Schneider. Die bisherige Perspektive berücksichtige die vielfältigen Lebenswege von Menschen in Ost und West nach 1990 nicht ausreichend, äußerte Schneider. Zum Tag der Deutschen Einheit sagte er: "Für viele ist er ein Ritual und ein freier Tag."

Zahlreiche Veranstaltungen auch in Berlin und Brandenburg

Die Bundeshauptstadt präsentierte sich bei den Feierlichkeiten in Erfurt auch mit eigenen Ständen wie dem Berlin-Cube. Unter dem Motto #Zukunftshauptstadt stellte sich Berlin als wirtschaftsstarkes Bundesland vor.

In Berlin selbst liefen zum Tag der Deutschen Einheit ebenfalls Veranstaltungen, etwa ein Konzert der Kammersolisten Berlin in der Philharmonie. Im Humboldt-Forum war "Das virtuelle Palastmodell", an dem noch bis 2024 weiter gebaut wird, zu besichtigen. In einem zweijährigen Projekt werden dabei Anekdoten, Eindrücke und Dinge gesammelt, die in die VR-Installation zum "Palast der Republik" einfließen und diese zu einem virtuellen Kunstwerk werden lassen.

In Potsdam wurde in der Gedenkstätte Lindenstraße ein Tag der offenen Tür veranstaltet und die Brandenburger CDU hatte im Kutschstall zu einer Festveranstaltung geladen.

Sendung: radioeins, 03.10.2022, 17:00 Uhr

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