Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.
24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Nach dem vorweihnachtlichen Schmoren, Backen, Garen und Braten fängt der Zauber erst an. Damit ist natürlich zunächst der Genuss am Tisch gemeint. Aber dann ist da noch der ganze Rest, und zwar das Chaos in der Küche. Der erste Retter ist die Spülmaschine oder der Küchendienst. Beide können dabei aber so viel falsch machen, dass einem der Keks in den finalen Menü-Espresso fällt.
Denn zum Kochen gehört die Entsorgung und die ist geprägt von Unverträglichkeiten. Die größte Unverträglichkeit ist das überschüssige Fett. Natürlich kommen die Spülmaschine und der Abfluss sehr gut mit winzigen Tröpfchen und Tropfen zurecht, doch es gibt Grenzwerte und die sind sehr schnell erreicht, wenn man sorglos Bratenfett und Öle in den Abfluss entsorgt, denn weg ist das Fett dort nur im ersten Augenblick.
Ein fettiger Korken in der Kanalisation
Einmal erkaltet, tendieren die Bratenrückstände dazu zu klumpen, sich in kleinen Leitungsecken und -biegungen anzusammeln und dort den ungehinderten Ablauf des restlichen fettlosen Abwassers zu behindern. Zu Jahresbeginn machte ein "Riesen-Fettberg" in England Schlagzeilen: In der südenglischen Grafschaft Devon hatte sich nach Angaben der Behörden ein sechzig Meter langer Berg aus Abfällen im Abwasser zusammen mit Fetten gebildet und musste aufwändig abgetragen werden. Solch eine Sauerei wie auf der Insel können wir hier nicht gebrauchen.
Um also dieses Wohlstandsproblems Herr zu werden, verschärften der Bund und die Länder vor einigen Jahren entsprechende Gesetze und unterstützen die Etablierung einer Altfett-Kreislaufwirtschaft, die aus den entsorgten Speisefetten wieder einen potenten Rohstoff herstellt: Biodiesel.
Vierstellige Strafen fürs falsche Entfetten
Hilfe naht hier nicht etwa aus Richtung Abfluss, sondern aus dem Netz. Denn natürlich gibt es genug Ratgeberportale, die darauf hinweisen, was alles nicht in den Abfluss gehört. Kurz: Es gibt ausreichend Anleitungen, wie man kleine Speisefettmengen richtig entsorgt (mit einem Glas in den Hausmüll zum Beispiel).
Viel interessanter aber sind die kleinen und großen Volten der Bußgeldverordnungen der Länder, die die unsachgemäße Entsorgung von Haushaltsfetten mit exakt festgelegten Bußgeldern belegen. So werden in Berlin bei der illegalen Speiseölentsorgung von einem halben Liter bereits 35 Euro fällig. Brandenburg wartet gar auf mit einer Staffelung von 15 bis 200 Euro für Mengen von unter einem halben Liter bis über zwei Liter. Damit bewegen sich beide Länder im unteren Strafgeldsegment. Hessen, Niedersachsen oder Bremen rufen bereits vierstellige Summen auf.
Nachhaltig abdieseln
Natürlich richten sich hier die Verordnungen vor allem an die gewerblichen Fettabscheider, die für die Behörden ihre Fettabsonderungen sorgfältig dokumentieren müssen. Haushalte müssen das nicht, können aber trotzdem bestraft werden.
Es lohnt sich also, kleine Speisefettmengen nicht in der Spüle, sondern in geschlossenen Behältnissen im Hausmüll zu entsorgen. Berlin Recycling rät, wenn es mehrere Liter sind, die Speisefette direkt zur BSR zu bringen. Dort werden die Frittier- und Bratenüberreste entsprechend der "Richtlinie 2009/28/EG" für die "nachhaltige energetische Nutzung von Biomasse" verwendet. Das Unternehmen weist darauf hin, dass sich in den vergangenen Jahren "der Anteil von Altfetten bei der Biodieselproduktion auf rund 30 Prozent belief". Ein bisschen verkürzt heißt das: Der Weihnachtsbraten kann den Biodiesel fett machen.