Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.
24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Weihnachten wird gekocht. Und es wird gebacken und gekokelt. "Aber es brennt Weihnachten nicht mehr und auch nicht öfter oder doller als an anderen Tagen", sagt Thomas Kirstein, Sprecher der Berliner Feuerwehr. Jedenfalls nicht beim Essen. Die Adventskränze seien hier die große Feuergefahr und nicht der Herd. Ganz offensichtlich sind die Leute so scharf auf all das, was da köchelt und brutzelt, dass sie dann doch auch immer ein Auge auf die Töpfe haben. "Der letzte wirkliche Großbrand in Berlin während der Weihnachtstage liegt auch schon Jahre zurück", so Kirstein. Und auch hier sei der Grund für die Flammen kein weihnachtstypischer gewesen. Entsprechend seien also die Feiertage meist eher ruhige Dienst-Tage für Berlins Feuerwehren.
Quelle: dpa/chromorange/Alfred Hofer
Noteinsätze in einsamen Haushalten
Die vorweihnachtlichen Brandgefahren aufgrund von Adventsgestecken und Kerzen gingen genau in dem Augenblick wieder zurück, wo die Leute rund um den Baum am heimischen Gabentisch zusammenkommen. Es seien dann einfach mehr Aufpasser dabei, wenn die Kerzen brennen und damit achteten auch mehr Leute darauf, dass nichts passiert, so Kirstein.
Umgekehrt aber werden die Retter in den Weihnachtstagen oft in Haushalte gerufen, wo Menschen die Weihnachtszeit allein verbringen. "Das sind keine Löscheinsätze, sondern medizinische Notrufe." Keine Bekannten, keine Familienangehörigen, keine Freunde: "Da stellt es sich dann oft sehr schnell heraus, dass hier nicht unbedingt ein Notfall vorliegt." Ein ernsthaftes Problem sei das für die Retter nicht. Aber wenn die Kollegen den Kummer bemerkten, sei das traurig mitanzusehen in einer Zeit, in der in den meisten anderen Haushalten die Menschen miteinander feierten.
Braten auf der Wache
Das weihnachtliche Beisammensein während der Feiertage war gerade für Feuerwehrleute noch vor wenigen Jahrzehnten nicht so einfach: "In den 70er Jahren hatten die Feuerwehrleute einen 72-Wochenstunden-Rhythmus, der es ihnen fast unmöglich machte, Weihnachten im Familienkreis zuhause zu feiern", so Kirstein. Aus dieser Zeit stamme darum eine Routine, die in ein wenig abgewandelter Form von den Kollegen noch immer praktiziert werde: Weihnachtsessen in der Feuerwache mit Familien und Freunden, mit dem Weihnachtsmann und mit Bescherung. Heute allerdings fänden diese Feiern dann nicht mehr an den Feiertagen statt, sondern wenige Tage vorher, etwa am letzten Advent.
Die Berliner Feuerwehrleute arbeiteten mittlerweile im 44-Wochenstunden-Rhythmus und in 12-Stunden-Schichten, die Kirstein zufolge dann durchaus auch an den Weihnachtsfeiertagen so zurechtgeschoben werden, dass die Abzulösenden noch rechtzeitig zur Familienbescherung oder zum Gänsebraten kommen und so, dass die Ablösenden zuvor noch die Gelegenheit hatten, unterm Weihnachtsbaum die Geschenke hervorzuholen und die Festtagsmahlzeit zu begehen.
Mehr als nur eine Stulle
Wenn dann an den Feiertagen auch noch der Einsatz ruft, muss der Braten auch schon mal warten. Beschrieben hat diese Einsatzroutinen ganz exzellent der Berliner Kinderbuchautor Hannes Hüttner in dem noch heute sehr populären Kinderbuch "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt". In der Geschichte über eine Feuerwache müssen die Feuerwehrleute immer gerade dann ausrücken, wenn sie eigentlich gerade essen wollen. Die Einsatzleute müssen zu einem Brand bei Oma Eiserschecke, die die Ofentür zu schließen vergessen hatte. Im Zoo fällt ein Baum auf das Elefantengehege oder die Feuerwehr muss Emil retten, der auf das viel zu dünne Eis gelaufen und eingebrochen war. Besonders Wachtmeister Meier ist nach all diesen Einätzen immer besonders ausgelaugt und braucht eine Extra-Stulle.
Nach einem Weihnnachtseinsatz nur eine Stulle? - Feuerwehrsprecher Kirstein ist sich sicher, dass die Versorgungslage auf den Wachen Weihnachten 2019 mehr zu bieten hat als nur diese Stulle - beste Einsatzbedingungen also auch für Wachtmeister Meier.