rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: dpa/A. Das

Datensammlung und -auswertung

WHO-Frühwarnzentrum für Pandemien in Berlin eingeweiht

Corona hat gezeigt, wo es in der Pandemie-Bekämpfung hapert. Um bei Pandemien künftig schneller und besser agieren zu können, hat die Weltgesundheitsorganisation am Mittwoch ein globales Frühwarnzentrum eingeweiht - und zwar in Berlin.

Zur besseren Vorbereitung auf künftige Pandemien hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Berlin ein Pandemie-Frühwarnzentrum geschaffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus weihten das Zentrum auf dem Gelände der Charité am Mittwoch ein.

Im Frühwarnzentrum sollen künftig die Daten aus aller Welt gesammelt werden, um Bedrohungen wie durch das Coronavirus so früh wie möglich zu erkennen. Dann könnten Regierungen rechtzeitig Maßnahmen verhängen und etwa Verhaltens- oder Reiseempfehlungen aussprechen.

Corona-Grafiken

Das sind die aktuellen Fallzahlen in Berlin und Brandenburg

Die Corona-Lage in Berlin und Brandenburg: Wie viele Covid-19-Erkrankte liegen in den Kliniken? Wie entwickelt sich die Lage? Alle wichtigen Erkenntnisse in Grafiken. Von Haluka Maier-Borst, Jenny Gebske, Arne Schlüter und Sophia Mersmann

"Wir haben jetzt die einmalige Chance, international aus der Covid-19-Pandemie zu lernen und uns für kommende große Krisen vorzubereiten", sagte Charité-Vorstandschef Heyo Kroemer. "Unser Ziel ist es, die klügsten Köpfe aus verschiedenen Disziplinen und Ländern für die Arbeit an herausfordernden Problemen des Epidemie- und Pandemie-Risikomanagements zu begeistern und für Berlin zu gewinnen." Inhaltlich solle es dabei zum Beispiel auch um die Ausbildung künftiger Gesundheitsfachkräfte gehen, ergänzte der WHO-Chef.

Daten als Grundlage der Pandemiebekämpfung

Gesundheitsexperten warnen, dass das Auftauchen eines neuen Virus mit weltweiten Gefahren nur eine Frage der Zeit ist. Signale müssten systematisch überwacht werden. Die Hoffnung ist, dass dann früher und konsequenter gehandelt wird als beim Ausbruch der Corona-Pandemie.

Nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle in Wuhan in China Ende 2019 war lange unklar, ob das neue Coronavirus sich von Mensch zu Mensch überträgt. Internationale Reiserestriktionen wurden erst verhängt, nachdem Infizierte aus Wuhan bereits in alle Welt gereist waren.

"Eine wesentliche Grundlage für den Kampf gegen zukünftige Pandemien sind Daten", sagte Merkel im Mai, als der Beschluss für dieses Zentrum fiel. "Daten, die, wenn sie mit den richtigen Analyse-Werkzeugen gebündelt und verarbeitet werden, Erkenntnisse liefern, die wir niemals alleine oder zumindest nicht so schnell entdecken könnten."

Künstliche Intelligenz soll helfen

Das Zentrum soll mithilfe von künstlicher Intelligenz große Mengen von Daten analysieren. Dabei geht es etwa um Tiergesundheit, ungewöhnliche Krankheiten bei Menschen, Verhaltensänderungen der Menschen, Klimawandelfolgen oder Bevölkerungsverschiebungen. Modelle sollen helfen, mögliche Risiken besser einzuschätzen. Solche Daten sammeln bislang neben der WHO auch die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE).

Quarantäne für Kinder wird verkürzt

Berliner Senat beschließt 2G-Regelung für Clubs

Geimpfte und Genesene können ohne Maske tanzen gehen: Der Berliner Senat führt die 2G-Regelung für Clubs ein. Außerdem wurde am Dienstag eine neue Corona-Ampel beschlossen und die Quarantäne-Regelung für Kitas und Schulen geändert.

Der Erfolg des Zentrums ist aber geknüpft an die Kooperationsbereitschaft der Länder. Denn die Daten müssen wissenschaftliche Institute und Labore aus aller Welt liefern. Das Beispiel Corona weckt Skepsis: China enthält der WHO bei der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus bis heute wichtige Daten über die ersten bekannten Corona-Patienten vor.

Nigerianischer Epidemiologe wird Direktor des Zentrums

Als Gründungskapital nannte die WHO die Summe von 100 Millionen US-Dollar (84,6 Millionen Euro). Die Bundesregierung hat 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Unter anderem soll die Expertise des Robert Koch-Instituts, der Berliner Charité sowie des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering einfließen.

Die Charité unterzeichnete am Mittwoch mit der WHO ein sogenanntes Memorandum of Understanding, in dem eine langfristige strategische Zusammenarbeit festgeschrieben ist. Das Zentrum startet auf dem Gelände der Charité und soll noch in diesem Jahr einen eigenen Campus in Kreuzberg erhalten, wie die WHO mitteilte.

Erster Direktor des "WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence" ist der in Deutschland geborene nigerianische Epidemiologe Chikwe Ihekweazu, der bislang die Gesundheitsbehörde Nigerias leitete. Die Vision für das Zentrum sei kühn, sagte Ihekweazu, und zitierte dann ein Sprichwort: "Dinge scheinen unmöglich, bis man sie tut."

Sendung: Abendschau, 01.09.2021, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen