rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: dpa/Monika Skolimowska

Schutz der Fahrgäste

Corona-Infektionsrisiko im Regional- und Fernverkehr niedriger als gedacht

Bisherige Studien zum Regional- und Fernverkehr zeigen: Das Infektionsrisiko ist dort niedrig, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die Verkehrsunternehmen versprechen die Kontrolle der 3-G-Regeln, allerdings nur stichprobenartig. Von Wolf Siebert

Nehme ich morgens zur Arbeit Bahn oder Bus oder doch lieber das Fahrrad? Besuche ich die Verwandten an Weihnachten mit der Bahn oder mit dem Auto? Früher waren das Fragen, die wir nach Lust und Laune entschieden haben. Bei anderen entschieden der Geldbeutel und die finanziellen Möglichkeiten. In Pandemiezeiten ist das aber anders, da fragen sich viele: Ist das eigentlich sicher, das Fahren mit Bussen und Bahnen?

Infektionsrisiko "niedrig"

Inzwischen ist es für Deutschland sogar recht gut erforscht, zumindest für den Regional- und Fernverkehr. So hat die Charité-Research-Organisation in den Jahren 2020 und 2021 Personal der Deutschen Bahn, das im Fernverkehr arbeitet, untersucht. Dazu gab es drei Testreihen mit jeweils über 1.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Das Corona-Risiko ist offenbar beim Personal mit Kundenkontakt nicht höher als bei denen ohne solche Kontakte. Die Infektionszahlen entwickelten sich in diesem Zeitraum ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung.

Ein Befund, der so auch bei Bussen und Bahnen im Regionalverkehr erhoben wurde, bei einer Untersuchung von Berufspendlern im Rhein-Main-Gebiet. Wieder war die Charité Research-Organisation am Start; Auftraggeber waren die Bundesländer und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV. Fast 800 Freiwillige wurden im Frühjahr 2021 getestet. Das Ergebnis: Wer Busse und Bahnen im Regio-Verkehr benutzt, hat kein höheres Infektionsrisiko als Pendlerinnen und Pendler, die regelmäßig mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind.

Für den Schutz der Fahrgäste wichtig sind dabei drei Voraussetzungen: FFP2-Schutzmasken tragen, Abstände einhalten, regelmäßig lüften und die Klimaanlagen entsprechend einstellen.

ÖPNV-Kundinnen und -Kunden sind noch vorsichtig

Diese positiven Ergebnisse sind für die Verkehrsunternehmen wichtig – auch in Berlin und Brandenburg. Denn die Passagierzahlen liegen noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau, viele Kundinnen und Kunden sind vorsichtig geworden. Deshalb senden die Verkehrsunternehmen kurz vor Weihnachten Botschaften, mit denen Vertrauen zurückgewonnen werden soll: Wir kontrollieren, ob die 3G-Regeln, die seit dem 24. November gelten, eingehalten werden – stichprobenartig, so wie es die Infektionsschutzbestimmungen vorgeben. Das sagen Deutsche Bahn und S-Bahn, die BVG und die ODEG. Sie lassen aber auch deutlich durchblicken, dass ihr Zug- und Fahrpersonal keine "Seuchenpolizei" ist. Ohne Unterstützung der Bundespolizei sei eine wirksame Kontrolle nicht umzusetzen.

Kaum Teststellen im nördlichen Oberhavel

Wenn Ungeimpfte ein Auto haben müssen, um die 3G-Regeln einzuhalten

Seit Mittwoch müssen Fahrgäste im ÖPNV geimpft, genesen oder getestet sein. Doch was machen Ungeimpfte im ländlichen Raum, wenn es kaum Teststellen mehr gibt - so wie im nördlichen Oberhavel? Von Georg-Stefan Russew

Wie stark diese Unterstützung ausfällt, hängt auch vom Krankenstand und dem sonstigen Arbeitsvolumen bei der Polizei ab. So kann die BVG außer den täglichen Stichproben eine Schwerpunktkontrolle pro Tag mit der Polizei und mit eigenem Sicherheitspersonal realisieren. Die Deutsche Bahn hat in einer Woche 150.000 Fahrgäste im Fernverkehr kontrolliert. 99 Prozent hätten sich an die 3G-Regeln gehalten, die Akzeptanz der Regeln sei hoch.

Mit dem Fahrplanwechsel ab Mitte Dezember bietet die Deutsche Bahn im Fernverkehr neue Verbindungen und 50.000 zusätzliche Sitzplätze an. Ob das dann zu mehr Platz in anderen Zügen führt, wird sich zeigen. Die Bahn rät allen Kundinnen und Kunden, sich vor Beginn der Fahrt über die Auslastung der Züge zu informieren, zum Beispiel auf bahn.de oder in der DB Navigator App.

Wenn wieder einmal ein überfüllter Zug in den Bahnhof fährt, wünschen sich viele Kundinnen und Kunden: Könnten die nicht einfach mehr Waggons anhängen? Das scheitert häufig an den Kosten, an organisatorischen Fragen und manchmal auch an ganz praktischen Problemen. "Wir können an unsere Doppelstockzüge nicht einfach weitere Einheiten anhängen. Dafür sind viele Bahnhöfe zu kurz", heißt es bei der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG). Sie ist das größte private Eisenbahnunternehmen im Osten Deutschlands.

Zumindest im Regionalverkehr gilt, der eigene Schutz lässt sich dadurch erhöhen, dass man einen überfüllten Bus oder eine S-Bahn auch mal sausen lässt. Eine bessere Planbarkeit gewährleistet das allerdings nicht.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde in der Überschrift der ÖPNV genannt. Wir haben das präzisiert, denn die bisherigen Studien beziehen sich auf den Regional- und Fernverkehr.

Sendung: Inforadio, 06.12.2021, 06:00 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen