Schutz der Fahrgäste - Corona-Infektionsrisiko im Regional- und Fernverkehr niedriger als gedacht

Mo 06.12.21 | 07:53 Uhr
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Fahrgäste steigen im Hauptbahnhof in einen Regionalzug der Deutschen Bahn. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Bild: dpa/Monika Skolimowska

Bisherige Studien zum Regional- und Fernverkehr zeigen: Das Infektionsrisiko ist dort niedrig, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die Verkehrsunternehmen versprechen die Kontrolle der 3-G-Regeln, allerdings nur stichprobenartig. Von Wolf Siebert

Nehme ich morgens zur Arbeit Bahn oder Bus oder doch lieber das Fahrrad? Besuche ich die Verwandten an Weihnachten mit der Bahn oder mit dem Auto? Früher waren das Fragen, die wir nach Lust und Laune entschieden haben. Bei anderen entschieden der Geldbeutel und die finanziellen Möglichkeiten. In Pandemiezeiten ist das aber anders, da fragen sich viele: Ist das eigentlich sicher, das Fahren mit Bussen und Bahnen?

Infektionsrisiko "niedrig"

Inzwischen ist es für Deutschland sogar recht gut erforscht, zumindest für den Regional- und Fernverkehr. So hat die Charité-Research-Organisation in den Jahren 2020 und 2021 Personal der Deutschen Bahn, das im Fernverkehr arbeitet, untersucht. Dazu gab es drei Testreihen mit jeweils über 1.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Das Corona-Risiko ist offenbar beim Personal mit Kundenkontakt nicht höher als bei denen ohne solche Kontakte. Die Infektionszahlen entwickelten sich in diesem Zeitraum ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung.

Ein Befund, der so auch bei Bussen und Bahnen im Regionalverkehr erhoben wurde, bei einer Untersuchung von Berufspendlern im Rhein-Main-Gebiet. Wieder war die Charité Research-Organisation am Start; Auftraggeber waren die Bundesländer und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV. Fast 800 Freiwillige wurden im Frühjahr 2021 getestet. Das Ergebnis: Wer Busse und Bahnen im Regio-Verkehr benutzt, hat kein höheres Infektionsrisiko als Pendlerinnen und Pendler, die regelmäßig mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind.

Für den Schutz der Fahrgäste wichtig sind dabei drei Voraussetzungen: FFP2-Schutzmasken tragen, Abstände einhalten, regelmäßig lüften und die Klimaanlagen entsprechend einstellen.

ÖPNV-Kundinnen und -Kunden sind noch vorsichtig

Diese positiven Ergebnisse sind für die Verkehrsunternehmen wichtig – auch in Berlin und Brandenburg. Denn die Passagierzahlen liegen noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau, viele Kundinnen und Kunden sind vorsichtig geworden. Deshalb senden die Verkehrsunternehmen kurz vor Weihnachten Botschaften, mit denen Vertrauen zurückgewonnen werden soll: Wir kontrollieren, ob die 3G-Regeln, die seit dem 24. November gelten, eingehalten werden – stichprobenartig, so wie es die Infektionsschutzbestimmungen vorgeben. Das sagen Deutsche Bahn und S-Bahn, die BVG und die ODEG. Sie lassen aber auch deutlich durchblicken, dass ihr Zug- und Fahrpersonal keine "Seuchenpolizei" ist. Ohne Unterstützung der Bundespolizei sei eine wirksame Kontrolle nicht umzusetzen.

Wie stark diese Unterstützung ausfällt, hängt auch vom Krankenstand und dem sonstigen Arbeitsvolumen bei der Polizei ab. So kann die BVG außer den täglichen Stichproben eine Schwerpunktkontrolle pro Tag mit der Polizei und mit eigenem Sicherheitspersonal realisieren. Die Deutsche Bahn hat in einer Woche 150.000 Fahrgäste im Fernverkehr kontrolliert. 99 Prozent hätten sich an die 3G-Regeln gehalten, die Akzeptanz der Regeln sei hoch.

Mit dem Fahrplanwechsel ab Mitte Dezember bietet die Deutsche Bahn im Fernverkehr neue Verbindungen und 50.000 zusätzliche Sitzplätze an. Ob das dann zu mehr Platz in anderen Zügen führt, wird sich zeigen. Die Bahn rät allen Kundinnen und Kunden, sich vor Beginn der Fahrt über die Auslastung der Züge zu informieren, zum Beispiel auf bahn.de oder in der DB Navigator App.

Wenn wieder einmal ein überfüllter Zug in den Bahnhof fährt, wünschen sich viele Kundinnen und Kunden: Könnten die nicht einfach mehr Waggons anhängen? Das scheitert häufig an den Kosten, an organisatorischen Fragen und manchmal auch an ganz praktischen Problemen. "Wir können an unsere Doppelstockzüge nicht einfach weitere Einheiten anhängen. Dafür sind viele Bahnhöfe zu kurz", heißt es bei der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG). Sie ist das größte private Eisenbahnunternehmen im Osten Deutschlands.

Zumindest im Regionalverkehr gilt, der eigene Schutz lässt sich dadurch erhöhen, dass man einen überfüllten Bus oder eine S-Bahn auch mal sausen lässt. Eine bessere Planbarkeit gewährleistet das allerdings nicht.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde in der Überschrift der ÖPNV genannt. Wir haben das präzisiert, denn die bisherigen Studien beziehen sich auf den Regional- und Fernverkehr.

Sendung: Inforadio, 06.12.2021, 06:00 Uhr

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89 Kommentare

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  1. 89.

    Ihren Kommentar nenne ich mal eine komplette Pleite!
    Aus Initialen, noch dazu bei einem Pseudonym, auf die politische Gesinnung des Schreibers zu schließen, geht nicht mal mit der Glaskugel.
    Im Übrigen finde ich Ihre zahlreichen Argumente rund ums Thema gerade nicht. War das Absicht?

    Beste Grüße

  2. 88.

    "Es gibt Regionallinien, die meide ich inzwischen generell, zum Beispiel die überfüllten Züge zwischen Berlin und Cottbus, mit einem relativ hohen Anteil an Realitäts- und Maskenverweigerern."

    Woran genau glauben Sie denn Realitätsverweigerer zu erkennen? Sagen Sie jetzt nicht an fehlenden und/oder (Ihrer Meinung nach) falsch getragenen Masken. Das lasse ich nicht gelten, denn die zweite Gruppe führen Sie ja explizit an.

    Beste Grüße

  3. 87.

    Ein offensichtlicher "Webfehler" der Untersuchung: Das fahrende Personal hält sich selten länger als wenige Augenblicke in der riskanten Nähe infizierter Passagiere auf. Im Gegensatz zu anderen Passagieren, die ihnen zum Beispiel unmittelbar gegenüber sitzen.

    Es gibt Regionallinien, die meide ich inzwischen generell, zum Beispiel die überfüllten Züge zwischen Berlin und Cottbus, mit einem relativ hohen Anteil an Realitäts- und Maskenverweigerern.

  4. 86.

    Womit Sie ein heikles Thema ansprechen. Grundsätzlich ist jeder Mensch daran interessiert, dass diese Pandemie endet. Auch das Personal der Bahn etc.; die Kontrollen sind daher schon aus Eigeninteresse wichtig. Aber dem steht der normale menschliche Drang, Ärger aus dem Weg zu gehen, entgegen. Das betrifft aber viele Jobs, wo man das Verhalten von Mitmenschen auf mögliche Verstöße hin kontrollieren und eventuell massregeln muss. Oft hilft es, wenn man solche Jobs nicht alleine machen muss. Eine Zeitlang wurden daher die Kontrolleure von Polizeibeamten begleitet. Zum Glück ist die Mehrheit der Bevölkerung kooperativ. Wir denken aber immer an die Einzelfälle wenn wir fragen „wie soll das kontrolliert werden“. Und diese Diskussionen rauben Zeit und Energie. Machen statt reden hilft oft. So, wie die Impfbereitschaft schon zugenommen hat, als 3G in den Öffis und am Arbeitsplatz eingeführt wurden.

  5. 85.

    Als täglicher Regio-Nutzer sehe ich bestimmt bei 90% das vorschriftsmäßige Tragen von Masken und auch zumindest den Versuch, in einer Vierer-Sitzgruppe quer zueinander zu sitzen. Bei der S-Bahn ist dies innerhalb von Berlin - da, wo es voller wird - selbstverständlich gänzlich anders.

    Kontrolliert wurde ich in Zeiten, als es nur um die Fahrkartenkontrolle ging, in zwei Drittel meiner Fahrten durch die Zugbegleitung. Seit der 3 G-Regelung hat die Zahl der Kontrollen abgenommen, nicht aber zugenommen. Ich erkläre mir das damit, dass sich einfach Ärger vom Hals gehalten werden soll. Wer ohne Fahrkarte angetroffen wird, zeigt sich zu 99 % reumütig und steigt freiwillig aus dem Zug aus. Wer gelöst hat und keinen Nachweis dabei hat, dürfte renitenter sein - bis hin zum Bahn- und Bundespolizeieinsatz und dem Aufhalten des Zuges, was natürlich keine Zugbegleitung auf sich nehmen will.

  6. 83.

    Die Einhaltung der 3G-Regelung lasse sich da faktisch kaum wie vorgeschrieben kontrollieren und dokumentieren.
    Vertreter mehrerer Branchen halten eine 3- Regel am Arbeitsplatz für nicht praktikabel. Sie plädieren stattdessen für die Einführung von 2G.

  7. 82.

    Also, die Studie geht davon aus, dass u.a. FFP 2 getragen wird. Wie passt das damit zusammen, dass nun OP reicht?

  8. 81.

    Nun ja, ein Pseudonym AH ist schon auffällig. Besonders wenn man etwas aufmerksam in den Kommentaren zu den Berichten des RBB liest. Es gibt leider auch hier zunehmend Rechte, die das Medium nutzen. Ich würde solch ein Pseudonym nie nutzen, selbst wenn es meine Initialen wären. Wir alle sollten etwas sensitiv sein. Der Rechtsextremismus ist eines unserer aktuellen Probleme. Die designierte Bundesjustizministerin will sich daher auch verstärkt der Bekämpfung annahmen.

  9. 80.

    Also was soll Ihr persönlicher Angriff auf AH eigentlich darstellen.. Kann sich doch wohl jeder nennen, wie er will! Ich staune, dass Ihr Beitrag nicht gestrichen wurde.
    Hey rbb, wie war das noch mit der Nettiquette?!! Oder ist das mal so durchgeflutscht... So etwas will man nicht lesen!

  10. 79.

    Das Sie " Ulli " überhaupt antworten und sich versuchen zu rechtfertigen....warum? Man muss nicht jedem Stöckchen nachrennen und eingeschränkt denkenden keine Plattform bieten. Und Sie glauben gar nicht was mir zu " Ulli " alles einfällt.....

  11. 78.

    Das jetzt zu recht G2 im ÖPNV gilt ist die richtige Antwort auf die welche zu blöd sind den Sinn von Masken zu verstehen.

  12. 77.

    Fake - News da sie sie den Fakt verschweigen das Geimpfte den Virus erheblich weniger verteilen als diese unbelehrbaren Impfgegner.

  13. 76.

    Ungeimpfte sind für die Krankenhaus-Überlastung verantwortlich, aber die Geimpften verteilen das Virus auch.

  14. 75.

    Mein Gott! Wie eindimensional muss man denken, um sich an einem schlichten Namenskürzel, vermutlich von Vor- und Zunamen) derart zu stören und das unbedingt mit dem Gröfaz in Verbindung zu bringen. Man muss sich ja deswegen nicht einen neuen Namen geben lassen. Es ist kein verbotenes Kürzel, gleich gar nicht ohne klaren Zusammenhang.
    Ansonsten dürfen Sie gerne glauben, dass auch Geimpfte die aktuelle Hexenjagd auf nicht Geimpfte als Spaltung, Diskriminierung und üble Nachrede ablehnen. Diese Diskussion dient einzig der Politik zur Ablenkung von ihren Versäumnissen, aber nicht dem Gesundheitsschutz. Gänge Es darum, wären ganz andere Maßnahmen notwendig, die aber den meisten Geimpften nicht gefallen dürften, glauben sie doch nur zu gern an die versprochene Freiheit durch die Impfung. Das war ein Irrtum, die Wissenschaft wusste es nicht besser. Inzwischen ist das aber Realitätsverweigerung.

  15. 74.

    Solidarität muss man sich aber leisten können. Die Krankenhäuser stellen normale und wichtige OP zurück. Also müssen die Betroffenen das als Solidarität für die Umgeimpften akzeptieren? Wie lange soll das so gehen? Menschen warten auf ihre OP. Und wir reden hier über Solidarität gegenüber Ungeimpften?

  16. 73.

    Ihnen geht es wohl nicht! Gut! I Ich hadevor wenigen Tagen meine Booster Impfung bekommen. Mein Nick setzt sich aus den Anfangsbuchstaben meines Namens zusammen. Ich heiße Anita.....!

  17. 72.

    Mir wäre 2G auch lieber. Vereinfacht alles. Regeln sind eh immer viel zu kompliziert.

  18. 71.

    Leider ist Ihr Hinweis ein typisches Beispiel für die Krise. Ist es echt wichtig, dass statt FFP2 auch eine OP Maske erlaubt ist? Ist so etwas echt ein Problem? Ich zB nehme einfach FFP 2. Die passt immer, egal, was nötig ist.

  19. 70.

    Es wurde monatelang den Menschen erzählt, das der ÖPNV kein Corona-Hotspot ist. Viele Wissenschaftler sehen das immer noch so. Von einen Tag auf den Anderen wurde politisch die 3G Regel durchgedrückt. Wer soll da den Politikern noch glauben?

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