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Gehry-Tower erhält Verstärkung

Russischer Investor plant 150-Meter-Hochhaus am Alex

Am Alexanderplatz wird neben dem Einkaufszentrum Alexa voraussichtlich ein zweites 150 Meter hohes Hochhaus gebaut. Der Bezirk Mitte erteilte für die Pläne einen positiven Bauvorbescheid, bestätigt Baustadtrat Spalleck. Investor ist das russische Bauunternehmen MonArch - das nach rbb-Informationen architektonisch dem US-Nachbarn nacheifern will.

Der geplante 150 Meter hohe "Korkenzieher"-Tower am Alex des US-Investors Hines wird wohl einen ebenbürtigen Bruder bekommen. Der russischer Investor MonArch möchte direkt neben dem Einkaufszentrum Alexa ein ebenfalls 150 Meter hohes Turmhochhaus errichten – und hat für seine Pläne bereits einen positiven Bauvorbescheid vom Bezirk Mitte erhalten. Damit teilt die Behörde einem Investor mit, dass ein Bauprojekt grundsätzlich genehmigungsfähig ist.

Der Bezirk hat den Bauvorbescheid bereits am 8. Mai diesen Jahres erteilt, bestätigte der Baustadtrat des Bezirks, Carsten Spalleck (CDU) rbb online. Grundsätzlich freut sich Spalleck über die Bauabsichten - fast 20 Jahre, nachdem das Abgeordnetenhaus mit dem Kollhoff-Plan hier Baurecht erteilt hat. "Das ist ein Zeichen dafür, das Berlin als Standort für Investoren offensichtlich attraktiver geworden ist."

Bau wird vermutlich Einschränkungen für Alexa-Kunden bedeuten

Der Bauantrag soll im September 2014 eingereicht werden, Baubeginn könnte Anfang 2015 sein - "vorausgesetzt, der Investor reicht vollständige und prüffähige Antragsunterlagen ein", so der Baustadtrat. Für die zahlreichen Kunden des Alexa wird die Baulogistik und der Anlieferverkehr der Mammutbaustelle wahrscheinlich zu Einschränkungen führen, so Spalleck. "Schließlich reden wir hier nicht über einen Sechsgeschosser". Ende 2018 könnte der Turm dann stehen.

Wie er aussiehen soll, ist offiziell noch offen. Doch nach Informationen von rbb-online hat das Baukollegium, ein beim Senat angesiedeltes Architektengremium, bereits Entwürfe des Investors begutachtet.

Anlehnung an Formensprache des "Korkenzieher-Hochhauses"

Der russische Investor soll dort Modelle für das Hochhaus vorgestellt haben, die die Formensprache des benachbarten "Korkenzieher-Hochhauses" des US-Investors Hines aufgreifen. Allzuviel Harmonie zwischen den Wolkenkratzern der einstigen Rivalen des Kalten Krieges soll dann aber doch nicht herrschen: die Entwürfe des russischen Investors sollen deutlich mehr Glas als Stein beinhalten.

Nach eigener Darstellung gehört MonArch zu den fünf größten Bauunternehmen Russlands. Als Referenzen führt die Europäische Niederlassung, die seit 2012 ein Büro in Berlin unterhält, unter anderem die Renovierung des weltberühmten Bolschoi Theaters in Moskau an. Zudem habe man auch einen großen Komplex für die olympischen Winterspiele in Sotschi gebaut.

In Berlin plant MonArch außerdem an der Bernauer Straße ein siebengeschössiges Hochhaus sowie einen Wohnkomplex in der Wasserstadt Spandau.

Die Projekte am Alexanderplatz im Überblick

1) Das "Hines-Hochhaus"

Der Sockel steht schon, nun muss die Krone drauf: Für das erste, ursprünglich von Hans Kollhoff erdachte Alex-Hochhaus könnte schon bald der Spatenstich erfolgen. Die amerikanische Immobilienfirma Hines will hier einen 150 Meter hohen Wohn- und Büroturm errichten.

Ähnliche Pläne gab es bereits 2011, doch das Projekt wurde verschoben - auch aus wirtschaftlichen Gründen. Fertiggestellt wurde bisher nur der Sockelbau "Die Mitte", in dem sich heute ein Elektronikmarkt befindet.

Der nun geplante Turm soll nicht, wie von Kollhoff geplant, direkt aus dem Sockel emporsteigen, sondern etwas versetzt dahinter und damit näher an der Alexanderstraße. Ende Januar 2014 wurde in einem neuen Wettbewerb der Entwurf des Architekten Frank O. Gehry für das Gebäude ausgewählt.

Hines gehört zu den bekanntesten Immobilieninvestoren und -entwicklern der Welt. Die Amerikaner zeichnen unter anderem für den Main Tower in Frankfurt (Main) und das Bank of America Center in Houston (Texas) verantwortlich.

2) Das "Park Inn" Hotel (Blackstone Group)

Ein 150-Meter-Turm steht schon - nur wurde er bereits 1970 fertiggestellt, und laut dem Kollhoff-Plan von 1993 sollte er eigentlich weichen.

Doch die unmittelbare Nachbarschaft des neuen "Hines-Hochhauses" wird sich auf absehbare Zeit wohl nicht verändern. Drei Grundstücke besitzt hier die amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone, auf einem steht das Hotel "Park Inn" (früher Interhotel). Nach Kollhoffs Masterplan sollen hier eigentlich drei Hochhäuser entstehen - doch das dürfte noch dauern.

Aus dem Umfeld von Blackstone war zuletzt von "wirtschaftlichen Schwierigkeiten" zu hören. Auch der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung liegen derzeit keinen konkreten Pläne vor. Blackstone hatte das "Park Inn" 2006 gekauft - und schweigt seitdem zu weiteren Entwicklungsplänen. Das 37 Stockwerke hohe Park Inn mit 1012 Zimmern wurde zuletzt teilweise renoviert.

3) Kaufhaus Alea 101

Und noch ein Shoppingcenter: Mit dem "Alea 101" setzt sich die Serie der neu gebauten Einkaufsmöglichkeiten am Alex fort. Wobei dieses historische Wurzeln hat. 1911 eröffnete an dieser Stelle (damals noch Königstraße) das erste C&A-Kaufhaus Deutschlands. Das Unternehmen ist heute wieder am Alex vertreten, allerdings ein paar Meter weiter nördlich im Berolinahaus auf der anderen Seite der Bahntrasse.

Auf 10.500 Quadratmetern sollen im Alea 101 nun wieder Geschäfte entstehen. Im oberen Teil des Hauses sind allerdings auch moderne Wohnungen zwischen 67 und 190 Quadratmetern geplant.

"Mehr Mitte geht nicht", lautet der Werbespruch dieser exklusiven Immobilie. Mehr Miete allerdings auch (fast) nicht: Die kleinste Wohnung kostet laut Alea-Management kalt 1.045 Euro im Monat, die größte 2.850 Euro im Monat.

4) Haus des Reisens

Für das "Haus des Reisens" liegen derzeit keine Pläne vor. Klar ist: Nach Kollhoffs Planung soll der 17-Geschosser aus den 70er Jahren abgerissen werden. Wann und durch wen? Weiter offen.

Hier saßen zu DDR-Zeiten die Hauptdirektion des "Reisebüro der Deutschen Demokratischen Republik" und die staatliche Airline "Interflug".

5) Die "2. Reihe" am Alex

Der Hinterhof des Alexanderplatzes: Hinter dem "Haus der Elektroindustrie" mit dem großen TLG-Schriftzug bleibt er vielen Blicken verborgen. Auch hier sind eine Reihe von Projekten geplant. Aber es gibt auch Widerstand.

Besonders das bisher als Parkplatz genutzte Eckgrundstück an der Kreuzung Mollstraße/Otto-Braun-Straße ist umstritten. Der Immobilieninvestor IVG errichtet an der Mollstraße ein Wohnhaus mit 45 Einheiten (so auch in der Keibelstraße, siehe Punkt 6), sowie Gewerbeflächen (eventuell für ein Hotel) an der Otto-Braun-Straße. 45 Millionen Euro soll das Ganze kosten und 2015 fertig sein. Die Anwohner des daneben liegenden Wohnhauses sind davon allerdings wenig begeistert. Sie fürchten, dass ihr Block im Schatten des Neubaus verschwinden wird. Zumal wenige Meter weiter südlich bereits das neue Hotel "Alexander Parkside" eröffnet hat.

Das ehemalige Gebäude der DDR-Nachrichtenagentur ADN an der Kreuzung Mollstraße/Karl-Liebknecht-Straße ist mittlerweile saniert und beherbergt die Firmenzentrale des Onlinehändlers Zalando.

6) Neue Büros, Wohnungen und ein Hotel (BEGO Immobilien)

Wo einst ein recht hässliches Parkhaus stand, könnten bald schicke Wohnungen gebaut werden. Seit April 2013 steht fest: In der Keibelstraße will Unternehmer Wilfried Euler mit seiner IVG Immobilien Verwaltungsgesellschaft einen Wohnblock mit etwa 280 Einheiten und rund 5.800 Quadratmeter Gewerbeflächen bauen. Neben den geplanten 11 Obergeschossen sowie 2 Staffelgeschossen stehen den zukünftigen Nutzern etwa 128 Tiefgaragenplätze im Untergeschoss zur Verfügung. Die Entwurfsplanung wird von Eller + Eller Architekten ausgeführt, der Bau selbst von der Firma Strauss und Partner aus Österreich.

Die Wohnungen werden überwiegend als 2 bis 3 Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von 40 - 70 Quadratmeter geplant. Die Gesamtkosten liegen nach bisherigen Aussagen bei rund 100 Millionen Euro. Die Nettokaltmiete beginnt bei 9 Euro/Quadratmeter.

Für Sicherheit wäre ebenfalls gesorgt: Das Haus steht direkt neben der Polizeidirektion 3.

7) Die Alexanderstraße

Wer hier zuständig ist, sieht man auf den ersten Blick: Der Schriftzug der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) prangt groß über dem ehemaligen "Haus der Elektroindustrie". Die TLG besitzt mit Abstand die meisten Grundstücke rund um den Alexanderplatz und hat bereits einige Bauprojekte umgesetzt - die ambitioniertesten davon allerdings nicht.

Das Haus der Elektroindustrie (heute "Alex 6") wollte Hans Kollhoff laut seinem Masterplan eigentlich abreißen. Stattdessen sollten hier zwei Hochhäuser entstehen. Investoren fanden sich dafür bisher allerdings nicht. Die TLG sanierte das Gebäude Ende der 90er Jahre für 60 Millionen Euro. Später erneuerte der Architekt Sergei Tchoban die Fassade und verzierte sie mit Textauszügen aus Alfred Döblins Meiterwerk "Berlin Alexanderplatz".

Umgesetzt hat die TLG zwei kleinere Projekte: das Kino "Cubix" neben dem Fernsehturm und den Neubau eines Hotels auf dem Gelände eines alten Bürogebäudes in der Karl-Liebknecht-Straße, schräg gegenüber vom Verlagshaus der "Berliner Zeitung". Ebenfalls abgeschlossen ist die Sanierung des Bürogebäudes an der Karl-Liebknecht-Straße.

8/9) Rund um das Gebäude der "Berliner Zeitung"

Das Verlagsgebäude der "Berliner Zeitung" wird wohl so bald nicht verändert, dabei ist auch hier ein 150-Meter-Hochhaus geplant. Der Besitzer "Gruner & Jahr" hat jedoch laut Senatsverwaltung bisher kein Interesse an Umbauarbeiten gezeigt.

Direkt daneben steht ein Plattenbau der von der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) verwaltet wird. Das graue Gebäude gilt seit ein paar Jahren als innerstädtischer Problemfall. Die Probleme mit Drogenjunkies waren zuletzt so schlimm, dass ein privater Wachschutz eingestellt werden musste. Die WBM denkt schon seit einer Weile über eine Sanierung des Hauses nach - denn zumindest von der Lage her gehört diese Adresse zu den besten in der Hauptstadt.

10) "Hotel Barcelona" hinter dem Cubix-Kino

Die Entwicklung dieses Projekts lässt sich recht kurz zusammenfassen: Es kommt nicht.

Jedenfalls nicht so, wie ursprünglich geplant. 2008 erhielt der damalige Investor Batalla die Baugenehmigung, das Architektenbüro schneider + schumacher legte einen Entwurf vor: "Hotel Barcelona" sollte der Bau heißen, ein modernes Schmuckstück mit 19 Stockwerken und 478 Zimmern.

Bei der Umsetzung erwies sich jedoch die direkt darunter verlaufende U-Bahn als großes Hindernis. Der Investor sprang ab, laut Senatsverwaltung liegen die Pläne nun auf Eis. Aus dem Architekturbüro schneider + schumacher erfuhr rbb-online, dass das Projekt "tot" sei.

Ursprünglich stand hier das Gesundheitsministerium der DDR. Es wurde 2008 abgerissen.

11) Der Hinterhof des "Alexa"

An der recht eigentümlichen Architektur des "Alexa"-Einkaufszentrums scheiden sich die Geister. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit beschwerte sich offen über die Fassade und Hans Kollhoff bezeichnete das langgestreckte Gebäude neben den S-Bahn-Gleisen gar als "Monstrum".

Direkt hinter dem Einkaufszentrum hat die degewo gleich drei Grundstücke zwischen Voltairestraße und Jannowitzbrücke erschlossen und für die Bebauung vorbereitet. Hier sind mehrere Wohnungs-, Hotel- und Einzelhandelsprojekte vorgesehen.

Für zwei Vorhaben gibt ers nun offenbar konkrete Pläne. Direkt hinter dem Alexa will ein Hamburger Investor ein 65 Meter hohes Wohnhaus bauen. Ebenfalls 65 Meter hoch soll der "Car Loft Tower" werden, unmittelbar neben dem S-Bahnhof Jannowitzbrücke. Die nötigen Bauvorbescheide wurden vom Bezirk Mitte bereits erteilt - was allerdings nur durch eine parlamentarische Anfrage bei der Senatsbaudirektorin bekannt wurde.

12) MonArch-Turm

Mehr Glas als Stein - so viel ist schon über die Entwürfe für ein 150-Meter-Hochhaus direkt neben dem Alexa bekannt - auch, dass es sich in der Formensprache an das "Korkenzieher-Hochhaus" von Frank Gehry anlehnen soll.

Der russischer Investor MonArch hat für seine Pläne bereits einen positiven Bauvorbescheid vom Bezirk Mitte erhalten. Damit teilt die Behörde einem Investor mit, dass ein Bauprojekt grundsätzlich genehmigungsfähig ist. Bis September 2014 soll der Bauantrag eingereicht, und bis Ende 2018 das Gebäude fertiggestellt werden.

 

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