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Video: rbb24 | 09.11.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Quelle: dpa/J. Carstensen

Veranstaltungen zum 9. November

Berlin und Brandenburg erinnern an Mauerfall und Pogrome gegen Juden

An diesem Mittwoch vor 33 Jahren fiel die Berliner Mauer. Vor 84 Jahren verübten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Pogrome gegen jüdische Menschen. Berlin und Brandenburg erinnerten mit mehreren Veranstaltungen an beide Ereignisse.

An die Opfer der Pogrome der Nationalsozialisten am 9. November 1938 ist am Dienstag auch in Berlin und Brandenburg erinnert worden. Damals wurden überall in Deutschland Synagogen und jüdische Einrichtungen verwüstet, Juden angegriffen, ermordet oder verschleppt. Am Dienstag jährte sich der Tag der Novemberpogrome gegen jüdische Menschen zum 84. Mal.

In Berlin wurden traditionell ganztägig vor dem jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße die Namen der 55.696 ermordeten Berliner Juden aus dem Gedenkbuch des Landes verlesen.

Berliner Mauer

Hier wurde vor 62 Jahren die Grenze abgeriegelt – so sieht es heute aus

Die Berliner wurden böse überrascht: Am frühen Morgen des 13. August 1961 riegelte die DDR-Regierung die Berliner Sektorengrenzen ab. rbb|24 zeigt Orte aus der ersten Zeit des Mauerbaus – und wie es heute dort aussieht. Von Caroline Winkler

Giffey: "Wir wissen, was daraus entsteht"

Auch in den Berliner Bezirken wurde an vielen Orten der Opfer der NS-Pogrome gedacht. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf lud zu einer stillen Gedenkfeier und Kranzniederlegung an der Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz ein. In Lichtenberg gab es ein Gedenken an der ehemaligen Synagoge in der Konrad-Wolf-Straße 92. In Pankow wurden Kränze auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee und auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee niedergelegt.

"Wir haben die Lektion der Novemberpogrome gelernt und wir ziehen die Konsequenz aus dem Holocaust", erklärte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) anlässlich des Gedenktages. Jede antisemitische Attacke, jede Beschimpfung, jedes falsche Wort sei eine Attacke, eine Beschimpfung und ein Wort zu viel. "Denn wir wissen, was daraus entsteht", mahnte sie.

Zentrales Mauerfall-Gedenken in ehemaligem Gefängnis

In Berlin und Brandenburg wurde am Mittwoch zudem mit zahlreichen Veranstaltungen an den Mauerfall vor 33 Jahren erinnert. Das Land Brandenburg gedachte der Mauer-Opfer in Schwedt (Kreis Uckermark). Die Industriestadt war auch wegen des einzigen Militärgefängnisses in der DDR bekannt.

Gewürdigt wurden am Mittwoch die Menschen, die zum Sturz des SED-Regimes in der DDR beitrugen, und ehemalige Häftlinge, deren Strafe oft willkürlich verhängt wurde. Etliche mussten nach dem Mauerfall noch bis 1990 auf ihre Entlassung aus dem Militärgefängnis warten, wie die Landtagsverwaltung mitteilte.

Im Militärgefängnis in Schwedt waren Soldaten und Offiziere der Nationalen Volksarmee auch ohne Urteil inhaftiert. Zwischen 1982 und 1990 saßen rund 800 Personen in Haft - etwa wegen Befehlsverweigerung und Fahnenflucht, aber auch wegen "staatsfeindlicher Hetze" gegen die DDR. Am 26. April 1990 wurde der letzte Militärstrafgefangene entlassen, die Einrichtung dann Ende Mai 1990 geschlossen.

Erinnerung an DDR-Militärgefängnis

"Man hat versucht uns umzuerziehen"

Detlef Fahle saß drei Monate im ehemaligen Militärgefängnis in Schwedt. Heute gibt er Führungen auf dem Gelände. Beim Gedenken an den Mauerfall 1989 an diesem Mittwoch in den Uckermärkischen Bühnen berichtet er von seinen Erlebnissen.

Bürgermeisterin erinnert an "Mythos von Schwedt"

Bei der Gedenkveranstaltung in den Uckermärkischen Bühnen sagte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke: "Die friedliche Revolution von 1989, die zum Fall der Mauer führte, ist ein Meilenstein in der deutschen Demokratiegeschichte." Ein Ort des Unrechts in der DDR sei das Militärgefängnis gewesen. Hier seien Tausende junge Männer für ihre politische Überzeugung oder für geringfügige Vergehen schwer bestraft worden, viele seien für ihr Leben gezeichnet.

Die Bürgermeisterin von Schwedt, Annekathrin Hoppe (SPD), sagte zur Haftanstalt: "Wer dort war, war zum Schweigen verurteilt, und nach und nach wurde der mit Angst besetzte "Mythos Schwedt' geboren."

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) konnte an der Gedenkveranstaltung wegen Terminschwierigkeiten nicht wie ursprünglich geplant teilnehmen.

Belarussischer Chor trat auf - mit Masken

An der zentralen Veranstaltung zum Gedenken an die Friedliche Revolution und des Mauerfalls an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße nahmen unter anderen die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sowie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) teil.

Rund 200 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Frankreich und Norwegen steckten Rosen in Spalten der einst trennenden Mauer, von der noch Teile in der Gedenkstätte am originalen Standort stehen. Im Rahmen der Veranstaltung trat auch der belarussische Volny-Chor auf. Er ist im August 2020 als Reaktion auf die Repressionen in Belarus entstanden. Um anonym zu bleiben und sich vor Verfolgung durch die dortigen Machthaber zu schützen, waren die Sängerinnen und Sänger vermummt oder trugen Masken.

Sendung: rbb24 Inforadio, 9. November 2022, 7 Uhr

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