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Audio: Inforadio | 22.02.2021 | Uta Schleiermacher | Quelle: DPA/Soeren Stache

Wechselmodell startet

Brandenburger Grundschulkinder kehren an die Schulen zurück

Die Grundschulkinder der Klassenstufen 1 bis 6 dürfen in Brandenburg ab Montag wieder teilweise im Präsenzunterricht lernen. Die Schulen konnten zwischen drei Modellen wählen. Die Hälfte der Zeit läuft weiter über Distanzunterricht. Von Uta Schleiermacher

Letzte Woche musste es dann plötzlich schnell gehen: Drei Tage hatten sie Zeit, um den Wechsel zwischen Präsenz- und Distanz-Unterricht zu planen, sagt Schulleiterin Ulrike Rockstroh von der Spreenhagener Grundschule Am Kiefernwald im Landkreis Oder-Spree. Montag gab es die Vorgaben vom Bildungsministerium, Dienstag die Besprechung mit den Kolleginnen und Kollegen, am Mittwoch konnten sie dann die Eltern benachrichtigen.

Beim Planen half ihr die Erfahrung aus dem ersten Lockdown, sagt die Schulleiterin. "Es war eine Herausforderung, aber ich habe ein tolles Team, und da ich meine Grundgerüst schon fertig hatte, fiel es mir nicht ganz so schwer", sagt sie. Außerdem sei die Akzeptanz bei den Eltern groß, da sie die Wechselmodelle ja bereits erprobt hatten.

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Wechselunterricht mit drei Modellen

Die Kleineren in Klasse 1 bis 3 kommen nun im tageweisen Wechsel in die Grundschule Spreenhagen: eine Gruppe Montag, Mittwoch, Freitag, die andere Dienstag und Donnerstag, in der folgenden Woche wechseln die Tage. Ab Klasse 4 greift das Schichtmodell: eine Hälfte der Klasse kommt vormittags, die andere nachmittags, daneben laufe der Distanzunterricht mit Videokonferenzen und selbstständigem Lernen am Arbeitsplan weiter, sagt Schulleiterin Rockstroh.

Andere Grundschulen haben sich vielfach für den wochenweisen Wechsel entschieden: Gruppe A kommt in der einen Woche jeden Tag, Gruppe B ist in der zweiten Woche dran, dazwischen lernen die Kinder zu Hause weiter. Dies sei oft für die Eltern besser planbar, sagt Nico Fechner, selbst Vater von drei Grundschulkindern in Klasse 1, 4 und 6 und Elternsprecher an der Gerhard-Goßmann-Grundschule in Fürstenwalde/Spree. Ein weiterer Vorteil: Die Busanbindung. "Teilweise fahren die Busse nur früh morgens hin und am Nachmittag zurück. Das Wochenmodell passt den meisten da besser", sagt er.

Hygienekonzept und Maskenpflicht

Trotz Wechselmodell müssen die Schulen weiter dafür sorgen, dass die Kinder auch Abstand halten, sagt Birgit Menzel, Schulleiterin an der Goethe-Grundschule in Kyritz im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. "Wir haben das Glück, dass wir zwei Treppen haben", die seien nun als Einbahnstraßen eingerichtet. "Wir haben viel abgeklebt und abgesperrt, so dass die Richtungen klar sind und die Kinder auf dem Schulhof abgetrennte Gebiete haben. Außerdem finden die Pausen versetzt statt - und dazu kommt natürlich noch der Mundschutz", sagt sie.

Beide Schulleiterinnen geben sich zuversichtlich. Auch der Distanzunterricht habe in den vergangenen Wochen gut geklappt, sagt Schulleiterin Rockstroh aus Spreenhagen. "Wir sind im Lernstoff weitergekommen und ich denke, auch die Medienkompetenz bei den Kindern und bei den Kollegen ist enorm gewachsen." Eltern hätten sie bereits angesprochen, wie dies weitergeführt werden könne, sagt Rockstroh.

Besonders die Erstklässler im Blick

Sorgen machen ihr allerdings die Kinder der sechsten Klasse, vor dem Übergang zur weiterführenden Schule. Und die Erstklässler. "Schreiben und Lesen lernen - das ist ein Prozess, den kann man nicht zu Hause allein bewältigen, da braucht es die Kollegen", sagt sie. Die kleinen Lerner - das ist das größte Problem überhaupt, und da machen sich auch die Eltern gerade große Sorgen."

Elternvertreter Nico Fechner sieht das nicht ganz so kritisch. Einigen Kindern täte es gut, nicht so früh aufzustehen zu müssen und nachmittags lernen zu können, sagt er. Anderen helfe die intensiven Betreuung zu Hause. "Da wird sich am Ende eine Bildungsschere weit öffnen", sagt er.

Fechner meint daher, dass die Schulen großzügige Mittel bekommen sollen, so dass sie Unterschiede zwischen gut geförderten Kindern und denen, die im Stoff zurückgefallen sind, möglichst schnell ausgleichen können. Denn daran habe es nach dem ersten Lockdown erheblich gehapert.

Sendung: Inforadio, 22.02.2021, 06.10 Uhr

Beitrag von Uta Schleiermacher

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