rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik

Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.

Audio: Inforadio | 03.08.2021 | Anja Dobrodinsky | Quelle: dpa/Britta Pedersen

Reserve für Corona-Patienten

Zahl der neuen Intensivbetten in Berlin und Brandenburg bleibt im Dunkeln

Knapp 700 Millionen Euro hat der Bund an Krankenhäuser überwiesen, damit sie neue Intensivbetten für Corona-Patienten anschaffen. 1.000 neue Beatmungsplätze sind in Berlin und Brandenburg gefördert worden. Doch das Personal für diese Betten fehlt. Von Anja Dobrodinsky

50.000 Euro bot die Bundesregierung angesichts der Pandemie im März 2020 für jedes zusätzliche Intensivbett mit Beatmungsmöglichkeit. Michael Zaske, der Leiter der Gesundheitsabteilung im Brandenburger Gesundheitsministerium, rechnet vor, wofür die Brandenburger Krankenhäuser das Geld genutzt haben. "Die Zahl der Intensivbetten bei uns hat sich nahezu verdoppelt: von 531 auf 1032", sagt er.

Für 466 dieser Betten floss die Bundesförderung nach Brandenburg. Die restlichen wurden erst nach Auslaufen der Förderung im Herbst 2020 eingerichtet. Jedes geförderte Bett musste betriebsbereit sein und über ein Beatmungsgerät verfügen.

Berlin und Brandenburg

Kliniken müssen keine Betten mehr für Covid-Patienten vorhalten

Monatelang mussten Krankenhäuser in der Region Betten für Covid-Patienten vorhalten. Angesichts sinkender Infektionszahlen soll auf den Stationen wieder etwas mehr Normalität einkehren. Dienstag fallen die Sonderregelungen in Berlin und Brandenburg.

Viele Betten derzeit ungenutzt

In Berliner Krankenhäusern wurden in derselben Zeit insgesamt 558 Intensivbetten geschaffen und mit jeweils 50.000 Euro aus Bundesmitteln gefördert. Das teilt die Senatsverwaltung für Gesundheit auf rbb-Anfrage mit. "Angesichts der derzeitigen Lage ist es jedoch nicht erforderlich, ständig alle zusätzlich geschaffenen Betten zu betreiben", heißt es in der Stellungnahme.

Das wäre ad hoc auch nur schwer möglich, denn für diese Betten fehlt das speziell geschulte Personal. Fachkräfte müssten dafür "von anderen Stationen abgezogen und auf den Intensivstationen eingesetzt werden", schreibt die Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung Anna Theresa Lorenz. Und auch für Brandenburg betont Michael Zaske, der Bund habe für sein Fördergeld kein zusätzliches Personal verlangt.

Laut DIVI-Intensivregister [intensivregierster.de] umfasst die sogenannte "Notfallreserve" derzeit 395 Betten in Berlin und 374 in Brandenburg - jeweils mit Beatmungsgerät - die innerhalb von sieben Tagen zusätzlich aufgestellt werden könnten.

Beatmungsgeräte aus OP-Räumen umgenutzt

Der Bund möchte es nun genau wissen: Wie viele Betten wurden vollkommen neu eingerichtet? Wie viele sind aus anderen Krankenhausbetten umgewandelt worden? Doch das haben die Bundesländer nicht erhoben. Für Michael Zaske aus dem Brandenburger Gesundheitsministerium ist klar, der Großteil der zusätzlichen Betten sei umgewandelt. Für mehr habe die Förderung oft gar nicht gereicht - und erlaubt sei das auch gewesen.

Das bestätigt auch Reinhard Busse vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement an der TU Berlin. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesgesundheitsministeriums. "Es wurde ausdrücklich erlaubt, dass man Geräte, die vorher während Operationen zur Beatmung genutzt wurden, umnutzt, um damit neue Intensivbetten aufzubauen", erklärt er.

Tricksten Krankenhäuser, um Fördermittel zu kassieren?

Dennoch klingt in der Diskussion immer wieder an, die Krankenhäuser hätten mit der Notfallreserve getrickst. Genaue Zahlen wird es dazu wohl nie geben, vermutet Busse. Die Senatsgesundheitsverwaltung betont, man habe keinen Hinweis darauf, "dass die Krankenhäuser in Berlin nicht verantwortungsvoll mit der Thematik umgegangen sind. Auch bei in Augenscheinnahmen sind keine Verstöße aufgefallen."

Für Michael Zaske aus dem Brandenburger Gesundheitsministerium ist die Frage nach der Zahl der Notfallreserve-Betten nicht wichtig. Es komme nur darauf an, ob die Krankenhäuser gerüstet sind.

Sendung: Inforadio, Wirtschaft Aktuell, 03.08.2021, 08:35 Uhr

Beitrag von Anja Dobrodinsky

Artikel im mobilen Angebot lesen