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Audio: Inforadio | 21.01.2022 | Ulrike Gote | Quelle: Fabian Sommer/dpa

Berliner Gesundheitssenatorin

Gote: Keine PCR-Tests mehr für mutmaßlich Infizierte ohne Symptome

Schnelltest positiv - und dann? Wenn es nach dem Willen der Berliner Gesundheitssenatorin Gote geht, braucht es danach für Menschen ohne Symptome keinen PCR-Test mehr. Und auch für das Freitesten soll ein Schnelltest künftig reichen.

Für Menschen mit einer mutmaßlichen Corona-Infektion ist nach Angaben des Berliner Senats nicht mehr unbedingt ein PCR-Test zur Bestätigung nötig. Das sagte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Freitag im Inforadio des rbb.

Wenn man sich selber positiv teste, aber ohne Symptome sei, "reicht in Zukunft höchstwahrscheinlich aus, dass man nur noch einen Schnelltest in einer Teststelle machen muss", so die Senatorin weiter. Damit erhalte man dann auch ein entsprechendes Zertifikat. Auch für das sogenannte Freitesten am Ende der Infektionsphase reiche im Normalfall ein Schnelltest. PCR-Tests seien nur noch nötig für die Menschen, die etwa in Altenheimen, Pflegeheimen und Krankenhäusern arbeiteten.

In den vergangenen Tagen hatte es an vielen Teststellen mit PCR-Tests lange Warteschlangen mit stundenlanger Wartezeit gegeben.

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Virologe: Breite Anerkennung von Schnelltests sollte schnell kommen

Am Samstag wollen sich die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder mit dem Thema befassen, bestätigte eine Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung dem rbb. Am Montag darauf (24.1.) wird es Thema auch bei der Ministerpräsidentenkonferenz sein, hatte die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey unter der Woche angekündigt.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält es für den richtigen Vorstoß, zertifizierte Schnelltests aus dem Labor mit PCR-Testergebnissen gleich zu setzen. Bei den begrenzten Laborkapazitäten zur Zeit sollte die breite Anerkennung der Antigen-Schnelltests schnell kommen, sagte Schmidt-Chanasit der rbb-Abendschau. In der momentanen Lage, wo viele zum Teil Tage oder auch Wochen auf ihr PCR-Testergebnis warten müssten, sei dieser pragmatische Ansatz wichtig.

Lediglich bei den vulnerablen Gruppen, wie zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen sollten weiter die PCR-Tests zum Einsatz kommen. Hier bräuchte es weiter hundertprozentige Sicherheit. Aber bei allen, die keine Symptome mehr hätten und dazu noch ein negatives Schnelltest-Ergebnis, sei der PCR-Test nicht mehr zwingend nötig, um sich frei zu testen, so Schmidt-Chanasit. In aller Regel sei man dann auch nicht mehr ansteckend.

Gefragt zu den Tests an Schulen und Kitas sprach Schmidt-Chanasit von einem besonderen Bereich. Hier müsse man genau unterscheiden: Wenn die Tests dazu führen, dass Kinder weiter am Unterricht teilnehmen können, dann sei das sinnvoll. Sollten die Tests aber dazu führen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in Quarantäne geschickt werden, dann käme man schnell zu Schulschließungen durch die Hintertür. Das müsse verhindert werden, so der Virologe.

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Keine Kontaktnachverfolgung wie zu Pandemie-Beginn mehr

Auch eine Kontaktnachverfolgung wie am Anfang der Pandemie könne "gar nicht mehr durchgeführt werden", sagte Gesundheitssenatorin Gote. "Wir müssen uns auf andere Dinge konzentrieren und schauen, dass wir unsere kritische Infrastruktur am Laufen halten." Wichtig sei, dass Menschen, die sich infizierten, aber nicht schwer erkrankten, schnell wieder arbeiten könnten. Und dass die Risikogruppen geschützt würden, um sie vor schwerer Krankheit zu bewahren.

Gote betonte, die Kontaktnachverfolgung sei nur noch wichtig bei den Berufsgruppen aus Pflegeheimen und Krankenhäusern und bei größeren Ausbrüchen etwa in Schulen oder Kitas. "Aber jeden Kontakt nachzuverfolgen ist nicht mehr möglich und auch nicht nötig."

Daher werde auch die Luca-App nicht mehr dringend gebraucht, sagte Gote. Wahrscheinlich werde die Nutzung der App nicht verlängert, das entscheide der Senat in der nächsten Woche.

Sendung: Inforadio, 21.01.2022, 06:40 Uhr

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