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Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt

Wegen Umweltauflagen

Wie sich der Spreewaldmarathon ein Stück weit neu erfindet

Der Spreewaldmarathon ist Brandenburgs größtes Breitensportevent. Kostensteigerungen und Anforderungen des Naturschutzes machen die Veranstaltung aber schwieriger. 2023 muss deshalb ein besonderes Programm aufgefahren werden. Von Thomas Juschus

Die Planungen für den Spreewaldmarathon 2023 laufen längst wieder auf Hochtouren. Vom 20. bis 23. April heißt es bereits zum 21. Mal "Auf die Gurke, fertig, los!"

Was 2003 mit knapp 3.000 Teilnehmern seinen Anfang nahm, hat sich zur größten Breitensport-Veranstaltung in Brandenburg entwickelt. 2012 vermeldeten die Organisatoren um Vereinschef Hans-Joachim Weidner erstmals mehr als 10.000 Teilnehmer. Der Teilnehmerrekord stammt aus dem Jahr 2019, ehe 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie der Spreewaldmarathon ausfiel; 14.320 Teilnehmer gingen vor drei Jahren in den zehn Sportarten Laufen, Skaten, Radfahren, Wandern, Walken, Run & Bike, Paddeln, Stand up Paddling, Longboard und Handbike in Lübben, Goyatz, Straupitz (alle Landkreis Dahme-Spreewald), Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) und Burg (Spree-Neiße) an den Start.

Über die Veranstaltung

Kosten für Dixi-Toilette von 60 Euro auf 300 Euro am Tag angestiegen

Beim Neustart in diesem Jahr gingen die Anmeldungen um fast ein Drittel zurück. Etwas mehr als 9.000 Teilnehmer verzeichnete der Spreewaldmarathon. Für die Veranstaltung ein herber Einschnitt, da sie sich nach eigenen Angaben zu 90 Prozent aus den Startgeldern finanziert. Die übrigen zehn Prozent steuern als Sponsoren die Sparkassen der drei Landkreise sowie mit Fördermitteln das Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport bei.

Neben geringeren Einnahmen auf der einen Seite hat Vereins-Chef Hans-Joachim Weidner auf der anderen Seite auch mit deutlich gestiegenen Ausgaben und Sicherheitsauflagen zu tun. Für 2023 rechnet er erstmals mit Ausgaben von mehr als 300.000 Euro - damit hätten sich die Kosten in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt (2011: 152.926,10 Euro). "Wir erleben gerade eine Preisexplosion. Vor Corona hat mich eine Dixi-Toilette 60 Euro am Tag gekostet - jetzt sind es über 300 Euro", sagt Weidner, der in der Vergangenheit aufgrund der vielen Startorte viele Einrichtungen und Services gleich mehrfach vorhalten musste. "Wir können aber aufgrund unserer Erfahrungen nicht alle Kosten an unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Startgebühren weitergeben. Da gibt es Schwellenwerte bei denen die Leute nicht mehr kommen", so Weidner. Ein Startplatz im klassischen Marathon-Lauf kostet für Frühbucher weiter 45 Euro.

Traditionelle Route muss für den Naturschutz geändert werden

Für die 21. Ausgabe des Spreewaldmarathons zeichnet sich derzeit ein weiterer Rückgang der Meldungen ab, weil Weidner auch bestimmte Strecken nicht mehr anbieten kann. Der Lauf durch das Biosphärenreservat Spreewald ist nicht mehr erlaubt, auch der bisherige Kurs für den klassischen Marathon am Sonntag mit Start und Ziel in Burg ist nicht mehr möglich. Denn die traditionelle Strecke, die teilweise durch das Zentrum des Naturschutzgebietes Innerer Oberspreewald führte, sei nicht mehr genehmigungsfähig. Die Gründe seien vielschichtig. "Wesentlich waren die potenziellen Störungen des Brutgeschehens im Naturschutzgebiet, das Befahren des Naturschutzgebietes mit Kraftfahrzeugen und die Präzedenzwirkung. Die stetig wachsenden Teilnehmerzahlen bis 2019 spielten auch eine Rolle, waren aber nicht entscheidend", teilt Sprecher Thomas Frey vom Landesamt für Umwelt (LfU) dazu mit.

Der Veranstalter habe deutlich konfliktärmere Streckenführungen für den Marathon und Halbmarathon entwickelt, die als genehmigungsfähig eingeschätzt werden. "Diese Strecken stellen einen geeigneten Kompromiss zwischen Naturschutzzielen und den Vorstellungen der Veranstalter dar. Sie tangieren zum Beispiel das Naturschutzgebiet nur noch auf einem kurzen Abschnitt. Allerdings müssten diese Alternativstrecken nun noch vom Veranstalter bei den Genehmigungsbehörden der Landkreise eingereicht werden", teilte der Sprecher weiter mit.

Der Tourismusverband Spreewald steht hinter dem Spreewaldmarathon, unterstützt diesen und steht mit dem Veranstalter und dem Biosphärenreservat in engem Austausch. Wie viele Übernachtungen auf das Breitensportevent zurückzuführen sind, lasse sich aber nicht genau sagen. "Vielleicht so viel - an den drei Tagen 2019 gab es im Umkreis von 30 Kilometern im Spreewald keine freien Unterkünfte mehr. 2019 war allgemein mit über zwei Millionen Übernachtungen das bisher erfolgreichste touristische Jahr im Spreewald. Der Spreewaldmarathon ist jedes Jahr ein Garant für ausgebuchte Ferienunterkünfte an dem Wochenende und sorgt natürlich auch für volle Restaurants", erklärt Silvia Jonas, Sprecherin beim Tourismusverband Spreewald.

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Lübben und Goyatz entfallen als Startorte

Für Hans-Joachim Weidner ist die neue Streckenführung des Spreewaldmarathons, der mehrmals von den Lesern des Fachmagazins "Laufzeit" in die Top Ten der beliebtesten Laufveranstaltungen Deutschlands gewählt wurde, ein fauler Kompromiss. Insbesondere der Wegfall des Biosphärenreservatslaufes wurmt den 64-Jährigen. "Der Wegfall bereitet uns erhebliche Kopfschmerzen. Durch das Fehlen einer der beliebtesten Strecken geht das Konzept '3 Tage laufen' nicht mehr auf." Da Sportler sehr langfristig ihre Veranstaltungsteilnahmen planten, sei der Anmelderückgang kaum noch aufzuholen, "selbst wenn noch kurzfristig eine attraktive Kompromissstrecke gefunden wird." Allein hier seien 1.500 Anmeldungen weniger zu erwarten, so Weidner.

Eine erste Konsequenz für ihn aus rückläufigen Teilnehmerzahlen, steigenden Kosten und größeren Auflagen des Umwelt- und Naturschutzes ist eine Streichung der Startorte Lübben und Goyatz für 2023. Straupitz, Lübbenau und Burg gehören wie bislang weiterhin dazu - mit einem Potpourri an Sportarten. 39 Wettbewerbe auf 24 Strecken sind trotzdem geplant. "Wir müssen jetzt gucken, wie lange wir das durchhalten. Unsere Konzeption mit fast 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Spitze in einem ländlichen geprägten Raum hat uns aber absolut recht gegeben. Den Sinn unserer Veranstaltung zweifele ich deshalb auch nicht an - im Gegenteil: daraus ziehe ich meine Kraft", sagt Weidner. In den vergangenen 20 Jahren sei ein Wandel durchlebt worde. Dem wolle er sich 2023 nun mit dem Spreewaldmarathon erfolgreich stellen - "Auf die Gurke, fertig, los!"

Beitrag von Thomas Juschus

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