Olympische Spiele in Tokio
Triumphaler Abschluss für Ronald Rauhe: Der Potsdamer gewinnt bei seinen sechsten Olympischen Spielen mit dem Kajak-Vierer noch einmal Gold. Nun wird er die deutsche Mannschaft bei der Abschlussfeier in Tokio als Fahnenträger anführen.
Ronald Rauhe war im Ziel völlig ausgepumpt, fand dann aber doch noch die Kraft, um einen lauten Jubelschrei in den Himmel von Tokio loszulassen. Im letzten Rennen seiner Karriere gewann der Potsdamer gemeinsam mit Max Lemke (ebenfalls Potsdam) sowie Max Rendschmidt (Essen) und Tom Liebscher (Dresden) die Goldmedaille im Kajak-Vierer. Das Quartett setzte sich am Samstag über 500 Meter in 1:22,219 Minuten vor Spanien und der Slowakei durch.
"Als ich vor dem letzten Schlag gesehen habe, dass wir vorne sind, haben mich die Emotionen überrannt. Dafür habe ich eineinhalb Jahre länger gearbeitet. Ich hätte mir nichts anderes erträumen und wünschen können. Das macht es mir heute leicht, meine Karriere zu beenden", so Rauhe.
Sein perfekter Abschluss einer langen Karriere dürfte zumindest auch ein wenig darüber hinwegtrösten, dass er die Einschulung seines Sohnes verpasst. Denn eigentlich wollte Rauhe schon 2016 seine Karriere beenden, machte für die Spiele in Tokio aber weiter. "Mein Sohn wird in zwei, drei Stunden eingeschult. Trotzdem habe ich gerade ein Foto bekommen, wie er um drei Uhr nachts für mich aufgestanden ist", berichtete der Potsdamer.
Rauhe wird zum Abschluss eine weitere Ehre zuteil: Bei der Schlussfeier der Sommerspiele in Tokio wird er die deutsche Fahne ins Olympiastadion tragen. Diese Entscheidung verkündete der Deutsche Olympische Sportbund ebenfalls am Samstag.
"Ich habe noch nie eine Eröffnungsfeier mitgemacht. Die Fahne aus dem Stadion zu tragen, ist die Krönung meiner Karriere", sagte Rauhe, für den es die sechsten Olympischen Spiele waren. Er hatte bereits in Athen 2004 Gold im Zweier-Kajak gewonnen.
Bei der Eröffnungsfeier hatten Beachvolleyballerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding aus Berlin die deutsche Fahne getragen.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann sprach von einem "in jeder Hinsicht würdigen" Fahnenträger. Rauhe gewann während seiner Laufbahn insgesamt fünf Olympische Medaillen, sammelte zudem 16 Weltmeister-Titel.
Die Abschiedsfeier dürfte nach dieser ebenso langen wie erfolgreichen Karriere weiter emotional bleiben. "Den richtigen Schlusspunkt setzen wir heute Abend. Er wird nicht mehr aus dem Weinen herauskommen. Manche sagen, er ist der Papa von dem Boot", sagte Bundestrainer Arndt Hanisch. "Er ist einfach ein cooler Mensch, ein cooler Typ. Wir werden ihn vermissen." Schlagmann Rendschmidt sagte: "Zum Abschluss nochmal Gold - mehr konnten wir Ronny nicht geben."
Kein weiteres Edelmetall gab es dagegen für Sebastian Brendel, vor fünf Jahren in Rio de Janeiro deutscher Fahnenträger. Der dreimalige Olympiasieger verpasste - nach Bronze im Canadier-Zweier - im Einer eine Medaille deutlich. Der Potsdamer scheiterte über 1.000 Meter als Siebter schon im Halbfinale. Conrad Scheibner aus Berlin schaffte es ins A-Finale und wurde Sechster. Den Olympiasieg sicherte sich der Brasilianer Isaquias Queiroz.
Bei den Frauen belegte der Canadier-Zweier mit der Berlinerin Lisa Jahn und Sophie Koch (Karlsruhe) über 500 Meter den vierten Platz. Sun Mengya und Xu Shixiao aus China gewannen Gold.
So bleibt das Gold des Kajak-Vierers um Ronald Rauhe die dritte und zugleich letzte deutsche Medaille im Kanu-Rennsport bei den Tokio-Spielen - sechs bis sieben Medaillen waren die Zielvorgabe gewesen. Die Frauen schafften es erstmals seit langer Zeit nicht auf das Podest.
Sendung: Inforadio, 07.08.2021, 08:00 Uhr
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