Olympia-Starter aus der Region - Die Medaillen-Garanten im Kanu

Di 29.06.21 | 17:30 Uhr
Kanute Ronald Rauhe paddelt im Wettbewerb, Wasser spritzt. (Quelle: imago/sven simon)
Bild: imago/Sven Simon

Das deutsche Team im Kanu-Rennsport liefert immer ab. Und meistens paddelt in den Medaillen-Booten jemand aus Brandenburg oder Berlin mit. Das ist auch bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht anders.

Wussten Sie, dass Athletinnen und Athleten des KC Potsdam und seiner Vorgängervereine bereits 19 olympische Goldmedaillen gewonnen haben? Damit hat alleine der frühere ASK Vorwärts Potsdam bei Sommerspielen mehr Olympiasiege vorzuweisen als z.B. alle österreichischen Olympiateilnehmer zusammen. Ja servus! Aber nicht nur die Potsdamer Gewässer scheinen eine günstige Entwicklung junger Kanutinnen und Kanuten zu fördern, auch aus Berlin fahren einige Medaillenhoffnungen nach Tokio.

Berliner und Brandenburger im DKV-Team

Zumindest bei den Männern sitzt in fast jedem Boot ein Kanute aus Brandenburg oder Berlin. Angeführt wird das Team vom 39-jährigen Senior Ronald "Ronny" Rauhe (KC Potsdam), der zu seinen sechsten Olympischen Spielen fährt. Mit ihm im Vierer-Kajak sitzt u.a. sein 15 Jahre jüngerer Vereinskamerad Max Lemke. Im Zweier- und im Einer-Kajak startet der Berliner Jacob Schopf, der mittlerweile aber auch beim KC Potsdam trainiert.

Einen ähnlichen Legendenstatus wie Raue hat unter Kanuten Sebastian Brendel (Sie ahnen es vermutlich: KC Potsdam), der dreimalige Olympiasieger im Canadier. Sein brasilianischer Freund und Konkurrent Isaquias Queiroz hat sogar seinen Sohn nach Brendel benannt.

Kanutin Lisa Jahn bei einem Rennen (Archiv). Quelle: imago images/Sven Simon
Lisa Jahn vom Köpenicker SC: Frauen starten in Tokio 2021 zum ersten Mal auch im Canadier. | Bild: imago images/Sven Simon

Aber auch aus Berlin kommen schnelle Kanutinnen und Kanuten: Mit Brendel paddelt Tim Hecker vom SC Berlin-Grünau im C2 (Zweier-Canadier), Conrad Scheibner - ebenfalls vom SC Berlin-Grünau startet im Einer-Canadier. Das sind übrigens die Boote, die mit einem Stechpaddel nur auf einer Seite angetrieben werden.

Definitiv historisch wird das Rennen mit Lisa Jahn vom Köpenicker SC: Sie gehört zu den ersten Frauen, die bei Olympia im Canadier starten. Jahn paddelt alleine im C1 und dazu mit ihrer Karlsruher Partnerin Sophie Koch im C2.

Angesichts der Tradition großer Kanutinnen und Namen wie Birgit Fischer, Katrin Wagner-Augustin oder Franziska John (geb. Weber) mag man es kaum glauben, aber in den Frauen-Kajaks werden zum ersten Mal seit 1976 keine Athletinnen aus Berlin oder Brandenburg sitzen.

Medaillen-Chancen

Medaillenchancen haben fast alle Boote mit Berliner oder Brandenburger Beteiligung. Bei den Männern sind der K4 (Vierer-Kajak) und der K2 sogar Goldfavoriten, Weltmeister Jacob Schopf hat sich diesen Status mit seinen 22 Jahren auch im K1 bereits erarbeitet.

Das Duo Brendel/Hecker hat im C2 zumindest gute Chancen auf eine Medaille, Brendel startet zudem noch aussichtsreich im C1. Das Gleiche gilt für Conrad Scheibner, denn erstmalig dürfen im C1 zwei Boote einer Nation starten. Für Lisa Jahn wird es beim Olympia-Debüt schwierig, Edelmetall zu gewinnen. Aber im C2 ist mit etwas Glück und guter Tagesform eine Medaille für die Vize-Europameisterinnen möglich.

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Conrad Scheibner, Annika Schleu, Ronald Rauhe, Laura Ludwig, Patrick Hausding, Emma Hinze und Lilly Stoephasius (Quelle:picture alliance /Axel Heimken; Frank May: Collage: rbb)
picture alliance /Axel Heimken; Frank May: Collage: rbb

Mehr zu den regionalen Olympiastartern und ihrer Vorbereitung auf die Spiele gibt es auf "Alles außer Fußball" (ALAF), dem Instagram-Kanal vom rbb Sport.

Gut zu wissen

Pretty in Pink! Der ganze Stolz der Kanuten sind die pinken Boote. Bei den ersten Olympischen Sommerspielen nach der Wiedervereinigung (Barcelona 1992) sollte das leuchtende Pink die Boote auf den Zielfotos etwas länger wirken lassen. Das könnte bei der TV-Technik der 90er Jahre durch leichte Unschärfen tatsächlich funktioniert haben. Helle Objekte erzeugten im Bild damals oft einen kleinen Umriss in der Art eines Heiligenscheins. Heute im Zeitalter von HD, UHD und 4K funktioniert das definitiv nicht mehr, aber laut Olympiasieger Rauhe symbolisiert das liebgewonnene Pink Teamgeist und Stärke. Und es erinnere an den ersten Auftritt des wiedervereinigten Kanu-Teams aus Ost und West.

Wann sind die Wettbewerbe?

Die Kanuwettbewerbe finden in der zweiten Olympiawoche statt, in der ersten Woche nutzen die Ruderer den Sea Forest Waterway. Um die Finalläufe live zu verfolgen, muss man schon sehr großer Fan sein, denn dem Zeitunterschied zwischen Japan und Deutschland geschuldet wird nach deutscher Zeit schon sehr früh morgens gepaddelt.

Dienstag, 3. August    
1000m C2 der Herren (Brendel/Hecker) 4:54 Uhr
1000m K1 der Herren (Schopf) 5:21 Uhr
Donnerstag, 5. August    
200m C1 der Damen (Jahn) 4:43 Uhr
1000m K2 der Herren (Schopf) 5:34 Uhr
Samstag, 7. August    
500m C2 der Damen (Jahn) 4:22 Uhr
1000m C1 der Herren (Brendel, Scheibner) 4:39 Uhr
500m K4 der Herren (Rauhe/Lemke) 5:19 Uhr
     
     

Sendung: rbb Inforadio. 29.06.2021, 16:15 Uhr

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