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Audio: Antenne Brandenburg | 14.08.2020 | Florian Ludwig | Quelle: rbb

Göritz (Spree-Neiße)

Festival "Wilde Möhre" beginnt mit strengen Corona-Regeln

Viele Veranstalter schauen an diesem Wochenende aufs brandenburgische Göritz. Denn dort hat am Freitag das Festival "Wilde Möhre" begonnen - trotz Corona. Damit das Event stattfinden kann, haben sich die Organisatoren einiges einfallen lassen.

In Göritz bei Drebkau (Spree-Neiße) hat am Freitag das "Wilde Möhre Festival" begonnen - mit Musik, Kunst, Workshops und Theateraufführungen. Das Konzept der Veranstaltung musste diesmal wegen der Corona-Pandemie angepasst werden, damit überhaupt gefeiert werden kann.

Für die Besucher gibt es strenge Regeln. Es ist eine Probe, auf die auch andere Veranstalter gucken. Und bei der es für die "Möhre" um die Existenz geht.

Quelle: rbb

Keine Maske? Keine Musik!

Es ist eine eigene Welt, die in den letzten sieben Jahren auf dem Gelände der "Wilden Möhre" entstanden ist. Holz- und Metallskulpturen, selbstgebaute Hütten und Bühnen, entspannte Musik - und in diesem Jahr immer wieder Hinweisschilder: "Keine Maske, keine Party" steht auf einem.

Damit die "Wilde Möhre" stattfinden kann, haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. Auf dem Gelände gelten Abstands- und Maskenregelungen, ein Ampelsystem vor der Bühne soll die umsetzen. Trägt jemand keine Maske, leuchtet ein gelbes Licht und die Musik wird leiser. Fehlt die Maske weiterhin, wird das Licht rot und die Musik geht aus.

"Einmal bin ich natürlich unendlich froh, dass es für uns irgendwie weiter geht", sagt Möhre-Mitbegründer Alexander Dettke. "Gleichzeitig ist der Druck, der auf unseren Schultern lastet, enorm." Geht irgendetwas schief, muss das Festival abgesagt werden. Das wäre das Ende der "Wilden Möhre", sagt Dettke. Dann wären sie insolvent.

Quelle: rbb/Ludwig

"Die Leute wollen unbedingt wieder raus"

Normalerweise wären es bis zu 7.000 Menschen, die bei der "Wilden Möhre" an einem Wochenende gemeinsam feiern. Aktuell sind in Brandenburg Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern erlaubt. Damit sich der Aufwand in diesem Jahr überhaupt lohnt, wurde die "Wilde Möhre" zur "Milden Möhre", verteilt auf fünf Wochenenden. Alle sind restlos ausverkauft.

Die Karten für das erste Wochenende waren laut Dettke in rund fünf Minuten weg. "Die Leute wollen unbedingt wieder rausgehen." Das sollte man seiner Meinung nach berücksichtigen, wenn manche fragen, ob es aktuell wirklich so ein Festival geben müsse. "Unser Anspruch ist zu sagen: 'Okay, die Leute sind hier sicherer, als wenn sie zu Hause geblieben wären oder etwas anderes tun'".

Andere Veranstalter blicken auf die Möhre

Deshalb kontrolliert ein sogenanntes "Awareness-Team" die Abstände und Maskenregeln. Dass ihr Konzept funktioniere, haben die Veranstalter bei Generalproben gemerkt. An zwei Abenden fanden am gleichen Ort unter gleichen Hygiene-Bedingungen Elektro-Partys statt. Die Erkenntnis: Keiner der Besucher will riskieren, dass das Festival abgebrochen werden muss.

Und so bleibt eine eigenartige Mischung aus Druck und Vorfreude, sagt Anne-Kathrin Otto vom Team. "Alle Menschen der Veranstaltungsbranche schauen uns gefühlt zu." Es waren schon Vertreter von anderen Festivals in Göritz. "Die Fusion war da, das Garbicz Festival. Und es werden noch weitere Festivalveranstalter kommen." Sie fühle sich ein bisschen beobachtet - "aber im positiven Sinne."

Besucher voller Dankbarkeit für Partymöglichkeit

Freitagvormittag. Die ersten Festivalbesucher treffen ein und bauen ihre Zelte auf. Trotz Corona-Einschränkungen freuen sie sich auf das Wochenende. Ein Besucher erklärt, dass er froh ist, dass die Veranstaltung überhaupt stattfindet. "Natürlich ein bisschen mit komischem, mulmigen Gefühl, aber wir machen das Beste draus, passen alle auf und jeder ist ja hier vernünftig." Es sei ja ein ganz friedliches Festival, sagt er.

Quelle: rbb/Ludwig

Ein anderer Besucher war bei jeder Ausgabe der "Wilden Möhre" dabei. Diesmal hat er sich anders vorbereitet, als sonst. "Ich hab meine Maske mit, alles cool, ein bisschen Desinfektionsmittel eingesteckt."

"Man muss auch mal ein bisschen wertschätzen, dass die das machen", sagt eine Besucherin mit Blick auf das Engagement der Veranstalter. "Sie haben sich auch sehr viel Mühe gegeben, dass sie alle Auflagen einhalten." Und dankbar für die Partymöglichkeit ergänzt eine andere Besucherin: "Es war das Größte, was uns gefehlt hat. Die anderen Einschränkungen sind eigentlich verkraftbar, aber die Kultur..."

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