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Audio: Antenne Brandenburg | 22.01.2020 | Sascha Erler | Quelle: Martin Schneider / rbb

Schönborn

Posse um Zulassung von neuem Feuerwehr-Truck

Kaum hatte die Feuerwehr in Schönborn ihren nagelneuen Lösch-Truck im Gerätehaus stehen, kam der Schock: Der Kreis Elbe-Elster wollte das Auto nicht zulassen. Angeblich ist es zu schwer. Dabei rollt ein baugleiches Fahrzeug seit kurzem durch Oberhavel. Von Sascha Erler

Mit einer großen Licht- und Flammenshow begrüßten die Feuerwehrleute in Liebenwalde (Oberhavel) kürzlich ihr neues Löschfahrzeug: Das TLF 9.000 vom Lkw-Hersteller Tatra, ein tonnenschweres Monstrum. Das Video zur Show bekam tausende Klicks im Netz, der Neuzugang im Gerätehaus war ein viraler Star.

Dabei hätte die Feuerwehr im rund 200 Kilometer entfernten Schönborn (Elbe-Elster) genau so ein Video schon viel eher machen können: Mit ihrem neuen TLF 9.000. Doch der Truck darf dort nicht auf die Straße. Denn während die Behörden in Oberhavel den Einsatz des Spezialfahrzeugs genehmigt haben, stellte sich der Landkreis Elbe-Elster quer.

1,2 Tonnen Puffer in der Zulassung

9.000 Liter Wasser, vier Feuerwehrleute und jede Menge Technik kann das neue Tanklöschfahrzeug transportieren. Entsprechend hoch ist das Gewicht: 24,8 Tonnen. Um noch ein bisschen Reserve zu haben, wollten es die Feuerwehrleute in Schönborn bei der Zulassung sogar mit 26 Tonnen Gewicht eintragen lassen. Zugelassen sind allerdings nur 25 Tonnen, weswegen die Dekra das Fahrzeug prüfte - und grünes Licht gab.

"Man fühlt sich auf den Arm genommen"

Umso überraschender war für Ortswehrführer Mario Harnisch die Rückmeldung der Zulassungsstelle: "Wir standen mit einem Fahrzeug ohne Nummernschilder da." Denn der Landkreis verlangte plötzlich eine Ausnahmegenehmigung vom Landesamt für Bauen und Verkehr.

Eigentlich sollte das eine Formsache sein, weil es für die Feuerwehr viel Spielraum im Gesetz gibt. Doch das Amt hatte eine Menge auszusetzen am TLF 9.000, so Harnisch. "Rücklichter zu hoch, Frontscheinwerfer nicht statthaft - alles Kleinigkeiten, die von der Dekra abgenommen worden sind. Da fühlt man sich schon ein bisschen auf den Arm genommen."

In Oberhavel dürfen die baugleichen 26 Tonnen rollen

Nach langem Hin und Her hat sich das Amt in Rücksprache mit der Feuerwehr nun entschlossen, auf eine Tonne Gewicht bei der Zulassung zu verzichten, um das Fahrzeug überhaupt zulassen zu können - während in Oberhavel das baugleiche Fahrzeug mit Blitzlichtgewitter und 26 Tonnen Zulassungsgewicht auf den Straßen rollen darf.

Für Schönborns ehrenamtlichen Bürgermeister Daniel Mende ist der Vorgang ein Unding. Vor dem Grundgesetz seien alle gleich, sagt er. "Und wir sind hier im gleichen Bundesland, mit dem gleichen Fahrzeug. Bei dem einen geht's, bei dem anderen nicht", so Mende.

Ausmahmegenehmigung gefordert

Warum die beiden Landkreise die Zulassung des Löschfahrzeugs so unterschiedlich bewerten, weiß Ordnungsdezernent Dirk Gebhard auch nicht. "Ich will da auch nicht spekulieren." Immerhin lässt Gebhard eine Möglichkeit offen: Wenn die Feuerwehr vom Landesamt doch noch eine Ausmahmegenehmigung bekommt, könne man auch nachträglich die 26 Tonnen Gewicht in die Zulassung eintragen.

Schönborns oberstem Feuerwehrmann Mario Harnisch ist die Lust an weiteren Behördengängen jedoch erstmal vergangen. "Wir sind erstmal froh, dass wir jetzt die Zulassung für 25 Tonnen haben." Den Rest, sagt Harnisch, "wird die Zeit zeigen".

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.01.2020, 17:00 Uhr

Beitrag von Sascha Erler

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