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Quelle: rbb/Josefine Jahn

Wohnraum für Studenten auf der Kippe

Cottbuser Wohnprojekt K29 kämpft um Fortbestand

Das Wohnprojekt in der Cottbuser Karlstraße 29 ist in Gefahr. Der neue Eigentümer will die Bewohner vor die Tür setzen. Über eine Räumungsklage wird am Freitag am Cottbuser Landgericht verhandelt. Vor dem Gericht und auf dem Altmarkt finden Kundgebungen statt. Von Josefine Jahn

Sie wohnen zusammen, kochen gemeinsam, nämlich das selbst anpflanzte Obst und Gemüse im Hinterhof. Das Wohnprojekt, das sich Anfang der 1990er Jahre entwickelt hat, ist in Cottbus fester Kulturbestandteil geworden. Die Bewohner – derzeit 13 Menschen – organisieren diverse Veranstaltungen, zum Beispiel sind sie maßgeblich an der Organisation des beliebten Karlstraßenfestes beteiligt. So soll es bleiben, wünschen sich die Bewohner. Sie sind alle Mitglieder des Vereins Karlstraße Neunundzwanzig e.V. Dieser hat die Räume des Hauses angemietet und vermietet sie an seine Mitglieder unter.

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Dem idyllischen Miteinander könnte aber bald ein Ende gesetzt werden. Vor anderthalb Jahren hat das Haus in der Karlstraße den Eigentümer gewechselt [neues-deutschland.de]. Die Miete soll sich verdoppeln – für die Bewohner, die alle studieren oder sich in einer Berufsausbildung befinden, wäre das eine finanzielle Herausforderung. Die meisten könnten sich das Wohnen dann nicht mehr leisten. Obwohl sich die Bewohner untereinander solidarisieren wollen, indem sie etwa die Miete in Höhe von derzeit anteilig 214 Euro übernehmen, wenn ein anderer mal knapp bei Kasse ist, schwindet die Hoffnung auf ein Fortbestehen des Projekts. Denn nun hat der neue Eigentümer dem Verein als Gewerbe gekündigt.

Der Verein plädiert jedoch dafür, dass die Mitglieder die Räume als Wohnraum nutzen und nicht als Gewerbefläche angemietet haben – in dem Fall ließe sich eine Kündigung einfacher gestalten. Es gebe gute Indizien und Beweise dafür, dass die Vereinsmitglieder das Haus zum Wohnen nutzen, sagt der 24-jährige Samuel Paripovic und - in Vorausschau auf einen möglichen Erfolg vor Gericht: "Das wäre für uns sowas wie ein Etappensieg." Der Architekturstudent ist Teil des Gemeinschaftsprojekts. Woanders zu wohnen, möchte er sich nicht vorstellen.

Verein holt sich Unterstützung

Freunde des Wohnprojekts stehen den Bewohnern bei. Bevor der Prozess vor dem Cottbuser Landgericht am Freitag um 11 Uhr beginnt, findet auf dem Cottbuser Altmarkt ab 9.00 Uhr eine Kundgebung statt, die auf die Situation der "K29" aufmerksam machen soll. "Eine zweite Kundgebung beginnt um 10.30 Uhr vor dem Landgericht", sagt Paripovic. Aufgrund der Corona-Abstandsregeln können nur wenige Zuschauer mit in den Gerichtssaal. Auf diese Weise wolle man sich auf Abstand vor dem Gebäude mit den Bewohnern der Karlstraße 29 solidarisch zeigen.

Beitrag von Josefine Jahn

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