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Geflüchtete aus Belarus

Wie die aktuelle Situation an den Grenzen in Polen wahrgenommen wird

Die Zahl der Menschen, die von Belarus über Polen fliehen, steigt rasant. Am Dienstag hat die polnische Regierung härtere Maßnahmen gegen illegale Geflüchtete beschlossen. Das strenge Vorgehen der Regierung stößt medial auf Kritik. Von Jakub Paczkowski

Jakub Dreczka ist Reporter bei TVN, einem regierungskritischen Fernsehsender aus Warschau. Mit seinem Team besucht er die Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Er sagt, dass die Geflüchteten in den polnischen Medien unterschiedlich wahrgenommen werden: "Es gibt Medien, die positiv eingestellt sind. Sie schauen mit Sorge auf das Geschehen. Sie berichten über das, was an der polnisch-belarussischen Grenze passiert."

Außerdem gebe es Freiwillige, die den Geflüchteten helfen wollen und sie mit Decken, Essen und Wasser versorgen. Aber es gebe eben auch Medien, die in ihren Berichten Angst schüren und die Migrant:innen als Bedrohung darstellen.

"Auf der globalen, politischen Ebene haben wir Angst"

Am Dienstag hat die polnische Regierung neue, strengere Regeln zum unerlaubten Grenzübertritt erlassen. Auch eine Mauer an der Grenze zu Polen soll errichtet werden. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die polnische Gesellschaft mehrheitlich für die verstärkte Sicherung der Grenze zu Belarus und eine Begrenzung der Migration ist.

Gleichzeitig ist aber auch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und der katholischen Kirche groß. Jakub Dreczka erklärt sich diese Diskrepanz so: "Auf der globalen, politischen Ebene haben wir Angst. Aber auf der individuellen Ebene haben wir sehr viel Empathie für die Geflüchteten übrig. Wir haben es schließlich vor einigen Jahrzehnten selbst erlebt."

Für Geflüchtete in der Grenzregion

Verein aus Bad Freienwalde schickt Hilfsgüter nach Polen

Tausende Geflüchtete hängen derzeit im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus fest. Der Verein "Wir packen's an" aus Bad Freienwalde hat Spenden für die Menschen gesammelt. Am Mittwoch ist ein Hilfstransport gestartet. Von Michael Lietz

Ausnahmezustand in Grenzregion

An der belarussischen Grenze hat die polnische Regierung den Ausnahmezustand verhängt. Demnach dürfen sich nur Anwohner:innen näher als drei Kilometer der Grenze nähern. Alle anderen dürfen die "Sperrzone" nicht betreten. Wer dagegen verstößt, muss mit Verhaftungen und Anzeigen rechnen. Auch polnischen sowie ausländischen Medien ist der Zutritt verboten. Trotzdem unternehmen Journalist:innen immer wieder Versuche, von dort zu berichten. Einschüchterungsversuche durch den Grenzschutz und die Polizei sind an der Tagesordnung.

Der Kameramann Tomek Mielcarz war kürzlich im Grenzgebiet - außerhalb der Sperrzone - und beschreibt seinen Besuch als bedrückend: "Es war traurig. Menschen, die allein im Wald gelassen wurden. Bei diesem Wetter, bei Frost, im Regen. Diese Menschen müssen dort allein klarkommen."

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.10.2021, 15.10 Uhr

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Beitrag von Jakub Paczkowski

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