rbb24
  1. rbb|24
Video: rbb|24 | 10.08.2022 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Quelle: Michael Lietz/rbb

Polnische Staatsanwaltschaft ermittelt

Massives Fischsterben in der Oder - Behörden warnen vor Wasserkontakt

Zu dem Niedrigwasser der Oder kommt jetzt noch ein Fischsterben: Tausende tote Fische treiben entlang der deutsch-polnischen Grenze auf dem Wasser. Mehrere Kreise warnen vor Kontakt mit dem Wasser. In Polen ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Die Meldung wird nicht mehr aktualisiert. Für neuere Entwicklungen zum Thema bitte hier entlang.

Entlang der Oder ist auf Höhe von Frankfurt (Oder) und umliegender Orte ein massives Fischsterben zu beobachten. Berufsfischer haben zwischen Ziltendorf (Oder-Spree) und Küstrin (Märkisch-Oderland) tausende Kadaver verschiedener Fischarten an den Flussufern entdeckt.

Auch rbb-Reporter berichten davon, dass unzählige verendete Fische auf der Wasseroberfläche trieben und sich entlang der Oder-Ufer stapelten. Ein Fischer aus Falkenhagen sagte dem rbb, dass das Wasser "nach Verdünnungsmittel" rieche.

Sowohl die Stadt Frankfurt als auch die Landkreise Oder-Spree, Märkisch-Oderland, Barnim und Uckermark warnen die Bevölkerung vor Kontakt mit Wasser aus der Oder, ihren Nebenarmen und -gewässern und aus der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. Man sollte dort weder angeln noch Fische aus diesen Gewässern verzehren. Das Wasser sollte für private oder gewerbliche Zwecke wie zum Beispiel Viehtränken oder Bewässerung nicht verwendet werden, hieß es am Donnerstag.

Trockenheit in Deutschland und Polen

Wasserstand der Oder nur wenige Zentimeter über historischem Extremwert

Sowohl in Polen als auch in Deutschland liegen die Wasserstände der Oder fast so tief wie in den Trockenjahren 2015 und 2018. Darüber, wie mit der wiederkehrenden Dürre umgegangen werden soll, haben die Länder jedoch unterschiedliche Auffassungen.

Noch keine gesicherten Erkenntnisse

Die Gründe für das Fischsterben sind bisher nicht geklärt. Bislang gebe es keine belastbaren Informationen über die Ursache und die Konzentration eventueller Schadstoffe an den unterschiedlichen Flussabschnitten, hieß es von der Frankfurter Stadtverwaltung. Die Behörden prüften derzeit die Hintergründe. Das Umweltamt der Stadt stehe dazu mit dem zuständigen Landesumweltamt im Kontakt. Außerdem seien am Dienstag von der Wasserschutzpolizei bereits Proben des Flusswassers genommen worden. Die Analyse laufe dazu, hieß es.

Polnische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglichen Umweltdelikts

Unterdessen wird aus Polen gemeldet, dass die Staatsanwaltschaft Wroclaw (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts Ermittlungen aufgenommen habe. Inspektoren des Gewässeramts in Niederschlesien hatten den Berichten zufolge bereits Ende Juli Wasserproben an drei Stellen entnommen. Der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser weiche von den typischen Sauerstoffkonzentrationen im Sommer ab, hieß es nach der Analyse. Zudem wurde an zwei Stellen die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen.

Neuere Wasserproben sind jedoch nach Angaben des Breslauer Gewässeramts unbelastet. Seit dem 1. August sei die Substanz Mesitylen in Proben nicht mehr nachgewiesen worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Der physische und chemische Zustand des Wassers werde weiterhin täglich untersucht.

Schwedt

PCK-Raffinerie bekommt US-Rohöl über Rostocker Seehafen

Aufgrund des Erdöl-Embargos gegen Russland versiegt ab 2023 der Zufluss über die Druschba-Pipeline. Jetzt hat die PCK-Raffinerie in Schwedt erstmals auch US-Erdöl via Seehafen Rostock erhalten.

Berliner Forscher sieht anderen Grund für Fischsterben

Auch Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin habe von einem Chemie-Unfall südlich vom polnischen Breslau am 28. Juli gehört, sagte er dem rbb. Die polnische Region liegt rund 200 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt am Oberlauf der Oder. Dort sei giftiges Mesitylen in den Fluss gelangt, hieß es.

Wolter sagte allerdings auch, dass ein Mesitylen-Austritt Ende Juli schon längst durch die Oder durchgeflossen sein müsste. Er vermutet stattdessen, dass der niedrige Wasserstand, die hohen Temperaturen und der Ausbau von Buhnen auf der polnischen Oderseite für das Fischsterben verantwortlich seien.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.08.2022, 16:10 Uhr

Mit Material von Michael Lietz und Philip Barnstorf

Artikel im mobilen Angebot lesen