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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.09.2022 | M. Woller / D. Gaesche / N. van Capelle | Quelle: Daniel Gaesche

Geschäftsführerin tritt zurück

Brandenburger AWO streitet über Vorwürfe von Vetternwirtschaft

Nach ihrer Ankündigung zurückzutreten, hat die Chefin der Brandenburger AWO Baaske erneut schwere Vorwürfe gegen einzelne Verbände erhoben. Diese weisen Kritik zurück. Inzwischen hat sich auch der Bundesvorstand zu den Vorgängen geäußert.

Nach dem angekündigten Rücktritt der Geschäftsführerin des AWO-Landesverbandes Brandenburg, Anne Baaske, rumort es weiter innerhalb der Arbeiterwohlfahrt.

Baaske erhob am Freitag erneut schwere Vorwürfe gegen AWO-Kreis-und Bezirksverbände. Im vergangenen Jahr seien Abweichungen von den Vorgaben für die Organisationsführung festgestellt worden, sagte sie. So sollen in der Führungsebene familiäre Verbindungen verschleiert worden sein. Bei Nachfragen hätten betroffene Stellen die Zusammenarbeit verweigert, kritisierte Baaske. "Ich musste feststellen, dass es nicht möglich ist, die verbandsinternen Kontrollmechanismen durchzusetzen", so Baaske gegenüber dem rbb.

Arbeiterwohlfahrt Brandenburg Ost

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche von AWO-Bezirksverband

Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung: Nach rbb-Informationen wird gegen Verantwortliche des AWO-Bezirksverbandes Brandenburg Ost ermittelt. Der Bezirksvorstand suspendiert derweil Mitglieder, die Aufklärung fordern. Von Lisa Wandt

"Prüfmaßnahmen blockiert"

Bereits am Donnerstag hatte Baaske in einer schriftlichen Erklärung ihren Rücktritt angekündigt. Demnach sei ihre Entscheidung dadurch ausgelöst worden, dass "ordnungsgemäße Prüfmaßnahmen in AWO-Kreisverbänden seit dem Frühjahr 2021 massiv blockiert und verhindert werden", heißt es in ihrem Schreiben. Bei der Aufklärung sei nicht kooperiert, die Einsichtnahme in Akten verweigert worden.

Auf sie und andere, die die Prüfungen angestoßen hätten, sei Druck ausgeübt worden, ergänzte Baaske am Freitag. "Das ist eine Sache, die macht mich fassungslos", so die langjährige Geschäftsführerin des AWO-Landesverbandes Brandenburg. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung gegen den Bezirksverband Brandenburg Ost.

Kreisverbände dementieren Anschuldigungen

Seit Jahren rumort es in der Brandenburger AWO. Der Bezirksverband Potsdam hat sich schon vor Jahren vom Landesverband mit der Geschäftsführerin Baaske losgesagt. Am Freitag wurde bekannt, dass auch der Bezirksverband Süd sich zurückziehen will. Auch im Bezirksverband Ost gibt es Streitereien zwischen Baaske-freundlichen und -skeptischen Kreisverbänden. In einer Stellungnahme mehrerer Baaske-skeptischer Kreisverbände ist von "willkürlich eingeleiteten Prüfverfahren und massiven Einschüchterungen" durch Baaske die Rede.

Der Kreisverband Eberswalde, gegen den Baaske Vorwürfe erhob, verwahrte sich dagegen: "Die Vorwürfe gegen unseren Kreisverband sind gelogen", sagte Barbara Bunge, Vorsitzende des Kreisverbands Eberswalde, dem rbb am Freitag. "Es gab einen Zwischenbericht von Prüfern des Bundesverbandes, die keine Beanstandung in den vorgeworfenen Punkten ergeben hat."

Der AWO-Kreisverband Bernau reagierte am Freitagabend auf Baaskes Aussage, dass es "Druck, Drohungen und Angriffe auf die Reputation der Prüfer:innen" gegeben" habe. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Drohungen und Angriffe auf die beteiligten Personen hat es nicht gegeben. Frau Baaske lässt bewusst offen, welche Drohung und welche Angriffe auf die Reputation vorgelegen haben soll."

Bundesverband weist Kritik zurück

Inzwischen hat sich der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zu den Vorgängen im Brandenburger Landesverband geäußert. In einer Mitteilung vom Samstag heißt es, man wolle die Problemlage gemeinsam mit allen beteiligten Personen und Verbänden überwinden. Dazu würden die Konflikte zwischen den verschiedenen AWO-Verbänden in Brandenburg geprüft und unter Berücksichtigung der internen Regelungen beurteilt. Erst danach werde über notwendige und verhältnismäßige Konsequenzen entschieden.

Kritik an seinen internen Maßstäben wies der Bundesverband zurück. Der AWO-Governance-Kodex werde stetig evaluiert und bei Bedarf weiterentwickelt, hieß es. Öffentlich geäußerte kritische Stimmen seien nicht nachzuvollziehen.

Sendung: Inforadio, 30.09.2022, 19:10 Uhr

Mit Material von Nico van Capelle

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