rbb24
  1. rbb|24
Video: Brandenburg Aktuell | 12.04.20.19 |Andreas Rausch | Quelle: rbb/Mirja Fiedler

Probleme mit steigendem Sulfat-Anteil

Frankfurt fürchtet Trinkwasser-Probleme durch Cottbuser Ostsee

Während die Lausitz den Beginn der Flutung des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord feiert, wachsen in Frankfurt (Oder) die Sorgen: Könnte der neue Ostsee die Sulfatbelastung des Frankfurter Trinkwassers verschärfen?

Durch dieses Flutungsrohr kommt das Spreewasser für den zukünftigen Ostsee. | Quelle: rbb/Mirja Fiedler

Seit Freitagmittag ist es offiziell: Der Cottbuser Ostsee kann geflutet werden. Das Landesbergbauamt hat den Planfestellungsbescheid dafür erlassen. Am Freitagabend steigt dann auch die große Flutungsparty im ehemaligen Tagebau Cottbus Nord. In Frankfurt (Oder) hält sich die Begeisterung allerdings in Grenzen. Der städtische Wasserversorger erwägt sogar, rechtliche Schritte gegen die Flutung einzuleiten.

Sulfate lassen sich nicht wegfiltern

Obwohl Frankfurt (Oder) gar nicht an der Spree liegt, kommt das Trinkwasser der Stadt nach Angaben des Versorgers, der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA), zu 75 Prozent aus der Spree.

Die entscheidende Rolle spielt dabei das Wasserwerk in Briesen, das Frankfurt gehört. Dort wird Spreewasser in große Becken gepumpt, versickert und wird dabei gereinigt.  Das Trinkwasser ist also ein Mix aus Grundwasser und Spreewasser. In den letzten Jahren aber ist das Spreewasser immer stärker belastet, durch den Bergbau, aber auch durch die Flutung von Tagebauen: Zum einen mit Eisen - das kann man herausfiltern. Schwieriger sind die Sulfate, also Schwefelsäuresalze. Diese lassen sich nicht so einfach trennen, sondern nur verdünnen. Sulfate können bei zu hoher Konzentration Durchfallerkrankungen auslösen.

Inzwischen liegen die Sulfatkonzentrationen schon bis zu einem Drittel über dem Grenzwert. Mit der Flutung in Cottbus erwarten Frankfurts Wasserwerker einen noch größeren Anstieg. Deshalb wird das Spreewasser umso stärker mit Grundwasser aus den Trinkwassereinzugsgebieten verdünnt.

Das hier vorhandene Wasser ist das Ergebnis einer ersten Testflutung des ehemaligen Tagebaus. | Quelle: rbb/Mirja Fiedler

Zehn Millionen Euro Investitionen - vorsorglich

Das Problem ist, dass man in Briesen nicht unendlich Trinkwasser zur Verdünnung der Spree fördern kann, die Quellen würden sich irgendwann erschöpfen. Deshalb will Frankfurt jetzt ein altes Wasserwerk in Müllrose sanieren. Dort kann und darf noch weiteres Trinkwasser gefördert werden. Allerdings müssen das Werk und die entsprechenden Leitungen erstmal saniert bzw. neu verlegt werden. Zehn Millionen Euro soll das kosten. Und die Frankfurter würden diese natürlich gerne an die Verursacher weiterreichen - und nicht an die Verbraucher.

Landamt für Bergbau hält dagegen sinkende Sulfatwerte für möglich

Der Planfeststellungsbeschluss kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Demnach könnte die Sulfatbelastung in der Spree durch den See sogar sinken.

Derzeit werde das Wasser rund um den Tagebau abgepumpt und mit Grundwasser verdünnt, bevor es in die Spree geleitet wird. Dadurch würden die Grenzwerte in Frankfurt eingehalten. Parallel zur Flutung wird die Absenkung des Grundwassers eingestellt. Laut Modellen des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) könnte die Sulfatbelastung dann sogar sinken. Die Werte würden darüberhinaus regelmäßig kontrolliert.

Hat die Spree überhaupt genug Wasser?

Den Grünen in Brandenburg warfen am Freitag überdies die Frage auf, ob das Wasser der Spree überhaupt reichen wird: "Seit einiger Zeit liegt der tägliche Durchfluss der Spree bei Cottbus lediglich bei etwa acht Kubikmeter pro Sekunde. Normal wären etwa zwölf Kubikmeter pro Sekunde", teite die bergbaupolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Heide Schinowsky mit.

"Ich bin sehr skeptisch, ob ausreichend Wasser für eine ab jetzt kontinuierliche Flutung des Ostsees vorhanden ist." Klimaforscher erwarten, dass die Niederschläge bei einem fortschreitenden Klimawandel in der Region Berlin-Brandenburg zwar insgesamt zunehmen - die Menge im Sommer jedoch sinkt.

Der Umweltverband Grüne Liga kritisierte, dass der knapp 600 Seiten starke Planfeststellungsbeschluss erst am Freitag, unmittelbar vor der Flutung veröffentlicht wurde.

Beitrag von Fred Pilarski

Artikel im mobilen Angebot lesen