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Audio: Antenne Brandenburg | 10.08.2022 | Po Keung Cheung | Quelle: Patrick Pleul/dpa

Schwedt

PCK-Raffinerie bekommt US-Rohöl über Rostocker Seehafen

Aufgrund des Erdöl-Embargos gegen Russland versiegt ab 2023 der Zufluss über die Druschba-Pipeline. Jetzt hat die PCK-Raffinerie in Schwedt erstmals auch US-Erdöl via Seehafen Rostock erhalten.

Erstmals hat ein Tankschiff auch sogenanntes saures Rohöl aus den USA für die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) angelandet. Die "Capricorn Sun" habe das Öl am 3. August in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) entladen, berichteten Branchen-Insider.

Mitversorgung läuft bereits seit Mai auf diesem Weg

Das Öl werde in Schwedt verarbeitet und sei offenbar von Shell geliefert worden, das Minderheits-Eigner der Raffinerie ist. Deutschen Regierungskreisen zufolge ist es Teil von verschiedenen Öl-Sorten aus unterschiedlichen Regionen, mit denen die Raffinerie bereits seit etwa Mai mitversorgt werde. Überwiegend wird das PCK Schwedt mit russischem Pipeline-Öl gespeist, da sie mehrheitlich dem Staatskonzern Rosneft gehört. Shell äußerte sich zunächst nicht dazu.

Deutschland hat sich im Zuge der Sanktionen gegen Russland entschieden, ab 2023 kein russisches Öl mehr zu importieren. Die verschiedenen Öl-Sorten sind eine Art Testlauf und sollen zeigen, dass Schwedt nicht nur russisches Öl verarbeiten kann. Wenn kein russisches Öl mehr fließt, soll Schwedt zu mehr als der Hälfte über Rostock und eine Pipeline von dort versorgt werden. "Diese Leitung wollen wir nutzen, um zukünftig Öl aus anderen Ländern nach Schwedt zu transportieren. Ganz aktuell liegt hier ein großer Tanker mit Öl aus den USA", bestätigte Mecklenburgs-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in einem am Dienstag veröffentlichten Reuters-Interview.

PCK-Raffinerie Schwedt

Erdöllagertank bekommt neuartigen Deckel verpasst

Ende des Jahres soll Schluss mit Erdöl aus Russland sein. Und das Embargo trifft vor allem die PCK Erdöl-Raffinerie in Schwedt, wo die Druschba-Pipeline ankommt. Doch dort herrscht noch "Business as usual".

Bis 75 Prozent über diese Pipeline

Schwesig sprach von bis zu 75 Prozent des Öls für Schwedt, das über die Pipeline kommen könne. Zudem spielt der polnische Hafen Danzig eine Rolle in den deutschen Überlegungen, da von dort das übrige Öl über Rohrleitungen transportiert werden könnte. Möglich wären auch Pipeline-Lieferungen aus Kasachstan, die jedoch über Russland fließen würden. Unabhängig davon muss die Eigentümer-Frage bei Schwedt geklärt werden. Solange die Raffinerie in der Hand von Rosneft ist, will Polen an einer Versorgung von Schwedt nicht mitwirken.

Nach Beginn des Ukraine-Krieges wurde eine "Taskforce Schwedt" unter der Leitung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), eingerichtet, die die Zukunft des Standortes sichern soll.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.08.2022, 07:30 Uhr

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