rbb24
  1. rbb|24
Quelle: rbb/Marie Stumpf

Angst vor rechter Unterwanderung

Tesla-Gegner stellen Demonstrationen vorerst ein

In Grünheide haben am Samstag erneut Befürworter und Gegner der geplanten Tesla-Fabrik demonstriert. Eine kritische Bürgerinitiative will vorerst keine Proteste mehr organisieren – sie befürchtet eine Unterwanderung von Rechts. Von Marie Stumpf

Diesmal protestieren sie getrennt voneinander. Die etwa 150 Tesla-Gegner stehen auf dem Marktplatz in Grünheide (Oder-Spree), die circa 300 Befürworter um die Ecke in der Nähe eines Gasthauses. Auseinandersetzungen gibt es nicht, die Stimmung ist friedlich. Dann die Ankündigung: Die Bürgerinitiative "Gelb gegen Gigafactory" will künftig keine Demonstrationen mehr gegen die Pläne des US-Autobauers organisieren. Auch der für Sonntag angekündigte Waldspaziergang fällt aus.

Grund ist die Angst, in die rechte Ecke gestellt zu werden. In letzter Zeit habe man vermehrt rechte Tendenzen bei den Demos bemerkt, sagt Redner Steffen Schorcht. Oft wird die AfD damit verbunden. Dieser wolle man "keinen Raum bieten", so Schorcht. Die Tesla-Befürworter begrüßen die Distanzierung. Man sei froh, dass man jetzt gemeinsam einen Dialog eingehen könnte, sagt Organisator Martin Hildebrandt.

mehr zum thema

Kommentar | Tesla-Gegner distanzieren sich

Ein herber Schlag für die AfD

    

Tesla-Chef Musk reagiert erstmals auf Kritik

Zum ersten Mal ist auch Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) bei den Tesla-Befürwortern zugegen. Bisher hat er immer die Demonstrationen bewusst gemieden. Aber nach einer Bürger-Informationsveranstaltung am Freitag habe er nun ein gutes Gefühl, sagt er dem rbb. Er schätze den Plan von Tesla, sich in Grünheide niederzulassen, vor allem wegen der Arbeitsplätze. Dennoch sehe er die Sorgen der Bürger. Christiani sagt, Tesla habe angedeutet, nun doch das direkte Gespräch zu den Bürgern zu suchen. Schon bald könnte es Informationsveranstaltungen des Konzerns für die Grünheider geben. Viele warten darauf schon lange, die Kommunikation von Tesla wird von ihnen als mangelhaft kritisiert.

Wie um dem entgegen zu setzen, hatte sich auch Tesla-Gründer Elon Musk am Samstag per Twitter zu Wort gemeldet. Unter anderem sprach er die Befürchtung vieler Anwohner an, die Trinkwasserversorgung könnte durch Tesla gefährdet werden. In den Antragsunterlagen laut Bundesimmissionsschutzgesetz steht, dass die Fabrik in Grünheide für ihren Betrieb etwa 372 Kubikmeter Wasser pro Stunde benötigt. Dieser Wert sei lediglich ein seltener Spitzenwert, der nicht jeden Tag anfallen werde, schrieb Musk.

Bis 5. März können Bürger Einwände formulieren

Am Sonntag werden auf dem 300 Hektar großen Gelände sieben Weltkriegsbomben unschädlich gemacht. Die Rodung des Waldes soll nach jetzigem Stand Ende Februar abgeschlossen sein. Anschließend soll zügig mit dem Bau des Werks begonnen werden. Schon im Juli des kommenden Jahres soll die Produktion beginnen, ab 2023 will Tesla etwa 500.000 Autos pro Jahr in Grünheide herstellen.

Die Pläne des Unternehmens liegen noch bis zum 5. Februar öffentlich aus, zum Beispiel in den Rathäusern von Gründheide und Erkner oder beim Landesamt für Umwelt in Frankfurt (Oder). Einwände können bis zum 5. März eingereicht werden. Die Bürgerinitiative "Gelb gegen Gigafactory" will sich nun verstärkt bei der aktuell laufenden Unverträglichkeitsprüfung einbringen und Einwände formulieren.

Beitrag von Marie Stumpf

Artikel im mobilen Angebot lesen