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Quelle: dpa/B. Daemmrich

Industriestandort Ostbrandenburg

Tesla führt zu Ansturm von internationalen Unternehmen

Die Ansiedlung des US-Elektroautobauers in Grünheide hat die Nachfrage nach Gewerbe- und Industrieansiedlungen deutlich erhöht. Davon profitiert die ganze Region. Doch der Boom hat auch Grenzen. Von Martin Krauß

Es ist ein Unternehmen mit Anziehungskraft: der US-Elektroautobauer Tesla. Seit Konzernchef Elon Musk im November 2019 angekündigt hatte, sein erstes europäisches Werk in Grünheide (Oder-Spree) errichten zu wollen, hat sich der Blick deutscher Unternehmen auf Ostbrandenburg verändert. Aber nicht nur: "Es sind auch sehr viele internationale Firmen. Das zeigt die Anziehungskraft, die Tesla erzeugt hat", sagt Rüdiger Hage.

30 Prozent mehr Anfragen

Haage ist Geschäftsführer der Infrastruktur- und Projektentwicklungsgesellschaft (IPG) in Potsdam. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiter:innen und in Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen, unterstützt er Firmen, die in Brandenburg nach passenden Industrie- und Gewerbeflächen suchen. Seit einigen Jahren habe das deutlich zugenommen, berichtet er. So seien es mittlerweile bis zu 30 Prozent mehr Anfragen als noch in den Jahren vor der Tesla-Ansiedlung.

Das bestätigt auch Thomas Krieger(CDU), Bürgermeister der Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf (Märkisch-Oderland): "Ein großes Industrieunternehmen wie Tesla zieht natürlich wahnsinnig viele Zuliefer-Unternehmen an. Und die Zuliefer-Unternehmen ziehen weitere Unternehmen an. Das ist ein positiver Dominoeffekt für die gesamte Region." Auch in seiner Gemeinde haben sich schon erste Firmen im Zuge der Tesla-Ansiedlung niedergelassen - knapp 15 Autominuten von dem Tesla-Gelände entfernt.

In einer Halle im Gewerbegebiet direkt an der Autobahn A 10 haben sich das französische Unternehmen SAS interior modules und die südkoreanische Halla Coperation angesiedelt. Laut Krieger baut SAS Armaturen für den US-Elektroautobauer, Halla montiert Reifen. Von ähnlichen Effekten berichten auch andere Städte und Gemeinden.

Internationaler Fokus

So baut seit 2018 in Frankfurt (Oder) der Projektentwickler Alcaro einen großen Logistikstandort auf. Auf rund 44 Hektar sollen dort unter dem Namen Log Plaza insgesamt sechs Immobilien für rund 150 Millionen Euro entstehen. Die Halle A mit insgesamt 41.000 Quadratmetern ist fast fertig. Die Nachfrage der vergangenen Monate habe gezeigt, dass der Standort begehrt sei, sagt Projektleiter Peter Bergmann. Das habe sich mit der Ankündigung Elon Musks noch einmal verstärkt: "Als wir vor drei Jahren hier angefangen haben, haben mich viele Leute gefragt: Wo ist den Frankfurt (Oder)? Diese Frage gibt es heute nicht mehr. Durch diese Tesla-Ansiedlung ist auch dieser Standort in einen internationalen Fokus gerückt."

Vorstellung der Quartalszahlen

Tesla will bis Ende des Jahres in Grünheide mit Massenproduktion starten

Das bestätigt auch Rüdiger Hage von der IPG. Mittlerweile interessieren sich Firmen aus ganz Europa, Nordamerika und Asien für Ostbrandenburg. Dabei handle es sich aber nicht nur um Firmen aus der Automobilbranche: "Wir haben Anfragen aus der Pharmaindustrie, der Luft- und Raumfahrt, dem Medizingeräte-Bau – also eigentlich alle Branchen", berichtet er. Das sorge allmählich jedoch auch für Probleme.

Kaum noch Gewerbeflächen

"Im unmittelbaren Umfeld, also Märkisch-Oderland bis nach Frankfurt (Oder), haben wir eine Auslastung von 93 Prozent der Gewerbeflächen", so Hage weiter. Mittlerweile könne die IPG die Anfragen nicht mehr alle bedienen. Denn vor allem Flächen in einer Größenordnung ab 30 Hektar seien kaum noch vorhanden, insbesondere um die Gemeinde Grünheide herum.

Aus diesem Grund müssten nach Ansicht von Hage weitere Flächen ausgewiesen werden. Das geschieht bereits, wie er berichtet. So sei die Entwicklung von weiteren Gewerbe- und Industrieflächen in Altlandsberg, Neuenhagen bei Berlin im Landkreis Märkisch-Oderland, sowie Schöneiche, Fürstenwalde, Storkow, Beeskow (Oder-Spree) und Frankfurt (Oder) bereits angestoßen worden oder zumindest in Planung. Zudem habe Eisenhüttenstadt gemeinsam mit Brieskow-Finkenheerd und Schlaubetal (Oder-Spree) eine gemeinsame, größere Industriegebiets-Entwicklung angeschoben.

Doch das dauert: "Unter drei Jahren läuft da nichts. Das ist leider die Realität", sagt Rüdiger Hage zum Prozess. Denn die Unternehmen wünschen sich auch bei den kommunalen Entwicklung mehr von der sogenannten Tesla-Geschwindigkeit. Bis dahin gelte es, potenzielle Interessenten zumindest in Brandenburg zu halten, sagt Rüdiger Hage.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 23.04.2022, 19:45 Uhr

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