rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Audio: rbb88.8 | 13.10.2022 | Silke Mehring | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Hohe Flughafengebühren

Ryanair will seinen BER-Flugplan um fast die Hälfte kürzen

Nachdem Ryanair schon im März seine Basis am Frankfurter Flughafen geschlossen hat, nimmt der irische Anbieter jetzt Berlin ins Visier: Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sollen 230 Flüge pro Woche vom und zum BER gestrichen werden.

Europas größter Billigflieger Ryanair dünnt seinen Flugplan für Berlin aus und begründet das mit hohen Gebühren am Flughafen BER. Das Winterprogramm für die Hauptstadt werde - im Vergleich zum Vorkrisenwinter 2019/20 - um 40 Prozent oder 230 wöchentliche Flüge reduziert, teilte das irische Unternehmen am Donnerstag mit.

Ryanair-Chef Michael O'Leary sagte in Berlin, er bedauere diesen Schritt. "Die höheren Flughafenkosten in Berlin machen es für uns jedoch attraktiver, Flugzeuge auf kostengünstigere Alternativen in andere Regionen Deutschlands und Europas zu verlegen." Dies gelte etwa für die Airports Nürnberg und Leipzig.

570 Millionen Euro Fehlbetrag

Flughafen BER verzeichnet erneut hohen Verlust

Ryanair-Chef kritisiert Bundespolitik und Lufthansa

Ryanair hatte bereits im März seine Basis an Deutschlands größtem Airport geschlossen und begründete dies mit nicht wettbewerbsfähigen Flughafengebühren. O'Leary erklärte, verbraucherfeindliche Kostenerhöhungen hätten dazu beigetragen, dass der Flugverkehr in Deutschland in diesem Sommer um 28 Prozent eingebrochen sei - "was Deutschland zu dem Markt in Europa macht, der sich am langsamsten erholt".

Der Airline-Manager forderte die deutsche Regierung und die großen deutschen Flughäfen auf, Flughafengebühren und Bundessteuern zu senken, "um die Erholung des deutschen Flugverkehrs, des Tourismus und der Arbeitsplätze zu fördern".

Ryanair ist in der Corona-Krise weitgehend ohne Staatshilfe ausgekommen - anders als Konkurrenten wie die Lufthansa, die mit Milliardensummen gestützt werden mussten. O'Leary nannte den deutschen Rivalen "Subventionsjunkie". Inzwischen hat die Lufthansa die Staatshilfen jedoch zurückgezahlt und der Bund ist ausgestiegen.

Der am BER deutlich größere Billigflieger Easyjet hatte bereits im Frühling angekündigt, Flotte und Personal in Schönefeld ab dem Winter deutlich zu reduzieren. Elf der 18 dort registrierten Flugzeuge will das Unternehmen an andere Standorte verlagern, 200 Beschäftigte müssen gehen. Easyjet nannte als Grund ebenfalls zu hohe Flughafengebühren.

38 Starts und Landungen am BER gestrichen

Warnstreik der Eurowings-Piloten führt zu Flugausfällen

Fluggäste von Eurowings mussten am Donnerstag mit Ausfällen und Verspätungen ihrer Flüge rechnen. Wegen eines Streiks der Pilotinnen und Piloten bei der Lufthansa-Tochter sind viele Flüge ausgefallen - auch am Flughafen BER.

BER-Chefin machte zuletzt Hoffnung

Für den Flughafen BER kommt die Ankündigung von Ryanair zur Unzeit. Erst vor wenigen Tagen hatte Flughafenchefin Aletta von Massenbach hoffnungsvolle Signale ausgesendet. Voraussichtlich ab 2026 werde der BER schwarze Zahlen schreiben, sagte sie in rbb24 Brandenburg aktuell. "In dem Moment, wo wieder das Vorkrisen-Verkehrsvolumen erreicht wird – das haben wir angenommen im Jahr 2026 – da gehen wir davon aus, dass wir wieder eine schwarze Null schreiben können", sagte sie mit Blick auf den Einbruch der Fluggastzahlen in der Corona-Pandemie. Bis Jahresende werden am BER rund 17 Millionen Fluggäste erwartet, das ist aber immer noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau.

Dennoch erwartet von Massenbach schon für dieses Jahr ein positives operatives Ergebnis. "Der Rest – von jetzt, heute bis 2026 – wäre sozusagen die Bewältigung der Vergangenheit." Gut sechs Milliarden Euro hat der Bau des Flughafens gekostet. Kritiker befürchten, dass der BER dauerhaft von Steuergeldern abhängig sein wird oder in die Insolvenz gerät.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13. Oktober 2022, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen