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Audio: radio Fritz | 03.11.2022 | Matthias Gindorf | Quelle: dpa/W. Kumm

Angespannter Lehrstellenmarkt

Mehr als 3.000 Bewerbern fehlt in Berlin ein Ausbildungsplatz

Zwar ist zuletzt das Angebot an Ausbildungsplätzen in Berlin gewachsen - der Bedarf liegt jedoch weit höher, wie aus aktuellen Zahlen hervorgeht. Für Brandenburg könnte dies eine gute Nachricht sein.

Die Lage auf dem Berliner Ausbildungsmarkt bleibt angespannt. Mehr als 3.000 Bewerber haben zwischen Oktober 2021 und Ende September 2022 in Berlin keine Lehrstelle gefunden, wie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte.

Mit insgesamt 20.902 Jugendlichen suchten in diesem Zeitraum demnach etwa 100 mehr als noch im Vorjahr in Berlin einen Ausbildungsplatz. Zwar stieg im selben Zeitraum auch das entsprechende Angebot der Arbeitgeber um 7,4 Prozent an. Mit insgesamt 15.016 Ausbildungsstellen konnte der Bedarf aber trotzdem nicht gedeckt werden, heißt es in der entsprechenden Mitteilung der Arbeitsagentur.

Gleichzeitig konnten wegen fehlender fachlicher Voraussetzungen oder mangelnden Interesses an bestimmten Ausbildungsberufen bis Ende September rund 1.500 Lehrstellen nicht besetzt werden.

Rund 2.000 Auszubildende fehlen

Brandenburg will vermehrt Jugendliche aus Berlin anlocken

Brandenburg sucht händeringend Bewerber

Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke) sprach deshalb am Donnerstag von einer "weiterhin deutlichen Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage". Rechnerisch kämen auf jede gemeldete betriebliche Ausbildungsstelle 1,4 Bewerberinnen und Bewerber. "Wir können nicht hinnehmen, dass so viele junge Menschen ohne berufliche Perspektive bleiben", so Kipping. Man wolle deshalb noch stärker daran arbeiten, das Angebot an Ausbildungsplätzen zu erweitern und bestehende Hindernisse zu beseitigen.

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, Ramona Schröder, betonte, die Zahl der Ausbildungsstellen in Berlin habe zwar "erfreulicherweise wieder zugenommen". Das Niveau von vor Corona sei aber noch nicht erreicht worden. Sie riet - wie schon am Mittwoch das Land Brandenburg - darum, sich in Berlins Nachbarland für Ausbildungsplätze zu bewerben.

In Brandenburg gibt es aktuell etwa 2.000 offene Lehrstellen. Die Brandenburger Landesregierung will deshalb künftig mehr Jugendliche auch aus Berlin für eine Ausbildung in Brandenburg gewinnen, wie Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch ankündigte.

Arbeitsmarkt in Berlin und Brandenburg

Zahl der Arbeitslosen im Oktober leicht gesunken

In Berlin und Brandenburg werden weiterhin Arbeitskräfte dringend gebraucht. Fast 50.000 Stellen sind in der Region unbesetzt. Insgesamt ist die Zahl der arbeitslosen Menschen in beiden Bundesländern um rund 2.800 zurückgegangen.

Debatte um geplante Ausbildungsumlage

Die stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Nele Techen, forderte mehr Engagement von Unternehmen in Berlin, "denn noch immer bieten viel zu wenige von ihnen Ausbildungsplätze an, trotz des beklagten Fachkräftemangels". Berlin brauche eine Ausbildungsumlage sowie erweiterte Konzepte zur Berufsorientierung. Der rot-grün-rote Senat will eine solche Umlage einführen. Konkret sollen alle Unternehmen einen Prozentsatz ihrer Bruttolohnsumme in einen Fonds einzahlen. Ausbildungswillige Betriebe sollen mit Geld aus diesem Fond bei den Ausbildungskosten entlastet werden.

Gegen eine solche Ausbildungsumlage spricht sich Stefan Spieker, Vizepräsident Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, aus. Eine Ausbildungsplatzumlage werde die Situation nicht verbessern, "sondern die Unternehmen bestrafen, die heute schon ausbilden wollen, aber keine Bewerber finden", teilte Spieker am Donnerstag mit.

Der Berliner IHK-Vizepräsident sieht auch keine Lehrstellenlücke. Eine solche sei "auf dem Berliner Ausbildungsmarkt nicht zu erkennen. Vielmehr müssen suchende Bewerberinnen und Bewerber mit den noch freien Ausbildungsstellen besser zusammengeführt werden." Er forderte eine noch umfangreichere Berufsorientierung, beispielsweise durch mehr Praktika.

Sendung: rbb24 Abendschau, 3. November 2022, 19:30 Uhr

Auch unser Youtube-Format "Explainer" hat sich mit dem Thema Ausbildung beschäftigt:

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