Rund 2.000 Auszubildende fehlen - Brandenburg will vermehrt Jugendliche aus Berlin anlocken

Mi 02.11.22 | 18:28 Uhr
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Symbolbild: Ein Auszubildende arbeitet in der Werkstatt. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb 88.8 | 02.11.2022 | Peter Klinke | Bild: dpa/Jens Kalaene

In Brandenburg gibt es aktuell etwa 2.000 offene Lehrstellen mehr als potentielle Auszubildende. Die Brandenburger Landesregierung will deshalb künftig mehr Jugendliche auch aus Berlin für eine Ausbildung in Brandenburg gewinnen. Das teilte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) mit.

Außerdem wolle man mit einer gezielteren Berufsvorbereitung an den Schulen die Zahl der Abbrecher im ersten Ausbildungsjahr verringern. Die Quote liegt derzeit bei 25 Prozent.

Zwar würden die Auszubildenden oft nur den Betrieb wechseln und die Ausbildung nicht komplett abbrechen, so Ernst. Dennoch seien auch die Unternehmen gefragt, die jungen Leute gut zu begleiten und zu unterstützen. Es müsse klar sein, dass die Auswahl unter den Bewerbern heute deutlich kleiner sei als noch vor einigen Jahren – deshalb sei es wichtig, so Ernst, auch leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern eine Chance zu geben.

Erfolgsaussichten und Produktivität der Unternehmen im Fokus

Für Unternehmen sei es oft eine Herausforderung, die Auszubildenden besonders intensiv zu begleiten, erklärte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Doch in Zeiten des Bewerbermangels sei das nötig. Letztlich gehe es langfristig um die Erfolgsaussichten und die Produktivität des Unternehmens. Auch die Digitalisierung könne dabei helfen, wenig attraktive Jobs zu ersetzen und attraktivere Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen, so Steinbach.

Außerhalb des Speckgürtels gebe es immer noch ein Imageproblem, erklärte Steinbach weiter. Für Regionen wie die Uckermark sei es nicht einfach, auch junge Leute aus der Hauptstadt zu gewinnen. Der SPD-Politiker kündigte an, unter anderem in S-Bahnen mehr Werbung für die duale Ausbildung in Brandenburg zu machen, um "den Überschuss an Berliner Potenzial" zu gewinnen.

In der Bundeshauptstadt kamen nach Daten der Bundesagentur für Arbeit im August auf 100 Ausbildungsplätze im Schnitt 135 Bewerber. Viele haben demnach in Berlin schon rein rechnerisch keine Chance auf eine Ausbildung. Bundesweit kamen auf 100 Ausbildungsplätze im Schnitt lediglich 78 Bewerber.

1.179 Bewerber unversorgt, 2.453 Berufsausbildungsstellen unbesetzt

Von Anfang Oktober 2021 bis Ende September 2022 meldeten sich in Brandenburg insgesamt 12.525 Jugendliche [mbjs.brandenburg.de] bei der Berufsberatung der Agenturen für Arbeit, um bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz Unterstützung zu erhalten. Das waren 2,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen erhöhte sich um 2,8 Prozent auf 14.461.

Ende September waren 1.179 Bewerber unversorgt, 150 weniger als vor einem Jahr. 2.453 Berufsausbildungsstellen waren noch unbesetzt. Das waren 17,9 Prozent mehr als im September 2021.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.11.2022, 15 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Lt. Frau Ernst sollen Betriebe die schlechten Ergebnisse der Bildungspolitik nun "gefälligst" umworben/begleitet werden? Sonst gibts gar keine mehr? Das passt wieder: Andere sollen was tun und Frau Ernst sagt was? Besser ist, Sie spricht über Ihre Aufgaben, Ziele und Ergebnisse. Bessere Chancennutzung für die Schüler geht nur, wenn die Abschlüsse einen guten Ruf haben. Im Moment werden den guten Schülern die Chancen genommen. Wenn es schlecht läuft, sogar die Zukunft im Bundesgebiet verbaut, weil die Qualität nicht stimmt. Und damit ist nicht nur die Abwahlmöglichkeit der 2. Fremdsprache gemeint...

  2. 5.

    Haben sich die anwerbenden Brandenburger "Betriebe" und Frau "Bildungs-" Ministerin Ernst einmal Gedanken darüber gemacht, welche Benefits für die "Neuen" angeboten werden sollen?
    Wie sollen die Azb's z.B.: die am A.... der Heide liegenden Ausbildungsbetriebe erreichen?

    Das Einrichten von Ausbildungsplätzen ist sicher eine Sache der Unternehmen, wie der Wirtschaftsminister Steinbach bemerkt, nur welche Unterstützung ist allein für die Ausbildungsbetriebe angedacht - dazu kein Wort. Es geht nicht um Euro usw. als vielmehr darum welche Mobilitätskonzepte gibt es dazu (als ein Beispiel)?

    Das rumschmeißen mit exorbitant hohen Zahlen ist ein tolles Spiel, das Schulabgänger jedenfalls "sehr" beeindrucken wird.
    Und weiter, wen interessiert in Berlin oder Brandenburg, dass von 100 Lehrstellen nur 78 besetzt werden konnten.
    Hilft das wirklich - liebe Politschwätzer?

  3. 4.

    Dann besser nach Westdeutschland,da gibt es wenigstens vernünftige Löhne.Dieses katastrophale Lohngefälle habe ich schon vor 25 Jahren kennengelernt als ich als Handwerker wieder nach Berlin kam und daran hat sich doch bis heute nichts geändert.Zu Markzeiten betrug der Unterschied glatte 8 deutsche Mark, Zuschläge wurden auch nicht mehr bezahlt, als Vorarbeiter,bei gleichzeitig schon damals teureren Wohnungen.Das der wirtschaftlich Absturz,der familiär bedingt war so extrem würde hätte ich nie gedacht.Es ist und war schließlich Deutschland,eben nur Berlin,arm aber wirklich sexy?

  4. 2.

    Hallo Brandenburg, viel Spaß mit den hochqualifizierten Schülern aus Berlin.
    Und hallo Schüler aus Berlin, viel Spaß bei der 3-stündigen Fahrt mit dem Bus bis zum Arbeitsplatz. Dafür gibt' s dann auch weniger Geld.

  5. 1.

    Na wie wäre es?Kommt ins unterbezahlte Brandenburg!
    Billiglöhner werden immer gebraucht!

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