CDU-Spitzenkandidat Schierack auf Wahlkampftour - Leise Töne in Liebenwerda

Di 02.09.14 | 11:26 Uhr | Von Alex Krämer

Die CDU hat in Brandenburg große Ziele. Bei der Landtagswahl will sie stärkste Kraft werden und dann die rot-rot Regierung ablösen. CDU-Spitzenkandidat Michael Schierack empfiehlt sich im Wahlkampf als neuer Regierungschef. Doch auf den Marktplätzen des Landes zeigt er sich zurückhaltend. Von Alex Krämer

Bad Liebenwerda liegt ganz im Süden des Landes, da, wo Brandenburg fast schon Sachsen ist. Die CDU ist hier traditionell stark. Voll ist es an diesem Tag trotzdem nicht, etwa 70 bis 80 Menschen sitzen auf Hockern auf dem Marktplatz vor der Kirche. Die meisten sind CDU-Mitglieder oder zumindest Anhänger der Partei. Etwa Jürgen Kubach, der aus Elsterwerda gekommen ist, um sich Schierack mal im Original anzugucken – "was er für ein Mensch ist, wie er aussieht."

Der Altersschnitt  der Zuhörer liegt, geschätzt, bei Ende 50, viele Rentner sind da. Eine Moderatorin stellt Michael Schierack artige Fragen – er selbst erzählt dann artig ein bisschen von seinem Arztberuf und seiner Familie, von seinen Wahlkampfthemen  Bildung - mehr Lehrer -  und Sicherheit. "Wir brauchen mehr Polizisten auf den Straßen, eine bessere Unterstützung der Polizei, mehr Funkstreifenwagen. Deshalb ist, neben der Bildung, die Sicherheit ein ganz großes Thema im Wahlkampf", sagt Schierack.

Vom "Reformationsbedarf" und verhaltenem Machtanspruch

Manchmal - und das ist typisch für den CDU-Mann, der zur Hektik neigt - überholt Schierack sich selbst und verheddert sich. Wenn er von Reformations - statt Reformbedarf spricht - oder wenn er auf die Frage nach kaputten Straßen recht verwirrend antwortet: "Wir haben erlebt, dass gerade unter Rot-Rot seit 2009 die Investition in die Bildung…also in die Landesstraßen…also das, was das Land tut, deutlich gesunken ist."

Bildung, Landesstraßen - da ist was durcheinander geraten, aber das nehmen ihm die Zuhörer nicht übel. So etwas kann bei Schierack sogar charmant wirken. Auffällig aber bleibt auch bei diesem Auftritt, dass es an Angriffen fehlt, an Begeisterung, an Wechselstimmung. Der Name des SPD-Konkurrenten Dietmar Woidke, den der CDU-Politiker doch ablösen will, fällt kein einziges Mal. Und Schieracks Machtanspruch klingt so vorsichtig, dass er im plötzlich einsetztenden Geläut der Nikolaikirche beinahe untergeht. "Möglicherweise mit einer starken CDU, die den Ministerpräsidenten und die Regierung stellt – das wäre mein Wunsch", sagt Schierack ins Geläut.

Zuhörer sehen CDU als kleinen Partner der SPD

Wünschen würden wir uns einen CDU-Ministerpräsidenten, sagen auch die Union-Anhänger auf dem Marktplatz von Bad Liebenwerda. Dran glauben tun sie aber nicht. "Bei Einsicht in die Realität muss man daran denken, dass doch in Brandenburg die SPD Vorrang hat", sagt einer. "Dass die CDU die Regierung in Brandenburg übernimmt, ist Wunschdenken", so ein anderer. "Aber es wäre schon toll, wenn sie wieder mitregieren", ergänzt eine Frau. "Das muss doch irgendwie zu schaffen sein."

Die CDU also als kleinerer Koalitionspartner der SPD in Brandenburg? Insgesamt wirkt zumindest der Wahlkampf-Auftritt Michael Schieracks in Bad Liebenwerda so, als ob er genau das ansteuert.

Schierack sieht keine Gefahr durch AfD

Ein viel besseres Ergebnis als 2009 könnte Michael Schierack jedenfalls holen für die CDU. Dass ihm die AfD noch viele Stimmen abjagt, glaubt er auch nach der Sachsen-Wahl nicht. "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die AfP nicht ins Parlament kommt", sagt Schierack. Er rechnet damit, dass eine höhere Wahlbeteiligung den Protestwählern nicht so viel Einfluss geben wird wie in Sachsen.

Ein Bündnis mit der AfD hatte Schierack, nach langem Zögern, im August ausgeschlossen.  Dass es in Brandenburg eine rechnerische Mehrheit hätte, ist - anders als ein paar Kilometer weiter in Sachsen - ohnehin sehr unwahrscheinlich.

Beitrag von Alex Krämer

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