Geboren wird Günter Erich Helmut Pfitzmann am 8. April 1924 in Neukölln. Als seine Eltern Erich und Charlotte sich scheiden lassen, ist Pfitzmann sechs Jahre alt. Er wächst bei seinem Vater auf, einem Kaufmann, der sich für Kunst interessiert. Im Kriegsjahr 1942 macht er sein Abitur. Danach wird er zur Wehrmacht eingezogen: erst Arbeitsdienst, dann an die Front.

Über seine Erlebnisse im Krieg redet er später nicht. Seinen Kindern sagt er nur: "Ich möchte gerne, dass eure Generation nie Krieg erleben muss, so wie ich ihn erlebt habe", erinnert sich sein Sohn. Pfitzmann wird schwer am Bein verletzt, die Wunde wird nie wirklich verheilen und ihn jahrzehntelang quälen. Er spielt später in mehreren Antikriegsfilmen mit: 1959 verkörpert er in "Die Brücke" einen Wehrmachtssoldaten, der ein paar Jüngeren das Leben zu retten versucht, die noch scharf auf Heldentum sind - und dabei sein eigenes verliert.

Nachdem er seinen Berufswunsch Sportlehrer wegen seiner Kriegsverletzung aufgeben muss, will Pfitzmann Schauspieler werden. Er nimmt Unterricht in der Schule "Der Kreis" in Charlottenburg, spielt schon während seiner Ausbildung Theater in Potsdam und an mehreren Berliner Bühnen. Er gehört auch zu den Gründungsmitgliedern des Berliner Kabaretts "Die Stachelschweine" und hat Erfolg als Hörspiel- und Synchronsprecher. Hier tut er für den Film "Spion für Deutschland" (1956) so, als würde er Walter Giller bedrohen.

Günter Pfitzmann erkennt schnell, welcher Rollentyp ihn von anderen abhebt: der bodenständige, schlagfertige Berliner mit Herz und Schnauze. Er wird ihn zu einem der beliebtesten Schauspieler der Bundesrepublik machen. Aber sein Stern geht erst so richtig auf, als Pfitzmann schon Ende 50 ist. Von 1978 bis 1984 spielt Pfitzmann neben Brigitte Mira in "Drei Damen vom Grill". So telegen stand nie wieder ein Fleischlieferant in West-Berliner Imbissbuden herum. "Zwischen Wurstigkeit und Größenwahn" hat ein Rezensent diese sehr ortstypische Mentalität genannt.

Dabei macht Pfitzmann den Berliner in seinen Rollen freundlicher als der eigentlich ist, nie zynisch, immer mit dem Herz am rechten Fleck. Nicht so, wie wenn die Ringbahn an einem Februarmorgen um 7 am S-Bahnhof Hermannstraße ausfällt. Dass man Günter Pfitzmann diese Idealisierung in jedem Moment glaubt, ist eine große Leistung. Gedreht wird "Drei Damen vom Grill" am Nollendorfplatz und im Westend. Als Pfitzmann aussteigt, ersetzt ihn der andere berühmte West-Berliner Harald Juhnke (rechts).

Privat führt Günter Pfitzmann ein Leben ohne bekannte Eskapaden. Er wohnt jahrzehntelang mit seiner Frau Lilo und den gemeinsamen Söhnen Robert (links) und Andreas in einem Haus im Reifträgerweg in Nikolassee. Für sein Publikum ist er nahbar. "Wenn wir mit dem Fahrrad unterwegs waren und ihn jemand angesprochen hat, ist er vom Fahrrad abgestiegen und hat einen kurzen Plausch gehalten. Dann sind wir weiter", erinnert sich Robert Pfitzmann. Tagsüber dreht er meistens, abends spielt er Theater, auf seine Gesundheit achtet der Kettenraucher kaum. 1986 erleidet er seinen ersten Herzinfarkt.

1987 kommt Pfitzmann senior zur - aus Sicht der Fernsehzuschauer - Rolle seines Lebens: In "Praxis Bülowbogen" im Ersten spielt er den volksnahen Hausarzt Dr. Peter Brockmann. 106 Folgen werden mit Pfitzmann in der Hauptrolle abgedreht, Dieter Thomas Heck spielt auch mal mit. Am Drehort in der Zietenstraße 22 in Schöneberg hängt heute eine Gedenktafel.

Anders als bei der zu schweben scheinenden Lichtgestalt der "Schwarzwaldklinik" Dr. Brinkmann geht es im Bülowbogen bodenständig zu: In seiner Praxis in Schöneberg wird der Kassenarzt Brockmann mit Armut, Arbeitslosigkeit und Drogensucht konfrontiert, zuhause muss er immer wieder mit Familienproblemen fertig werden. 1996, nach fast zehn Jahren, hat sich die Angelegenheit für Pfitzmann auserzählt.

Die Goldene Kamera, die er für "Praxis Bülowbogen" verliehen bekommt, dient ihm zuhause als Briefbeschwerer, überhaupt hat er ein eher pragmatisches Verhältnis zu Preisen: Andere nutzt er als Buchstütze und Werkzeughalter. Was aus dem Verdienstorden des Landes Berlin und dem Bundesverdienstkreuz wurde, ist nicht bekannt. Auch nach dem Bülowbogen wird Pfitzmann nicht langweilig. Hier sieht man ihn für das Urlaubsmagazin "Glückliche Reise" vor der Skyline von Sydney. Seinen 75. feiert Pfitzmann in Mexiko, weil er da "Klinik unter Palmen dreht". Auch das "Traumschiff" darf nicht fehlen.

Hier sehen Sie die Gedächtniskirche, Günter Pfitzmann und Harald Juhnke auf dem Ku'damm - mehr West-Berlin auf einem Bild ist schwerlich möglich. Die beiden Weggefährten drehen 1997 das Weihnachtsmärchen "Letzte Chance für Harry". Auf Juhnke ist Pfitzmann später wegen dessen Fehltritten nicht mehr gut zu sprechen, überhaupt teilt er gegen Ende seiner Karriere auffällig gegen andere im Fernsehgeschäft aus.

Seine letzte Hauptrolle ist 2001 die des pensionierten Bauunternehmers Arno Adelmann im Fernsehfilm "Die Meute der Erben", ein richtiger "Pfitze": spleenig, schlagfertig, liebenswürdig. Dass Adelmann mit Vorliebe mit seiner Schrotflinte auf Maulwurfshügel im Garten seiner Villa schießt, verzeiht man ihm sofort. Pfitzmann machen die Dreharbeiten so viel Spaß, dass er die Autorin fragt, ob sie sich auch eine Serie vorstellen könne. Aber dazu kommt es nicht mehr.

An einem Abend Ende Mai 2003 wird Günter Pfitzmann mit einem Herzinfarkt in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert, er hat bereits vier Bypässe. Sein Sohn, der Chirurg Robert Pfitzmann, versucht zusammen mit anderen Ärzten stundenlang, das Leben seines Vaters zu retten. Doch seine Reanimation bleibt erfolglos. Günter Pfitzmann stirbt am 30. Mai im Alter von 79 Jahren. RBB und N-TV übertragen die Trauerfeier in der Gedächtniskirche live. Tausende sind gekommen.

"Wenn ich morgen abkratze, ist das okay. Ich habe schließlich viel erleben dürfen", hat Günter Pfitzmann kurz vor seinem Tod gesagt. Bestattet wird er auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, Abt. XVI-A W28. Seine Heimatstadt hat ihm ein Ehrengrab gewidmet.

Im April 2017 widmet der Bezirk Steglitz-Zehlendorf Günter Pfitzmann einen Platz, ganz in der Nähe seines Wohnhauses in Nikolassee. Seine Söhne Robert (rechts) und Andreas und seine Witwe Lilo kommen zur Eröffnung. Wenn mal ein Film oder eine Serie mit seinem Vater im Fernsehen wiederholt werde, schalte er gerne ein, sagt Robert: "Ich schmunzle immer. Es ist schön, immer wieder mit ihm konfrontiert zu werden." | Sendung: rbb Fernsehen, 08.04.2024, 14:30 Uhr