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Video: Abendschau | 06.08.2021 | Arndt Breitfeld | Studiogast Pamela Schobeß | Quelle: dpa/D. Meyer

Corona-Pilotprojekt der Berliner Clubs

"Sind die Leute einmal drin, ist alles wieder wie früher"

Seit über einem Jahr wartet Berlins Clubszene auf die Wiedereröffnung - nun ist es soweit: Sechs Clubs starten ab Freitag ein Pilotprojekt, das wegweisend für die ganze Branche sein soll. 2.000 Glückliche dürfen feiern - unter strengen Auflagen.

Die Berliner Clubs kehren nach langer Pause am Wochenende langsam wieder ins Nachtleben zurück. Am Freitag startet dafür ein dreitägiges Pilotprojekt. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie darf drinnen wieder getanzt werden - ohne Maske und Abstand, dafür mit negativem PCR-Testergebnis. Mit dem Projekt soll nach Angaben des Senats aufgezeigt werden, ob und wie Tanzveranstaltungen in Clubs künftig sicher möglich sein können.

Die Vorstandsvorsitzende der Berliner Clubcommission, Pamela Schobeß, sagte im Inforadio des rbb am Freitag, der Ansturm auf die wenigen Tickets zeige, wie groß der Bedarf in der Club-Metropole nach 18 Monaten Pandemie sei. Ein erfolgreiches Pilotprojekt könne nun möglicherweise die Politik überzeugen, alle Clubs mit einem solchen Konzept wieder zu öffnen.

Pilotprojekt für drei Tage

In sechs Berliner Clubs darf ab Freitagabend wieder gefeiert werden

Volle Tanzflächen, kein Abstand, keine Masken - und das völlig legal: Berlin steht vor den ersten offiziellen Partynächten in Clubs seit Pandemiebeginn. Die Tickets sind rar - einige Locations sind bereits ausverkauft.

PCR-Tests vorher und hinterher

Die Sicherheitsvorkehrungen seien nun zwar hoch, der Stimmung werde das aber keinen Abbruch tun. "Ich glaube nicht, dass sich das wie ein wissenschaftliches Experiment anfühlt." Der Wiedereinstieg in den Clubbetrieb sei nun sicherlich kompliziert, auch weil nur drei designierte Teststationen zur Verfügung stünden, die Corona-Tests in Kombination mit den Tickets vor und nach dem Pilotprojekt durchführen. "Das ist schon alles sehr mühsam." Die wenigen Glücklichen, die am Wochenende feiern können, würden das aber verschmerzen, so Schobeß. "Wenn die Leute einmal drin sind, dann ist alles wieder wie früher."

Sechs Clubs dürfen teilnehmen

Zwanzig Clubs hatten sich für das Projekt beworben, sechs wurden ausgewählt. "Wir haben darauf geachtet, dass die Clubs eine gute Lüftungsanlage haben", sagte Schobeß. Zudem sollte die heterogene Clublandschaft abgebildet werden, die für verschiedene Szenen sichere Orte anbieten. "So sprechen wir immerhin 2.000 Leute der unterschiedlichen Communities an."

Beteiligt am Pilotprojekt sind das SO36, der Festsaal Kreuzberg, das Crack Bellmer, der Salon zur Wilden Renate, das Metropol, und der Kitkat-Club. Musikalisch reicht die Spanne von der 80er-Jahre-Party "Dancing with Tears in your Eyes" am Samstagabend im SO36 bis zu Techno im Erotik-betonten Kitkat-Club mit Resident-DJ Clark Kent. Im Metropol werden am Freitagabend die Dragqueens Gloria Viagra und Stella Destroy auflegen, während im Festsaal Kreuzberg die "Freak de l'Afrique"-Party mit Afro-Sounds steigt. Das komplette Programm von "Clubculture Reboot" ist hier [clubcommission.de] einsehbar. Gäste erwerben mit dem personalisierten Ticket Zugang zu allen sechs Clubs - Hopping ist möglich, soweit die Platzkapazitäten in den Locations es erlauben.

Konzerte nur für Geimpfte

Lederer kritisiert Forderungen der Veranstaltungsbranche

Zuverlässig planen zu können, ist für die Veranstaltungsbranche eine Herausforderung. Forderungen, Konzerte künftig nur für Geimpfte zu erlauben, stoßen bei Kultursenator jedoch auf Ablehnung. Er wünscht sich Aufrufe zum Impfen durch die Veranstalter.

Wissenschaftliche Begleitung

Geleitet wird die wissenschaftliche Auswertung nach Angaben der Clubcommission von den Professoren Frank Heppner vom Institut für Neuropathologie der Charité, Roland Eils vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und Christof von Kalle, dem Leiter des Klinischen Studienzentrums am BIH. Alle Teilnehmenden sollen im Nachhinein Fragebögen online ausfüllen: Links dazu verschickt die Charité am 13. und am 27. August per E-Mail an alle, für die ein personalisiertes Ticket erstellt wurde. Das Pilotprojekt unterscheidet nicht zwischen geimpften und ungeimpften oder genesenen Teilnehmenden - alle müssen die einheitliche PCR-Teststrategie durchlaufen. Nur Tests des Laborbetreibers "Think.Health Hygiene Solutions", die speziell für die Clubnacht durchgeführt werden, werden akzeptiert - PCR-Tests von externen Anbietern dagegen nicht.

Sendung: Inforadio, 06.08.2021, 06:55 Uhr

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